26.Kapitel: Dort wo Pläne gemacht werden

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„Du willst.. “
brachte sie stockend heraus.

Er nickte.
„Eine Verkleidung oder eine Tarnung sind immer besser als der offene Kampf. Doch beides würde nicht funktionieren, also muss es dieser Weg sein.
Und in die schwarzen Insel sind wir auch nur auf diese Weise gelangt,“
erinnerte er sie.

„Ja, aber..“
Sie hielt inne, als sie merkte, das sie nicht wusste was sie sagen sollte.
Ja, aber da hab nur ich mich in Gefahr begeben.
War es das was sie hatte sagen wollen?

Er schien auf eine Antwort zu warten, den er sah sie fragend an.
Aber sie hatte keine Antwort und das ärgerte sie, denn das passierte zum widerholten male.
Sie fühlte sich nutzlos und die Wut auf sich selbst kehrte zurück.

„Wird diese Taynari dafür sorgen, das man uns zum König schleppt?“

Wieder schüttelte er den Kopf.
„Nein. Sie würde uns sofort umbringen, sobald wir uns ergeben würde, schließlich bin ich ihr Auftrag und du eine Mitwisserin.
Sie hat es beim ersten mal nur nicht getan, weil Tryons Name gefallen ist. Glück im Unglück würde ich sagen.“
Er klang dabei gelassen und distanziert und dennoch kehrten die Zweifel in Ri zurück, wenn auch nur leise und abwartend.

„Ich verstehe sowieso nicht wieso sie dich verschont hat,“
murrmelte sie.
Erschrocken schlug sie sich die Hände vor den Mund. Wie hatte sie so etwas sage können?
Es klang, als wünsche sie sich Kajatans Tod.

„Alleine bin ich ihr überlegen, das weiß sie.
Sie wollte mich finden und später mit der Truppe zurück kommen, aber als sie die Geschichte gehört hat, hat sie all das in den Wind geschlagen.
Das Tryons Tod ein Befehl des Königs war, wusste sie nicht. Keiner der Beschaffer, die ihn kannten wissen es. Ich hab es niemandem gesagt.
Stattdessen hieß es er wäre bei dem Auftrag gestorben.
Viele haben mir deswegen Vorwürfe gemacht, Tay eingeschlossen.“

Ri sah den Schmerz in seinem Gesicht und hörte gleichzeitig den Kosenamen, den er der Frau gegeben hatte.
Beides tat ihr weh und sie wünschte plötzlich nie gefragt zu haben.

„Ich habe ihnen nie gesagt wie es wirklich war.
Vielleicht hätte ich das tun sollen, aber ihr Zorn schien mir so gerecht.“

Sie betrachtete ihn, wie er so vor ihr stand. Den Kopf gesenkt, die Schultern angespannt, so als rechne er jede Sekunde mit einer Straffe und Ri erkannte warum er es seinen Kameraden nie gesagt hatte.
„Du glaubst selbst sein Tod wäre deine Schuld.“

Es war eine Feststellung, keine Frage, dennoch nickte er langsam.
Seine Augen suchten dabei ihre und in diem Moment lag so viel verletzlichkeit in ihnen, das Ri meinte es reiße ihr das Herz entzwei.
Sie wollte nicht das er lid.

„Wie du selbst gesagt hast. Der König gab den Befehl, nicht du.“

Er nickte, sah dabei zu Boden, als habe er sie kaum gehört und Ri konnte förmlich hören, wie er ihr in Gedanken wiedersprach.

„Ja, aber ich war zu schwach.
Ich habe den Auftrag nicht erledigt.
Ich konnte ihn nicht retten.“

Langsam, zögerlich trat sie zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.
Sie suchte seinen Blick und als sie es schließlich schaffte, das er sie ansah, sagte sie mit fester Stimme:
„Es ist die Schuld des Systems und derer, die es beherrschen. Du bist auch nur ein Opfer ihrer Taten.“

Er seufzte schwer und zog sie an sich, als könne nur ihre Nähe die Wunde in seinem Inneren schließen.
„Ja, auf gewisse Weise bin ich das. Aber zu sagen ich wäre all dem gegenüber hilflos gewesen, wäre eine Lüge. Ich mag nur die Waffe gewesen sein, die das Blut vergossen hat, aber ich hatte die Wahl. Gut, eine Wahl die wahrscheinlich meinen Tod bedeutet hätte, aber eine Wahl.

Ich habe auch einmal gedacht, das ich nichts für meine Taten könnte, schließlich wurde ich zum morden erschaffen. Aber du warst es, die mir das Gegenteil bewiesen hat.“

„Ich?“
fragte sie erschrocken.

„Ja. Erinnerst du dich noch an die Sanddrachen?“

Sie nickte. Wie hätte sie sie auch vergessen sollen. Einer von ihnen hätte sie beinahe verschlungen und nur Kajatans Eingreifen hatte sie davor bewahrt das Mittagsessen eines dieser Wüstengiganten zu werden.
Er hatte sich vor sie gestellt und die Drachen hatten ihn nicht angegriffen, weil er wie sie war.
Die Erkenntnis zuckte wie einer der weißen Blitze, die in den besonders großen Stürmen tobten, durch ihren Verstand.

„Du meinst, weil du nicht, wie die Menschen dir sagten, dazu bestimmst bist zu töten..“

Wieder nickt er.
„Auch meine Rasse ist ein Opfer der Menschen, aber wir wehren uns nicht und damit ist alles was wir tun auch unsere Schuld.“

Sie starrte ihn an, während er sanft eine der goldenen Strähnen zurück hinter ihr Ohr strich.
Sie wollte wiedersprechen, ihm verbieten all das auf seine Schultern zu laden, aber ihr fielen keine Worte ein, die hätten außdrücken können was sie empfand.

„Hätte ich mich erhoben, gegen dieses System, hätten wir alle uns erhoben, hätte Tyron nicht sterben müssten und das ist unsere Schuld.“
Jetzt klang er fest. Der Schmerz schien noch immer in seinem Blick zu liegen, aber er wurde von der Entschlossenheit des jungen Beschaffers überlagert.

„Es ist eine Schuld, die ich nicht länger zu tragen bereit bin.
Ich werde dir helfen dein Volk zu befreien, denn ohne die Golem geht die Menschheit unter. Deshalb ist es nicht länger nur dein Kampf, auch ich will meine Rasse retten.“

Da war sie wieder. Die Hoffnung, die in Ri wuchs, wie die aufgehende Sonne.
Aber sie hatte Angst, das diese Sonne, wie jeder Stern es irgendwann tat, immer größer wurde und irgendwann in sich zusammen fiel, ein schwarze Loch ind ihre Brust reißen, das sie unwiederbringlich verschlang.

„Aber wir haben keinen wirklichen Plan. Wenn wir uns gefangen nehmen lassen, werden wir getötet.“

Seine Züge verhärteten sich.
„Das stimmt. Es sei denn wir habe etwas das sie wollen und wofür sie uns brauchen.“

„Und was soll das sein?“
fragte sie Stirn runzelnd.
Jetzt war sie vollends aus dem Konzept geraten. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, was es gab, was der König noch von ihnen wollen konnte. Aber Kajatan kam mit seinen Plänen immer erst dann zu ihr, wenn diese fertig waren.
Nie machte er einen Vorschlag. Er überlegte sich was zu tun war und erläuterte dann ihr ihren Part darin.
Sie konnte nur hoffen, das es auch dieses mal so war, denn sie selbst hatte keine Idee.

„Du weißt selbst am besten, das die Menschen euch Golem brauchen und das der König über euch seine Macht erhält. Doch das kann er nur, solange ihr gefühllos seid. Wenn er also diese Säule seiner Macht bedroht sieht, wird er handeln müssen.“

Sie verstand nicht worauf er hinaus wollte. Sollte sie einfach durch das Tor spazieren, ohne Verkleidung und den König auf ihre Freiheit aufmerksam machen?
Er würde sie töten lassen, bevor irgendjemand auch nur davon erfuhr.

Er schien ihren Gedankengang gehört zu haben, denn er sagte:
„Wenn genug Menschen davon erfahren, es sehen, so das es keiner leugnen kann, dann ist das eine Bedrohung und er wird reagieren.

Ab da brauchen wir einen kleinen Blöf. Wenn du überzeugend genug behaupten kannst, das sich alle Golem befreien werden, aus einem Grund, den nur du kennst, da dachte ich du kennst dich mit eurer Natur besser aus und weißt was gutes, dann kann er dich nicht töten bevor er mit dir gesprochen hat und so kommen wir an ihn ran.“

Ri schwirrte der Kopf.
Fragen entstanden in ihrem Verstand und kreisten darin, wie ein Schwarm aufgeregter Vögel. Jede von ihnen wollte zu erst gestellt werden. Aber sie beschloss sich erst einmal auf die wichtigste zu konzentrieren.

„Wie sollen die Menschen davon erfahren?“

Sein Gesicht nahm einen fast entschuldigenden Ausdruck an, so als bätte er sie bereits um Entschuldigung für das was er nun sagte.

„Auf dem Markt wäre die Gefahr zu groß, das dich jemand entdeckt bevor du reden kannst.
Der einzige Ort, wo eine große Masse an Menschen sich auf einen Golem konzentriert, ist das Kolloseum.“

Das Herz der GolemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt