18.Kapitel: Dort am Eingang

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Ri versuchte ihr hämmerndes Herz zu beruhigen. Ihre Muskeln waren verkrampft und sie wünschte nichts sehnlicher als sich endlich der wartenden Dunkelheit zu ergeben. Aber sie durfte nicht.
Durfte sich nicht regen, nicht zucken, nicht blinzeln.
Nichts tun was verraten könnte, das sie anders war als die leeren Golem neben ihr.

Sie befand dich im hintersten Teil des Lagers, hinter den unbewegten Körpern jener ihrer Rasse, die noch immer ohne Gefühle waren.
Doch Ri würde das ändern. Dazu musste sie jedoch das hier durchstehen. Das hieß starr sein, wie all die anderen.

Die Dunkelheit versteckte ihre Augen, die noch immer eine Spur von Gold aufwiesen. Doch die Finsternis, von der sie meinte langsam darin zu versinken, forderte ihren Tribut.
Ri wollte schlafen. Ihre Lieder wurden immer schwerer und die Augen offen zu halten wurde zunehmend zu einem Kraftakt.

Aber sie durfte nicht nachgeben. Auch wenn das hieß, das sich das Wesen immer weiter in ihr Bewusstsein grub.

Die Luke wurde mit einem mal geöffnet und schwaches Licht drang zu ihr hinein. In ihm meinte sie eine Gestalt ausmachen zu können, die sich geschmeidig wie ein Raubtier bewegte.

Ihr Herz schlug wieder schneller. Doch nicht vor Freude, sondern vor Angst. Das war nicht Kajatan.
Das blaue Gewand, das den schlanken Körper umhüllte wies ihn als einen der Wachen aus.

Augen so kalt wie Eis und scharf wie Messerklingen huschten durch den niedrigen Raum. Ri war sich sicher das Herz springe ihr gleich aus der Brust so schnell schlug es gegen ihre Rippen. Sie meinte er müsse es hören und dann wäre ihr gesamter Plan gescheitert.

Sie sah schon vor sich, wie sie Kajatan abführten und ihr den Kristall aus dem Fleisch rissen, so das sie wieder eines der unbewegten Werkzeuge wurde, das alle ihres Volkes waren. Die Bilder lösten eine krampfartige Übelkeit in ihr aus und sie musste gegen den Drang ankämpfen zu würgen.

Da wanderte der Blick des Beschaffers weiter. Er lief zwischen den einzelnen Kisten auf und ab. Öffnete Probeweise eine und nachdem er nichts gefunden hatte trat er zurück an die Leiter, die hinauf ins Licht führte. Ein letztes Mal schaute er sich in dem dämrigen Raum um, dann glitt er, mit flüssigen Bewegungen die Stuffen hinauf und die Lucke klappte zu.

Ri stieß den Atem aus, den sie angehalten hatte. Die Erleichterung füllte sie für wenige Sekunden mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl und sie taumelte. Es war ihr, als wäre sie all die Zeit von eisigen Klauen gehalten worden, die sie jetzt endlich entließen und erschöpft sackte sie in sich zusammen, noch immer ein seliges Lächeln auf den Lippen.

Ihr letzter Gedanke galt Kajatan, dann ließ sie sich vom Schlaf übermannen.

Kajatan stand auf dem Deck des Windschiffes und blickte der Stadt entgegen. Ri hatte er hinunter in den Lagerraum begleitet und ihr noch einmal eingeschärft nicht zu schlafen, ehe sie im Inneren waren.

Alle Golem, die er nicht bei Ri hatte zurück lassen müssen, schoben das Boot langsam durch den Sand auf das Tor zu. Am liebsten hätte er den Vorgang beschleunigt um es endlich hinter sich zu bringen, doch sie waren nicht die Einzigen, die das gewaltige Maul, das dass Tor für ihn darstellte, passieren wollten. Im gelben Sand reihten sich zahllose weiße Leiber aneinander, die Segel geräfft und Golem und Hamele schoben und zerrten an ihnen. Sie wirkten auf ihre Art wie steife Tiere, die sich um den Zugang zur einzigen Futterstelle stritten. Doch noch würde keiner von ihnen in die Stadt gelangen.
Die Straße, die hinunter zum Markt und zu den Docks führte war verstopft von all denen die hinaus in die Wüste wollten und ehe nicht auch der Letzte von ihnen den tiefen Sand der Ebene erreicht hatte, kam keiner von ihnen hinein.
Also warteten sie.

Neben ihm stand Danji, der Gehilfe des eigentlichen Händlers und zitterte am ganzen Leib. Kajatan brauchte ihn, weil nur er wirklich über ihre Ladung bescheid wusste und im Notfall Antwort geben konnte, sonst hätte er ihn wahrscheinlich längst ausgesetzt, unschuldig hin oder her.

Das Herz der GolemTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang