36.Kapitel: Dort fließt Blut

269 51 0
                                    

„Schluss mit den Übungen,“
rief der Trainer über den Platz.

Die Männer, hielten in ihren Befehlen inne und die Bewegungen der Golem erstarben. Sie blickten zu ihm hinüber und in ihren Gesichter die selbe Frage wie auch Ri sie sich stellte.

Warum?
Es sah nicht aus als wolle er eine neue Bewegung demonstrieren. Sowieso fragte sie sich ob es nicht bald genug war. Sie lernte diese Schnipsel eines Kampfes jetzt schon seit vier Tagen und war sich ziemlich sicher, das sie die Hälfte bereits wieder vergessen hatte. Als einzige.

Dafür hatte die Zahl ihrer möglichen Gegner bereits merklich abgenommen.
Der Trainer hatte recht behalten. Viele der besonders fein gekleideten Herren waren irgendwann einfach nicht mehr aufgetaucht. Es war ihnen schlicht zu beschwerlich, all die Befehle zu lernen, die es brauchte um einen Golem richtig lenken zu können.

„Wir werden heute mit dem Kampftraining beginnen. Dazu werdet ihr euch zu Paaren zusammen finden. Bitte achtet dabei darauf, das der markierte Bereich nicht verlassen wird.“

Ri, die ihren Kopf nicht nach unten bewegen konnte, merkte erst jetzt, das durch den heißen Sand zu ihren Füßen, schwarze Bänder gespannt worden waren, die mehrere gleich große Bereiche von einander trennten.

Die Fläche erschien ihr winzig, mass sie doch nicht mehr, als zehn oder zwölf Schritte.
Und darin sollten sie kämpfen?

„Mit Waffen?“
hörte sie Kajatan hinter sich fragen.

Jedem anderen hätte er wohl spöttisch geantwortet, doch den Beschaffer wagte er nicht zu verärgern. Also erwiderte er schnell: „Ja, aber ohne zu töten.“
Dann wandte sich wieder einem anderen Mann zu.

Ri schluckte.
Sie hatte gewusst das dieser Moment kommen würde und hatte geglaubt darauf vorbereitet zu sein. Doch nun, als Kajatan ihr wortlos, aber mit mitleidigem Blick, die beiden Schwerter reichte, fühlte sie sich so wenig bereit wie am ersten Tag ihrer Existenz.
Sie wollte nicht gegen einen ihres eigen Volkes kämpfen und doch würde sie es tun müssen, wenn sie die Chance haben wollte sie alle zu befreien.

Ihre Finger zitterten, als sie sich um die Griffe schlossen und sie hoffte bloß das niemand es bemerkte.
Sie verstärkte die Spannung in ihren Muskeln, um sie ruhig zu halten, dann trat sie in das abgesteckte Viereck.

Ihr gegenüber schritt ein Golem auf die Fläche, der sie um einen guten Kopf überagte. Seine Rüstung war deutlich schwerer als ihre und würde ihn sicher verlangsamen, doch das schien er mit reiner Kraft ausgleichen zu wollen, denn bei jeder Bewegung erkannte man deutlich die breiten Muskel-Stränge unter seiner Haut. In seinen Händen lag eine Streitaxt, die beinahe so groß war wie Ris gesammter Torso.

Allein der Anblick der beiden halbmond förmigen Schneiden, jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
Ein Schlag und sie wäre in zwei Teile gespalten und sie bezweifelte, das ihr der Kristall dann noch helfen konnte.

Aber wie sollte sie einen solchen Giganten dann besiegen?
Es erschien ihr Aussichtslos und ihre Kehle schnürrte sich zu, als Todesangst in ihr hoch kroch.
Sie hatte sie schon lange nicht mehr gespürt und ganz sicher nicht vermisst.

Sie konnte nur hoffen, das Kajatan wusste was er tat. Sie würde sich auf ihn verlassen müssen.

Sie wusste, das er seitlich von ihr stand, denn sie hörte ihn atmen und fühlte seine starke Präsens wie ein elektrisches Feld, das über ihre Haut knisterte.
Sehen konnte sie ihn nicht, dafür schränkte der Helm ihr Sichtfeld zu stark ein, aber sie wusste trotzdem was für einen Gesichtsausdruck er in diesem Moment hatte.
Sie kannte ihn.

Seine Miene würde nichts verraten, aber seine Augen würden zischen ihr und ihrem Gegner hin und her wandern. Nervös und zu gleich berechnend.

„Denk daran, es ist ein Übungskampf. Keine Toten, ich hab keine Lust die hinterher weg zu räumen.“

Das Herz der GolemWhere stories live. Discover now