61.Kapitel: Dort unter Wölfsklauen

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Kajatan wusste wie seine Chancen standen. Mit Gegnern zu allen Seiten waren sie ziemlich null.

Aber Ri...
Wenn er hier getötet wurde, wäre sie alleine.

Seine Verstand schaltete sich wieder ein. Er arbeitet, wie er es gelernt hatte, alle noch so abwegig wirkenden Möglichkeiten durch, bis er eine fand, die tatsächlich funktionieren konnte.
Sie war einfach und würde voraus setzen, das seine Verfolger unaufmerksam oder zu langsam waren.
Es kam also auf sein Glück an.

Noch immer jagten sie, wie eine Gruppe Gleichgesinnter dahin. Jemand, der von Oben auf das Geschehen geschaut hätte, hätte sie wohl für eine Rudel gehalten, doch das waren sie nicht. Er war der Ausgestoßene in ihrer Mitte.

Die anderen rückten näher und mit ihnen das nächste Häuserdach. Kajatan sprang, zu früh, als das es ihn auf die andere Seite der von Menschen erschaffenen Schlucht bringen würde.
Er sah die Mauer näher kommen und bereitete sich auf den Aufprall vor. Es würde schmerzhaft werden, aber es war seine einzige Chance.

Seine feinen Ohren nahmen ein Pfiff wahr und er wusste sofort, das er nicht schnell genug gewesen war.
Es war diese Art von hochfrequenten Pfeifen, mit dem sich seine Rasse über große Distanzen verständigen konnte. Es war für Menschen nicht hörbar und damit das perfekte Mittel um sich unbemerkt unter ihnen zu bewegen.

Die Beschaffer, die nur wenige Schritte vor ihm waren, drehten sich noch im Sprung, fingen sich mit den Krallen an der Dachkante ab und einer erwischte ihn am Mantel.
Er fluchte innerlich, als er mit seinem Jäger in die Tiefe stürzte.
Der Fremde hielt in fest, so das er kaum die Möglichkeit hatte sich abzufedern. Wie ein einziges Knäul aus Schwarzem Stoff schlugen sie auf dem Plaster auf und Kajatan spürte, wie ein Knacken durch sein Rückrat lief. Für eine Sekunde bekam er keine Luft und die Angst zu ersticken packte ihn so plötzlich wie die Schwerkraft es getan hatte.
Er schnappte nach Luft und endlich füllten sich seine Lungen wieder.
Sein Verfolger, der zur Hälfte auf ihm gelandet war und dadurch den Sturz weit unbeschadeter überstanden hatte, verlor keine Zeit, sondern griff sofort nach seinen Handgelenken.

Kajatan knurrte, als sich die fremden Krallen in seine Haut bohrten. Den Schmerz nahm er kaum war, sein ganzes Sein war in diesem Moment von einem Gedanken erfüllt:
Wenn er hier starb war sie alleine!

Wie die Schatten des Tode, die sich auf ihn hinab senkten, sanken die anderen um ihn herab. Es waren sieben, den, der ihn gepackt hatte, mit eingeschlossen.
Panil kroch in ihm hoch, nicht nur wegen Ri und weil er sie niemals wieder sehen würden, ihr nie würde sagen können, wie sehr es ihm leid tat, sondern auch für sich selbst. Er wollte nicht sterben!

Er verlagerte sein Gewicht auf die Schultern, stämmte das Becken hoch und stieß dem Fremden die Füße in den Bauch. Er konnte förmlich hören, wie die Luft aus dessen Lungen gepresst wurde. Es genügte, um seine Hände frei zu bekommen und sein Gegner landete in der Menge, die sie umstanden. Ein weiterer ging mit ihm zu Boden, während Kajatan den Schwung nutzte, um auf allen Vieren aufzukommen. Dann stieß er sich ab und schoß vor, auf eine Lücke zwischen zwei Personen zu.

Schon fühlte er, wie er an ihnen vorbei kam, schon spürte er die Sonne der offenen Straße auf der Haut, schmeckte die Freiheit, doch dann krallte sich eine Hand schmerzhaft in seine Schulter. Er ging mit dem, dessen Nägel in sein Fleisch drangen nieder, nun unter dem Gewicht begraben.

Er kratzte über den Stein, in einem Versuch sich hervor zu ziehen.
Seine tierischen Instinkte sagten ihm, er solle Brüllen, ein Laut der einst zur Wahrung und Einschüchterung gedient hatte, doch hier würde er ihm nichts nützen.

Vier, der verbliebenen packten ihn, hoben ihren Kameraden von ihm herunter und verdrehten ihm im selben Atemzug die Arme auf dem Rücken.
„Das nennt ihr „Aufspüren und Gefangennehmen“? Ich habe schon menschliche Kinder gesehen, die das besser gemacht hätten.“

Kajatan, dessen Gesicht in den Staub der Straße gedrückt wurde, konnte nicht sehen wer da sprach, doch das brauchte er nicht. Er hätte die Stimme unter tausenden wieder erkannt.
„Gahdir!“
Er stämte sich gegen die Kraft, die ihn nieder drückte und schaffte es einen Blick auf seinen Bruder zu erhaschen, der groß und dunkel über ihm aufragte, seine Kollegen böse anfunkelnd.
Bei Kajatans Anblick huschte ein gemeines Grinsen über sein Gesicht und teilte die schwarzen Lippen. Weiße Zähne kamen zum Vorschein, wie ein Spalt Licht, in sonst vollkommener Dunkelheit.
„An weh erinnert mich dein Ausdruck.“
Er tippte sich gespielt nachdenklich gegen die Wange. Dann beugte er sich zu ihm hinab, so das Kajatans ganzes Blickfeld von seinem Gesicht eingenommen wurde.

„Ach ja, deine kleine Golem Freundin hat genauso ausgesehen, als ich sie erwischt habe.“

Jetzt brüllte Kajatan doch. Wie ein gefangener Wolf kämpfte er gegen die die ihn hielte, biss seine Haut unter ihren Krallen aufriss und der Geruch von Blut die Luft füllte.
„Was hast du mit ihr gemacht?“
Er schnappte nach seinem Bruder, der lachend zusah, wie er sich unter dem Griff seiner Kameraden wand.

„Oh, keine Sorge, du wirst sie im Totenreich wieder sehen.“
Fast zärtlich strich er über Kajatans Hals. Seine Zunge kam heraus und fuhr über die dunklen Lippen. Die Aussicht Kajatans Fleisch aufzureißen und die Knochen darin zu zerbrechen, schien ihm zu gefallen.

Einer der Umstehen räusperte sich.
„Die Befehle lauten Gefangen nehmen und zum König bringen. Lebend.“
Das letzte Wort betonte der Sprecher mit nachdruck, als wolle er sicher gehen, das Gahdir ihn verstand.
Der Knurrte, als hätte man ihm sein lieblings Spielzeug weg genommen.

„Ist ja gut. Ich werde ihn schon nicht töten und damit gegen einen Befehl verstoßen.“

Kajatan konnte den Zweiten nicht sehen, doch auch seine Stimme kam ihm bekannt vor, wenn auch nur entfernt.
Was ihn viel mehr beschäftigte, war die Frage, warum man ihn lebend wollte.
Der ursprüngliche Befehl war ganz klar „auslöschen,“ gewesen. Warum jetzt dieser Sinneswandel?

Er hörte Gahdir über sich leise glucksen.
„Aber es gibt keine Befehle dazu das er unverletzt sein soll, wenn wir ihn abliefern.“


Sie schleppten ihn nicht durch das große Tor. Für einfache Verräter war der Seiteneingang gerade gut genug.
Auf dem Boden der Flure, die sie auf ihrem Weg durchquerten hinterliess sein schlaffer Körper eine dunkle Spur, die im wenigen Licht tief Rot schimmerte. Er hing zwischen ihnen wie ein Stück Schlachtfieh und als sie ihr Ziel erreichten, ließen sie ihn einfach fallen. Er landete mit einem Klatschen auf dem kalten Marmor, der sich schon vor langer Zeit mit Blut vollgesogen und dessen Farbe angenommen hatte.

Zwei Wachen, die scheinbar auf sein Erscheinen gewartet hatten, schlossen die Tür, des dunklen Raums, dann schleppten sie ihn in die Schatten.
 

Hey, das ist jetzt das letzte mal, das ich so gemein zu meinen Charas bin, versprochen🙈
Ab hier geht es aufwärts😅

Das Herz der GolemOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz