Epilog

315 59 45
                                    

187Jahre später

„Ich bin dagegen sie aufzunehmen! Erinnert euch was das letzte mal geschehen ist, als wir ihnen Gnade erwiesen haben.“
Der Golem, der das sagte, war einen deutlichen Kopf größer, als die anderen, die sich um den Tisch versammelt hatten. Seine Hautfarbe, die etwas von Asche bedecktem Sand hatte, verriet seine Herkunft aus den Östlichen Gefilden.

„Nun wir können sie schlecht einfach dort verhungern lassen“, hielt eine junge Golem dagegen, deren Beinstein Ton ihren westlichen Einschlag unterstrich.

„Ich bin in diesem Fall auf Farinas Seite“, erkärte der Dritte in ihrer Runde, ein junger Mann, mit heller Haut, die ihm sein Leben in der Knochensandebene beschert hatte.

„War ja klar, das du dich auf ihre Seite schlägst Serut. Du hast ja schon immer mehr zu den Feuerblütern gehalten als zu deinen Brüdern aus dem Osten.“

„Oh bitte“, mischte sich die Frau wieder ein.
„Wer wills schon etwas mit Leuten zu tun haben die an einem Ort leben, der verbranntes Land heißt und auf riesigen Eidechsen reiten.“

„Es heißt nur so wegen der Farbe. Das kommt vom Ascheberg! Und Eidechsen sind immernoch besser als eure roten Schlangen.“

„Beruhige dich Beergre“, baht ihn Serut.

„Ich will mich aber nicht beruhigen. Ich habe genug von eurem Gehabe, als wäret ihr etwas besseres!“

„Genug.“
Die Stimme, die das sagte, war ganz ruhig, aber sofort erstarb das Geschrei am Tisch. Die vierte Person, die mit ihnen saß erhob sich langsam. All die Jahre hatten sich in ihrem Gesicht nieder geschrieben und ihren Körper gebrechlich werden lassen. Sie musste sich auf einen Stock stützen, um aufrecht stehen zu können. Hunderte weiße und goldene Reifen bedeckten ihre Arme, die bei jeder zitternden Bewegung klimperten.

„Ihr solltet euch schämen“, begann sie mit kratzender Stimme zu sprechen.

„Wir sind hier um über Etwas zu entscheiden was das Schicksal eines jeden Golem der vier Reiche beeinflussen könnte und ihr habt nichts besseres zu tun als euch gegenseitig zu beschimpfen?“
Die drei zogen den Kopf ein, als die Älteste Ri sie scholt, als wären sie nicht die Anführer ihrer Reiche, sondern einfache Kinder.

Ein raues Lachen entrang sich ihrer Kehle, als sie sie so sah.
„Oh Kinder. Ihr müsst noch so viel lernen. Was soll nur aus dem Rat werden, wenn. Ich mein Amt nieder lege.“

Aufruhr entstand zwischen den Anwesenden. Diese Ankündigung erschütterte sie. Die Älteste leitete den Rat länger als die Drei lebten, sie konnten sich eine Welt ohne die alte Frau nicht einmal vorstellen.

„Aber Älteste Ri. Das könnt ihr nicht machen.“

„Kann ich nicht?“
Eine hoch gezogene Augenbraue verwies den jungen Mann wieder an seinen Platz.
„Ich bin weit über 200 Jahre alt. Denkst du nicht das es Zeit ist, das ich meinen Stuhl für einen jüngeren Bewerber frei mache?“

„Aber euer Volk will keinen anderen Anführer.“

Sie winkte ab.
„Das spielt nun keine Rolle mehr. Der Punkt ist...“
Das Reden hatte sie erschöpft und sie musste tief durchatmen, bevor sie weiter sprechen konnte.

„Ihr müsst euch zusammen reißen. Beergre, du bist stark und deine Leute lieben dich dafür.“
Der dunkle Mann richtete sich stolz ein Stückchen auf, doch als Ri weiter sprach sank er wieder in sich zusammen.
„Aber du musst endlich lernen deinen Kopf zu gebrauchen, nicht nur deine Muskeln.“

Dann wandte sie sich an Serut. Es fiel ihr schwer ihn zu schellten, denn er trug die Gesichtzüge seines Großvaters Kanri.
„Du bist weise für dein Alter, aber du lässt dich von persönlichen Gefühlen, Zuneigung zu Einzelnen leiten und überblickst nicht das Ganze.
Und nun zu die Farina...“

Das Herz der GolemWhere stories live. Discover now