65.Kapitel: Dort im Wolfsrudel

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Kajatan riss an seinen Ketten.
Das Metall lag so eng um seine Haut, das er sich schon die Hände hätte abtrennen müsste, um zu entkommen.
Doch je länger er gegen den unnachgibigen Stahl ankämpfte umso mehr erschien es ihm als eine Alternative.
Doch ein breiter Ring lagen auch um seinen Hals.

Die Kettenglieder klimmperten, als er sich ein weiteres mal gegen ihre Kraft stämmte, es kam ihm vor, als wollten sie ihn mit diesem Geräusch verhöhnen. Denn er wusste genau, das er nicht entkommen konnte. Er hatte zu oft gesehen wie die Gefangenen hier tobten und sich verausgabten, nur um am ende blut spuckend zusammen zu brechen.
Sein Verstand wusste das, aber es war nicht sein Verstand, der sich anfühlte, als hätten die Wachen ihre Sperre darin versenkt, sondern sein Herz.
Sie hatten Ri und sie würden ihr all die schrecklichen Dinge antun, die sie so vielen anderen angetan hatten.
Und es gab nichts das er dagegen tun konnte.
Aber sein Herz wollte das einfach nicht akzeptieren und trieb ihn weiter gegen die Ketten, bin seine Gelenke blutig und verschramt waren.

Immer wieder rief er nach Rehema und drohte ihr die schrecklichsten Sachen an, wenn sie Ri auch nur ein Haar krümmte, aber sie konnte ihn nicht hören.

„Junge, junge. Da sage noch einer, das Liebe nicht blind macht.“
Kajatans Kopf schoß nach oben, dorthin, von wo die Stimme gekommen war.
Taynahri hing über ihm an einem Seil, das zu dünn wirkte als das es ihr Gewicht halten könnte, aber es riss nicht. Es verlief aus einem geradezu winzigen Spalt in den Deckenplatten bis zu ihrer Hand und über die unbendigen Freude, die er bei ihrem Anblick empfand, vergaß er völlig sich darüber zu ärgern, das er sie nicht bemerkt hatte.

„Tay!“
Die junge Beschafferin grinste, als sie seinen Ausdruck sah.

„Hab ich dir nicht gesagt du sollst keinen Unsinn anstellen?“
Sie lachte und es halte zwischen den Leeren Zellen wieder.

„Hohl mich einfach hier heraus.“
Er hätte vor dankbarkeit weinen können, wenn sie ihn nur endlich befreien wollte, statt Witze auf seine Kosten zu machen.

„Nicht so ungeduldig.“
Rief sie und ließ das Ende des Seils zu ihm hinab sinken. Geschickt hangelte sie sich daran hinab und landete neben ihm auf dem staubigen Boden.

„Wie wäre es stattdessen mit einem danke.“
Sagte sie, während sie einen schlüssel hervor holte und quälend langsam begann seine Handschellen zu öffnen.

„Ich werde vor dankbarkeit vor dir auf die Kniehe gehen, wenn ich nur endlich hier raus kann.“

Sie schüttelte den Kopf über ihn, schloss aber auch die Kette um seinen Hals auf.
„Ich werde dich daran erinnern.“

Das Eisen fiel von seiner Haut und landete klappernd auf dem Boden. Kajatan konnte endlich wieder atmen. Vor freude viel er Tay um den Hals und lachte, als sie sich überrumpelt versteifte. Glücklich hielt er sie einen Moment, dann schoß der Gedanke an Ri, wie ein Stromschlag durch seine Verstand.
Schlagartig ließ er Taynahri los und griff nach dem Seil.
Er hörte sie hinter sich lachen, als er sich daran hinauf schwang, der Decke entgegen.
Es führte ihn direkt zu dem winzigen Ausgang, den Tay geschaffen hatte, als sie einen der riesigen Steine zur Seite wuchtete.

Irgendwo in seinem Gehirn fragte er sich, wie sie das alleine geschafft hatte, dann war er auch schon hindurch geschlüpft. Das nächste was er wahrnahm waren die Gerüche von mehr seiner Sorte und beinahe wäre er in seiner Hast in Joton hinein gerkracht. Verblüfft starrte er den Riesen an, jetzt wusste er, wie Tay den Stein hatte bewegen können.

Die schlüpfte hinter ihm durch den Spalt und knuffte ihn in die Seite.
„Da hatte es aber jemand sehr eilig dort hinaus zu kommen. Hattest du solche Angst vor den Folterknechten des Königs?“
Die Stichelei pralle an ihm ab. Stattdessen versuchte er in dem schmalen Gang, der sich vor ihm im Zwielicht abzeichnete, an Joton vorbei zu schieben, aber dessen massive Gestalt nahm den gesamten Raum ein.

„Darum geht es mir doch garnicht.
Sie haben Ri, verstehst du?“
Er konnte förmlich hören, wie Tay hinter ihm die Augen verdrehte, aber es kümmerte ihn nicht, denn in diesem Moment erkannte er eine Lücke zwischen Joton und der Wand.
Der blinzelte nur überrumpelt, als Kajatan sich an ihm vorbei zwängte.

„Kaj,“
hörte er Taynahri hinter sich rufen, doch er hielt nicht inne. Sein gesamtes Denken war auf Ri ausgerichtet. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.

„Verdammt, haltete ihn fest bevor er sich selbst umbringt.“

Wie aus dem Nichts erschienen zwei weitere Beschaffer vor ihm im Gang. Sie waren deutlich kleiner als Joton, aber dafür schneller und sie hatten das Überraschungsmomentum auf ihrer Seite.
Sie packten ihn, ehe er auf ihr Erscheinen Reagieren konnte und warfen ihn zu Boden.
Kajatan, dem diese Situation noch schmerzlich bekannt vorkam, biss um sich wie ein wildes Tier, aber zu zweit waren sie stärker.
„Lasst mich los, ihr Idioten.“

„Jetzt sei endlich still, sonst landen wir noch alle dort unten in der Zelle und dann wird niemand kommen und uns retten.“
Tay schlängelte sich an Joton vorbei, der sich so klein wie möglich machte.
Herrisch trat sie vor ihn und stämte die Hände in die Hüften.
Aus seiner Perspektive ragte sie über ihm auf, etwas das er sonst immer getan hatte.

„Was soll das? Warum befreist du mich, nur um mich hier fest zu halten. Auf wessen Seite stehst du?“

„Liebe macht scheinbar auch dumm.
Ich stehe auf meiner eigenen Seite. Wenn die Golem sich befreien können, können wir das schon lange.
Aber es haben zu viele von uns ihr Leben verloren, weil sie ihre Absichten den falschen offenbart haben. Ich werde nicht zulassen, das du dort hinaus stürzt und uns alle damit verrätst.“

Kajatans Augen weiteten sich, nur um sich im nächsten Moment zu Schlitzen zu verängen. „Warum hast du mich dann befreit? Wohl kaum aus bloßer großzügigkeit.“

Nur ein Zucken ihrer Krallen verriet ihm, das seine Bemerkung sie verletzt hatte, ihr Gesicht blieb unbewegt und hart.
„Nein. Wir brauchen dich.“
Sie klang nun beinahe traurig, aber noch immer zeigten ihre Züge nichts von dem was in ihr vor ging.

„Du bist der der sich als erster aufgelehnt und es überlebt hat. Alleine das wir dich auf unserer Seite haben wird viele dazu bewegen sich uns anzuschließen. Und deshalb muss deine kleine Freundin leider alleine klar kommen.“
Sie gab Joton einen Wink und der Riese griff an ihr vorbei und schloss Kajatan in seine riesige Pranke.
Der versuchte verzweifelt sich zu befreien. Zwar freute er sich das seine Rasse sich erhob, aber wenn es bedeutete, das sie ihn nicht zu Ri ließen, war es ihm nur im Weg.

Er biss um sich, bekam sogar eine Hand frei und schlug seine Krallen in Jotons Fleisch. Der Riese gab einen dumpfen Schmerzenslaut von sich, ließ aber nicht los.

„Lass mich Taynahri, ich muss zu ihr!“

Die Frau, auf deren Befehl hin sich der ganze Tross in Bewegung setzte, kam ihm mit einem mal fremd vor. Er hatte geglaubt sie wären Freunde, das sie ihn verstand aber nun schien sein Bild von ihr in Scherben vor ihm zu liegen, durchbrochen von einer härteren, erbarmungsloseren Version seiner einstigen Weggefährtin

„Und stopft ihm das Maul, nicht das er uns die Wachen auf den Hals hetzt.“

Das Herz der GolemNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ