44.Kapitel: Dort in den Vorkämpfen

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Ri wollte schreien,
doch unter den Augen der Menge durfte sie es nicht.
Stattdessen presste sie ihre Zähne aufeinander, bis sie meinte ihr Kiefer würde brechen.
Der Schmerz war so unerwartet gekommen, das er sie völlig aus der Bahn geworfen hatte.
Sie hörte Kajatans Stimme, die ihr einen Befehl zurief und ihr Körper reagierte. Sie selbst hatte ihren Gegner aus den Augen verloren und konnte nur hoffen, das er wusste was er tat.
Und wirklich, spürte sie den Wiederstand, als ihre Klinge aus eine andere traf und das Metall aus ihrem Fleisch glitt.

Blut rann ihren Arm hinab und tropfte zu Boden. Es zeichnete ihren Schmerz in den Sand, in einer Schrift die niemand lesen konnte.
Sie war sich dessen nur allzu bewusst und auch das sie sich anstrengen musste, wenn sie wollte das es so blieb.
Vorerst.

Ihre Haut floss ineinander. Die Wunde schloss sich und der Schmerz verklang, doch das Blut blieb.
Und ihr Gegner schien mehr davon zu wollen.

Der Golem, der ihr gegenüber stand war klein, wie sie selbst und flink. Doch die wirkliche Bedrohung war sein Lenker, ein Mann, dem man seine Jahre deutlich ansah und der zu wissen schien, was er tat.

Nicht das erste mal hatten seine Angriffe sie getroffen, doch das erste mal so tief und Ri musste sich beherrschen nicht über die frisch verheilten Stelle zu streichen.

Zumal der nächste Angriff ihr keine Zeit dazu ließ. Stahl traf auf Stahl und Funken stoben. Einen Moment war ihr Gesicht dem ihres Gegners ganz nah und sie konnte durch die schmalen Schlitze in seine ausdruckslosen Augen sehen.
Dann schmetterte seine Kraft sie zurück und sie schwankte.
Er duckte sich und seine Klingen durchtrennen die Sehnen ihrer Wade.

Sie schrie, noch ehe sie am Boden aufkam.
Ihre Stimme halte über den Platz und ließ die Umstehenden verwirrt den Kopf wenden.

Stille trat ein, während alles für einen Herzschlag zu erstarren schien.
Dann ließ Kajatans Befehl Ri aufspringen.
Der Mann, der ihren Kampfpartner lenkte starrte fassungslos zu ihr hinüber, schüttelte dann aber entschieden den Kopf und ging wieder zum Angriff über.
Die Zeit der Überraschung hatte Ri gereicht um sich vorzubereiten, auch wenn die Wunde an ihrem Bein noch immer nicht gänzlich verheilt war.

Innerlich schalt sie sich für ihre mangelnde Selbstbeherrschung. Sie hatte gewusst das es wieder passieren konnte, hatte sich geschworen keinen Laut von sich zu geben und nun dass!

Mit einem schnellen Blick vergewisserte sie sich, das die Umstehenden sich wieder abwanten und alles für einen Streich hielten, den ihr Verstand ihnen gespielt hatte.
Nur wenige Augenpaare hingen noch an ihr und kaum eines mit Zweifeln im Blick, aber die die es taten schienen sich in ihre Haut zu brennen.

Was sollte sie tun, wenn man ihr den Helm abnahm?
Sie würden ihre Augen sehen.

Das Schwert ihres Gegners holte sie aus ihren Gedanken. Es zielte auf ihren Hals und Ri meinte bereits den Schnitt zu spüren, den es ziehen würde, den keiner der Schritte die man ihr im Training beigebracht hatte würden sie jetzt noch retten können. Doch Kajatan rief keinen von ihnen. Stattdessen kam von seinen Lippen ein Befehl, den Er sie gelehrt hatte.

Einen Herzschlag konnte sie sich nicht mehr an diese Bewegung erinnern und Panik packte sie. Doch dann reagierte ihr Körper wie von selbst und sie fiel nach hinten.
Die Klinge fuhr über ihren Kopf hinweg und ihre Hände trafen auf den Sand. Den Schwung nutzend ließ sie ihre Beine hoch schnellen und spürte das Auftreffen ihres Fußes unter dem Kinn des Golem.
Wesentlich weniger elegant als gewollt rollte sie sich ab und stand bereits wieder, bevor der gegnerische Lenker begriff was geschehen war.

Ihre Hände suchten nach ihren Kurzschwertern, um den Kampf endlich zu Ende zu bringen, fanden aber nur eines. Das zweite lag hinter der Linie, die den Platz markierte und war damit unerreichbar.
Kurz packte sie die Verzweiflung bei der Erkenntniss, aber schon im nächsten Moment schaltete sich ihr Verstand ein. Sie konnte auch mit einem Schwert gewinnen, sie durfte sich nur nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Noch ehe ihr Gegner sich erhoben hatte, jagte sie auf ihn zu. Dessen Stoß nach vorne, sollte ihren Angriff parieren, doch statt ins Messer zu laufen, sprang Ri über seinen Kopf hinweg und landete hinter ihm. Ihre Klinge zielte auf die Kehle, doch da wandte sich ihr Gegner ruckartig um.
Wieder stoben Funken, doch dieses mal konnte sie dem breiten Beidhänder nur mit einem ihrer Kurzschwerter stand halten. Das Metall glitt ab und fuhr in ihre Hand.

Der Schmerz zuckte durch ihre Glieder und reflexartig machte sie einen Schritt rückwärts. Blut schoß aus der Wunde und sammelte sich im Sand.
Erst einen Herzschlag später erkannte Ri, was da noch am Boden lag. Zwei ihrer Finger.
Abgetrennt am mittleren Gelenk, lagen sie wie die Zeugen dieses Kampfes im Dreck.

Unvermittelt packte sie Wut, auf den anderen Golem, wie er so vor ihr stand. Ihr goldenes Blut an seiner Klinge.
Sie wollte sie retten. Sie alle, auch ihn und dafür tat man ihr das hier an.
Der rationale Teil ihrer Selbst schrie, das es nicht seine Schuld war, aber das unerträgliche Brennen der Wunden schien diese Gedanken verglühen zu lassen.

Ihr Mund zuckte und nur unter aufbietung ihres letzten Rest Selbstbeherrschung gelang es ihr ihren Zorn nicht hinaus zu brüllen. Stattdessen schlug sie zu.
Ihr Hieb hatte auf die Schultern abgezielt und befriedigt sah sie das es nun sein Blut war, das floss.

Kajatan inzwischen hatte seine Schwierigkeiten ihren Angriffen zu folgen, als sie eine Salve nach der anderen auf ihren Gegner los ließ.
Er wusste das sie es bereuen würde, sehr sogar, also versuchte er sie aus ihrer Raserei zu wecken. Immer wieder rief er Befehle, die um winzige Schritte anders waren, als die die sie aufführen wollte.

Nur langsam weckte seine Stimme sie aus dem Verlangen nach immer mehr Blut. Beinahe hätte sie ihr Schwert fallen lassen, als sie erkannte, was sie da tat.
Tränen brannten hinter ihren Augen, doch es blieb keine Zeit sie zu vergießen, den ihr Angreifer nutzte ihr Zögern um seinerseits wie wild auf sie los zu gehen.

Die Menge, die den Kampf inzwischen mit Spannung verfolgte, begann zu jubeln oder zu buhen, als sie zurück gedrängt wurde. Ihre Rufe zerrten an Ris Konzentration und schienen ihren eigenen Herzschlag übertönen zu wollen. Von allen Seiten schlug das Gebrüll auf sie ein, machte sie orientierungslos und angreifbar.

Immer wieder traf sie das fremde Schwert, während sie das Gefühl hatte unter all dem zu ersticken.

„Ri!“

Kajatans Stimme rief durch all den Lärm ihren Namen.
Er klang so ruhig und sicher, das sich ihr rasendes Herz beruhigte.
In dem Sturm, den die Menge um sie los getreten hatte, schien er der Anker, an dem sie sich fest halten konnte und sie lauschte auf seine Worte, die das Schreien um sie her in den Hintergrund rücken ließen.

Die Ruhe half ihr den Angriffen auszuweichen und auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Dann geschah alles ganz schnell.
Ein Schlag, der sie verfehlte, ein Schritt zur Seite, eine schnelle Bewegung und ihre Klinge lag an seinem Hals.

Ihr schneller Atem normalisierte sich, als sie begriff, das sie gewonnen hatte.
Sie konnte es kaum glauben. Zwischendurch war sie sich sicher gewesen das sie unterliegen würde und alles umsonst gewesen war.

Sigall rief den Gewinner aus und Ris Schwert entfernte sich von der Kehle ihres Gegners.
Jetzt, wo der Kampf vorüber war, zu dem man ihn gezwungen hatte wirkte er auf Ri mit einem mal garnicht mehr bedrohlich.
Sie hatte es über das fürchten um ihr Leben und den Zorn über den ihr zugefügten Schmerz fast vergessen. Das nicht er sie bekämpfte, sondern sein Lenker.

In gewisser Weise war es sehr bezeichnend, fand sie. 


Hey Leute, ich bin wieder da😁🎆🎉
Ich bin seit ein paar Tagen wieder in Deutschland und hab mit schrecken fest gestellt, das meine Kapitel zur neige gehen. Ich muss mich also ranhalten, damit ich die Update Termine halten kann.😅

Aber es wird schon klappen😉
Also, bis zum nächsten Kapitel,
Eure Wolfsspuren🐺❤

Das Herz der GolemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt