23.Kapitel: Dort leuchtet Erkennen

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„Was ist aus Tyron geworden?“,
fragte sie leise.

„Sie haben ihn getötet, weil ich meinen Auftrag nicht erfüllt habe. In ihren Augen war er weniger wert als die erfüllte Mission und ich konnte nichts tun um es zu verhindern.“

Ri erwartete bei diesen Worten irgendwas in Kajatans Augen zu sehen. Doch der hatte sich wieder verschlossen. War zurück gekehrt zu seiner kontrollierten, kühlen Art.

„Kajatan...“

„Nein, lass gut sein, Ri. Ich will nicht mehr darüber sprechen.“

Sie wusste das es wenig Sinn hatte weiter zu versuchen etwas aus ihm heraus zu bekommen. Wenn er nicht wollte würde nichts auf der Welt ihn dazu bringen auch nur ein Wort zu sagen.
Aber das Erzählte lag wie ein schwarzer Klumpen in ihrem Inneren. Nagend und fordernd, so als würde es sich erst auflösen, wenn sie die ganze Geschichte gehört hatte.

Sie wünschte sie könnte ihm helfen. Irgendetwas tun, das seinen Schmerz linderte, aber ihr fiel nichts ein und eine quälende Hilflosigkeit machte sich in ihr breit. Gerade setzte sie zu einem Satz an, dessen Inhalt ihr selbst noch nicht ganz klar war, als sie eine Bewegung im rechten Augenwinkel wahr nahm.

Eine schwarze Gestalt, kleiner als Kajatan, aber mit ähnlich Raubtierhaften Bewegungen, schwang sich durch das offene Fenster zu ihnen ins Zimmer.
Ein Beschaffer, schoß es Ri durch den Kopf. Doch ehe sie reagieren, oder auch nur einen Warnruf ausstoßen konnte, hatte er an ihr vorbei gesetzt.
Nein, eine Sie.
Das Gesicht von dunklen Stoffbahnen verdeckt, so das nur die gelben Augen zu sehen war, flog die Beschafferin an ihr vorbei und Ris Verstand sagte ihr, das es die selbe Frau war, die ihnen schon in Kurunkesch aufgelauert hatte.

Und noch etwas, erkannte sie in diesem Augenblick. Die Frau hielt auf Kajatan zu.
Der stand mit dem Rücken zu ihr und würde mit dem ersten Schlag zu Boden gehen, wenn Ri nichts tat.

Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle, der Kajatan herum wirbeln ließ und ihm gerade genug Zeit gab zu begreifen was geschah, dann stürzte sich die Frau auch schon auf ihren Artgenossen.

„Hör auf dich wie das Opfer zu verhalten! Du bist Schuld an Tyrons Tod!“,
fauchte sie und begrub Kajatan unter sich.

Der versuchte zu entkommen, wehrte sich mit Händen und Füßen und die ersten Blutstropfen regnenten zu Boden.
Ri wollte Kajatan helfen, doch als sie sich dem Knäuel aus, dunklem Stoff und wirbelnden Gliedmassen näherte, erwischte sie eine Pranke und sie taumelte zurück.

Golden rann es ihr die Wange hinab.
Der Schmerz raubte ihr für wenige Herzschläge die Sinne und so bekam sie kaum mit, wie Kajatan die Oberhand gewann und seine Gegnerin zu Boden drückte.

„Die Menschen haben ihn getötet!“
brüllte er der Frau ins Gesicht, die strampelnd versuchte frei zu kommen.

„Nein! Du warst zu schwach. Du hättest den Auftrag erledigen müssen!“
Unter ihrem Fauchen lag ein beinahe flehender Unterton, den Ri nicht richtig einordnen konnte.

„Dann wäre er noch dort gestorben!“
Erwiderte Kajatan deutlich.

„Unsinn. Er war stärker als du! Ich hab ihn beim Training gegen dich gewinnen sehen,“
knurrte sie.

„Nur weil ich ihn hab gewinnen lassen.“

Die Augen der Frau verängten sich.
„Lügner! Er war stärker. Ich weiß es. Und warum solltest du soetwas tun!“

„Weil ich wollte das alle glauben er sei stärker als ich! Damit so etwas eben nicht passiert.“
Schmerz klang aus seiner Stimme.
Schmerz über das eigene Versagen.

Die Gegenwehr der Frau erlahmte langsam, auch sie hatte den Ton bemerkt. Doch schien sie unsicher, ob sie ihm trauen konnte.

„Er war der beste von uns. Der beste..
Er hatte den Tod nicht verdient.“

„Glaubst du, das weiß ich nicht?“
fauchte sie.

Wieder versuchte sie los zu kommen, musste aber einsehen, das sie wenig Chancen hatte. Kajatan war stärker.
Ihre Glieder erschlafften und es wirkte fasst, als gäbe sie auf.
Doch, in ihren Raubtieraugen lag noch immer der selbe hasserfüllte Ausdruck, wie zu beginn des Kampfes. Sie starrten Kajatan an und es war schwer zu sagen, ob sie über seine Worte nachdachte, oder ob sie auf eine günstige Gelegenheit wartete, ihn anzugreifen.

Er sah auf sie hinab, lange und schweigend. Dann fragte er:
„Tay, bist du...?“

Sie unterbrach ihn abrupt.

„Du hast kein recht mehr mich so zu nennen,“
keifte sie wütend und schlug nach ihm. Er fing den Hieb ab, machte aber keine Anstallten seinerseits auf die Beschafferin los zu gehen.

Er seufzte und es klang wie das Resignieren über etwas das zu bruch gegangen war. Etwas, das bereits vor langer Zeit nicht mehr heil gewesen war und nur von ihm ignoriert wurde, weil er es nicht hatte sehen wollen.

„Taynari,“
begann er langsam, wie um sicher zu gehen, das sie ihn nicht wieder anfuhr.

„Bist du hier um mich umzubringen oder um mir Vorwürfe für das Vergehen des Königs zu machen?“
Er hielt seine Stimme so ruhig er konnte, aber Ri wusste was es ihn kostete dies vor zu bringen.

„Ich bin auf Befehl hier. Aber deine Leere zu beschaffen wird mir ein persönliches Vergnügen sein.“
Erwiderte sie, doch es klang eine Spur Unsicherheit darin mit.

Kajatans Gesicht blieb aussichtslos, bei diesen Worten. Nur Ri erkannte das verletzte Funkeln, das er sofort weg blinzelte.

Er erhob sich.
Die Frau, Taynari war im ersten Moment zu überrascht, um erneut anzugreifen.

Er stand da, die Arme leicht geöffnet, als warte er darauf das sie sich hinein stürzte. Er verharrte so, während sie sich langsam erhob. Sie blickte ihn an, lauernd, so als traue sie der Stille nicht.

„Du hast recht. Ich trage eine Mitschuld an seinem Tod, weil es mir nicht gelungen ist ihn zu beschützen.
Wenn du mich also wirklich töten willst, dann tu es jetzt. Aber es wird dir Tyron nicht zurück bringen.
Du würdest damit nur das tun was die Mörder deines Bruders von dir verlangen.“

Sie schüttelte den Kopf, so als versuche sie seine Worte los zu werden und langsam trat sie einen Schritt zurück.

„Nein, es ist deine Schuld. Du hättest deinen Auftrag erfüllen müssen.
Der König...“

„Der König hat ihn für entbehrlich gehalten und wollte mich mit seinem Tod bestrafen. Ich habe versucht ihn zu retten. Ich habe ihn angefleht mich an seiner Stelle zu töten.“

Wieder wich Taynari zurück, als hätte er sie geschlagen.
„Nein...“
fauchte sie wütend, aber in ihrem Blick stand unsicherheit geschrieben.

Ihre Krallen öffneten und schlossen sich, so als wisse sie nicht mehr was sie mit ihnen tuen sollte. Sie trat vor und wieder zurück, wobei ihr Gesuchtsausdruck immer finsterer wurde, so als ärgere sie ihre eigene Unentschlossenheit.

Dann ging ein Ruck durch ihren Körper und sie drehte sie sich um. Mit einem Satz sprang sie durch das Fenster und verschwand, noch ehe einer von ihnen sie aufhalten konnte.

Hey zusammen😬
Was haltet ihr von Taynari?

Ich finde ihre Charakter ziemlich schwierig und manchmal muss ich sie richtig zwingen das zu machen was ich will😅
Naja, würde mich auf jeden fall interessieren was ihr über sie denkt XD

Das Herz der GolemWhere stories live. Discover now