88. Kapitel: Dort wo zuhause ist

296 54 14
                                    

Hinter den Stadtmauern erwartete sie Shinda. Die Sandbestie schien überglücklich seine junge Herrin wieder zu haben und tollte wie ein Jungtier durch die Dünen, unfähig sich zu beruhigen.
Er bestand darauf Ri zu tragen, auf ihrem Weg ins unbekannte Land, auch wenn es ihm schwer fiel das langsame Tempo der Menge zu halten.

Die Golem und vor allem die Beschaffer, die dem Löwenwesen zu nächste argwöhnisch gegenüber standen, gewöhnten sich schnell an seine ständige Gegenwart. Vor allem, weil er mit freuden eine riesige Menge des Gepäcks trug, das sie bei sich führten. Auch Kinder, die so lange Märsche nicht gewöhnt waren, durften regelmäßig auf seinem Rücken ausruhen.

Und so schob sich die gewaltige Karawane langsam durch die Wüste. Fast jeden Tag schlossen sich ihnen weitere Gruppen aus kleineren Städten an, so das der Zug bald eine beträchtliche Größe erreichte. Wenn die Spitze einen Dünenkam erreichte, dauerte es beinahe einen ganzen Tag, bis auch der Letzte in ihrer Gruppe diesen passiert hatte.

Die Zeit der Reise war Ri und Kajatan der Himmel auf Erden. Ri lachte viel und Kajatan konnte sich daran nicht satt sehen. Sie redeten mit einander und mit beinahe jedem in dieser gewaltigen Masse. Trotz der Anstrengung, die die Reise bedeutete war die Stimmung ausgelassen und bald begannen die Golem zu singen, wie es ihre Natur war. Ihre Stimmen schallten durch das unendliche Meer aus Sand und verkündeten jedem der sie hört die Freiheit, die sie gefunden hatten.

Das Lied trugen sie durch die Wüste, bis irgendwann die Spitzen eines riesigen Palastes vor ihnen auftauchten. Aufgeregt beschleunigten die goldenen Wesen ihre Schritte und auch die anderen Rassen ließen sich von der Euphorie anstecken. Jubelnd liefen sie auf das Gebäude zu, das immer weiter in den Himmel zu wachsen schien, je näher sie ihm kamen.

Er war weiter versunken, das erkannte Ri sofort. Der Sand hatte sich weiter hinauf gearbeitet und bedeckte nun beinahe alles bis hinauf zum Trohnsaal. Doch es störte sie nicht. Sie war zuhause angekommen. Endlich, nach all der Zeit.

Ri konnte die Präsenz des Herrn der Wüste immer deutlicher spüren und als sie das riesige Eingangstor durchschritten, berührten sich ihre Geister auf der Energieebene.

„Willkommen!“
Ri fühlte, wie das selbe Glück, das sie beim Anblick ihres befreiten Volkes empfunden hatte, nun ihn überschwemmte.

„Ich habe deinen Auftrag erfüllt“, sagte sie schlicht und konnte doch nicht verhindern, das ein breites Grinsen auf ihr Gesicht trat.

Er musste beinahe ein wenig lachen.
„Ja, das hast du mein Kind. Du hast getan wozu ich nicht in der lage war und ich danke dir dafür. Oh, ich danke dir tausend mal. Ich verneige mich vor deiner Stärke.“

Ri errötete.
„Ich bin nichts besonderes.“

Nun lachte er doch noch.
„Oh Kind. Ich wusste was ich tat als ich dich zu mir rief und dich um Hilfe baht. Du hast eine Seele, wie man sie nur selten findet, selbst in der Königsfamillie, der du entstammst.
Du warst schon immer eine der Stärksten, selbst als du noch unter dem Bann der Menschen gestanden hast.“

Ri erinnerte sich daran wie oft sie verkauft worden war, weil die Menschen sich vor ihren Augen gefürchtet hatten, die nicht ganz so tot waren, wie die der Anderen. War es das was er meinte?

Er nickte, als er ihre Gedanken sah.
„Glaubst du mir jetzt?“

Hinter ihr entstand ein kleiner Aufruhr und Ri musste sich umdrehen um zu erkennen was vor sich ging. Die Golem hatten vor staunen über den Palast beinahe den Kristall fallen lassen und versuchten nun ihn wieder zu fangen, eher er zu Boden glitt. Es gelang ihnen, ohne das Ri einschreiten musste.

„Vielleicht“, führte sie das Gespräch mit den Herrn der Wüste weiter.
„Aber es spielt keine Rolle. Wir sind hier und das ist alles was zählt.“

Das Herz der Golemحيث تعيش القصص. اكتشف الآن