16.Kapitel: Dort im Schiffsbauch

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„Hier ist der Deal. Ihr bringt uns in die Stadt Amidala und dafür lasse ich euch am Leben.“
Kajatans Stimme schnitt wie die Klinge eines Schwertes durch den winzigen Raum, den die Führerkabine bot.

Die beiden zusammen gesunkenen Gestalten, mit denen er sprach rührten sich nicht. Nur der kleinere der beiden, vermutlich der Gehilfe zitterte ein wenig, doch unter dem strengen Blick seines Meisters wagte er nicht zu sprechen.

„Wir helfen keinen Attentäter,“
sagte dieser schließlich und spieh Kajatan vor die Füße.

Der zuckte nicht einmal mit der Wimper, seufzte nur, so als langweile ihn die ganze Situation und kratzte sich schließlich mit seinen auffällig langen Krallen am Kinn.  

„Wir sind keine Attentäter,“
sagte er ruhig, doch machte er sich nicht die Mühe den zornigen Unterton zu unterdrückten.
Der Gehilfe begann zu weinen, was ihn einen weiteren strafenden Blick des Händlers einbrachte.

„Ich weiß sehr genau was ihr seid und ich lasse nicht zu, das ihr mein Schiff benutzt, um in die Stadt zu gelangen und den König zu töten!“

Schneller als ihre menschlichen Augen folgen konnten, war Kajatan bei ihnen und packte den Mann am Kragen.
Er hob ihn hoch, als wöge er nicht mehr als ein Spielzeug, er röchelte, als ihm die Luft weg blieb.
Der Gehilfe, der eigentlich noch ein Junge war, sah mit aufgerissenem Mund zu dem Wesen hinauf, das die beiden mit dem kalten Blick eines Raubtieres musterte.

„Der König ist mir völlig egal. Wir wollen nur hinein, wage es jedoch nicht, mich auf die gleiche Stufe mit diesem Pack zu stellen.“
Sein Gesicht lag wieder hinter einem Tuch verborgen, doch Ri sah deutlich wie er darunter die Zähne fletschte und ein Knurren entwich seiner Kehle.

Sie hatte ganz vergessen wie bedrohlich er manchmal sein konnte. Doch sie wusste, das er es tat, weil es notwendig war.
Dieser Zorn allerdings, den er dem Händler so ungebremst entgegen schleuderte, rührte wohl von dessen Worten.
Wie tief mochten die Wunden sein, die seine Zeit in dieser Stadt zurück gelassen hatten?

Die Augen des Jungen richteten sich angstvoll auf sie, als sie sich aus dem Schatten des Durchgangs löste und auf die drei zu schritt. Sanft legte sie ihre Hand auf Kajatans Arm und zwang ihn mit dieser Berührung sie anzusehen.

Er verstand die Aufforderung in ihrem Blick und ließ den Mann wieder zu Boden sinken. Der fasste sich hustend bei der Kehle, bemüht von seinem Stolz zu retten, was zu retten war, vergebens.

Kajatan trat zurück, nicht ohne die Beiden noch einmal warnend an zu knurren und Ri stellte sich in die Mitte des kleinen Raumes. Sie versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln, aber es entglitt ihr, als die Blicke der Männer an ihrem Gesicht haften blieben. Ein verwunderter Ausdruck erschien auf ihren Mienen, dann wandelte dieser sich zu Erstaunen und schließlich zu Entsetzen.

„Was bist du?“
fragte der Händler fassungslos und da wurde Ri klar, das sie ihr Tuch im Sturm verloren hatte. Der Grund warum die Beiden sie so anstarrten war, dass man ihre goldene Haut deutlich sehen konnte, ebenso wie ihr helles Haar, beides Merkmale, die sie unverkennbar als Golem kenzeineten.

Angst schoss durch ihren Körper, wie tausend kleine Blitze und brachte ihr Herz dazu einen ungewollten Satz zu machen.
Sie schluckte schwer, um das Gefühl zu bekämpfen, doch es half nichts.
Sie hatte sich verraten.
Was sollte sie nun tun?
Ihre Verkleidung war aufgeflogen und die beiden würden es sicher weiter erzählen und dann.. und dann?

Ein Gedanke zuckte durch ihren Geist und brachte die Angst eben so schnell zum verschwinden, wie sie gekommen war. Sie fing ihre entgleisten Gesichtszüge wieder ein und legte ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. Dann sah sie die Männer, leicht von unten an, ihre Augen bewusst groß machend um den hilflosen Eindruck zu verstärken.

„Wie ihr seht, bin ich eine Golem. Ich muss mit dem König sprechen und ihm erzählen was mit mir passiert ist. Bitte, ich will ihm nichts böses, aber ich brauche seine Hilfe.“

Der Händler sah sie an, als wäre sie eine der Lagerkisten, die plötzlich mit ihm sprach. Ungläubig schüttelte der größere Mann den Kopf.

„Das ist nicht möglich,“
er war so überrumpelt, das er vergass Angst zu haben, etwas an das Kajatan ihn leise Grollend erinnerte.

„Glaub es oder nicht. Es ist eine Tatsache!“
bellte er ihn an und der Mann zuckte unter seinem Ton zusammen.

„Bitte,“
versuchte Ri es noch einmal.
„Wir wollen niemandem etwas tun, ich brauche nur Hilfe.“

„Nein!“,
schrie der Händler entschlossen, die Angst war zu einem schwachen Zittern in seiner Stimme verkommen.

„Ich glaube euch kein Wort! Das ist alles ein ausgeklügelter Trick, mit dem ihr uns herein legen wollt. Das ist bloß eine Maske, kein Golem kann sprechen, es sind Dinge!“

Ris Blick wurde kalt. Zorn wallte in ihr auf, wie die ersten Böhen eines nahen Sturms. Sie kannte diese Einstellung, ihrer Rasse gegenüber, hatte sie Jahre lang am eigenen Leib gespürt und sie machte sie noch immer unverändert wütend.

„Ich helfe euch,“
meldete sich die leise Stimme des Jungen zu Wort.

Ris Zorn verpuffte. Erstaunen trat an seine Stelle.
Glaubte er ihr?
Sah er die Golem anders?

„Danji!“,
rief der Händler zornig.
Doch ehe er sich auf seinen Gehilfen stürzen konnte, war Kajatan bei ihm und hielt ihn fest.

„Das reicht mir,“
mit diesen Worten trug er den Mann, der sich vergebens wehrte, hinaus durch den Gang und die Treppe im Lager hinauf. Ehe Ri recht begriff was er vor hatte, warf er den Händler über Bord.

Sie sah ihn entsetzt an, als er seelenruhig in die Kabiene zurück schlenderte.

„Warum hast du das gemacht?“,
fragte sie aufgebracht.

Er aber bleib gelassen.
„Er hätte uns früher oder später verraten. Der Sturm wied ihn nicht umbringen und so wird er noch eine Weile brauchen, bis er die Stadttore erreicht. Bis dahin wird uns keiner von ihnen mehr finden.“

Ris Mund klappte unentschlossen auf und zu. Sie wusste nicht ob sie diese Taktik für gut befinden, oder ihn für seine Rücksichtslosigkeit Vorwürfe machen sollte.

Der Junge schaute voller Angst zu Kajatan hinauf, als befürchte er seinem Meister nach folgen zu müssen.
Doch Ri schob sich in sein Blickfeld, um ihn auf ihr eigentliches Tema zurück zu bringen.

„Vielen Dank das du uns hilfst und das mit deinem Freund tut mir leid.“

Er zitterte noch immer, aber als er sprach klang seine Stimme erstaunlich fest.

„Er ist nicht mein Freund,“
dann schwand alle Festigkeit auch schon wieder und er wimmerte:

„Er wird mich umbringen, wenn er mich erwischt.“

Wie er so da saß, das schmale Gesicht gesenkt und die großen Augen von Tränen nass, tat er Ri leid, doch ehe sie etwas tröstendes Sagen konnte, machte das Boot eine drehung nach rechts.
Sie alle wurden herum geschleudert und die Seitenwand schickte sich in einem bedrohlichen Masse an, die Decke zu werden. Einen Moment waren sich alle sicher das sie jetzt kentern würden, doch dann hielt das Schiff plötzlich in der Bewegung inne.
Als sich der Boden wieder dahin senkte, wo er hingehörte, atmeten sie alle erleichtert aus.

Ri versuchte ruhig zu bleiben, doch am liebsten hätte sie geschrien und so klangen ihre Worte gepresst, als sie sagt: „Ich verstehe deine Bedenken, aber würdest du bitte das Steuern des Schiffes übernehmen, bevor wir auf der Seite landen.“

Das fahle Gesicht des Jungen wurde noch eine Spur bleicher, als er zitternd antwortete: „Das kann ich nicht.“

„Was?“,
schrie Kajatan entsetzt und wollte ihn schon packen.

Nun vollends in Panik schrie der Junge auf.
„Das Fahren wurde mir noch nicht bei gebracht. Bitte schmeiß mich nicht über Bord!“

„Und wer steuert dann das Schiff?“
fragte Kajatan, während er verzweifelt etwas suchte, an dem er sich fest halten konnte. Diese Art zu reisen, lag ihm noch weniger, als Shindas Rücken.

„Ich“,
antwortet Ri ruhig.

Das Herz der GolemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt