67.Kapitel: Dort im Wolfskäfig

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„Hast du mich nur befreit um mich hier einzusperren?“

Kajatan brüllte in Richtung der hölzernen Tür, die seine neue Zelle von Tay und den anderen trennte.
Es war keine wirkliche Zelle, nur eine Abstellkamer, die so lange schon nicht mehr gebracht wurde, das sich kaum einer an ihre Existenz erinnerte.

Hier trug er weder Ketten noch hatte er die Folterinstrumente vor sich, aber was machte das für einen Unterschied? Er konnte nicht hinaus, nicht zu Ri und ihr helfen.

„Lass mich endlich hier raus. In diesem Moment könnte sie in Schwierigkeiten sein und sterben, weil ich nicht da bin!“

„Oder es geht ihr gut und du stirbst, weil du unvorsichtig bist.“
Antwortete ihm Taynahris Stimme von hinter der Tür.

Wütend hämmerte er gegen das Holz. Einen ganzen Tage hatte sie ihn nun schon hier eingesperrt und weigerte sich ihn heraus zu lassen, wenn er nicht versprach nicht zu Ri zu rennen. Beziehungsweise, in sein Verderben, wie sie sagte.
Natürlich hatte er daran gedacht zu Lügen, aber sie erkannte Lügen schnell und so war er immer noch hier.
Wie sie meinte zu seinem eigenen Schutz.
Ein Teil von ihm wusste, das sie recht hatte. Sein Verschwinden war sicher nicht lange unentdeckt geblieben und man suchte nach ihm. Wenn auch nur einer der treu zum König stand seinen Geruch aufnahm, wäre es mit ihm vorbei.

Aber was spielte das für eine Rolle, wenn er nicht zu Ri konnte.
Wenn sie während seiner Gefangenschaft hier starb, wäre es ihm sowieso egal ob er unter den Krallen seiner einstigen Kameraden landete.
Und er würde es Tay nie verzeihen, das wusste sie. Er hatte es in ihrem Blick gelesen, als sie ihm sein Essen brachte.

„Du bleibst da drin, bis sie dich vergessen haben.“

Kajatan meinte sich verhört zu haben.
„Das kann Monate dauern!“
Verzweifelt schlug er gegen die Tür, doch sie gab nicht nach.

„Dann dauert es halt so lange. Du kannst froh sein, das wir dich am Leben halten. Alleine würdest du doch sofort in die Arme der Wachen rennen!“
Langsam klang Tay aufgebracht.
Aber das war ihm egal. Sollte sie doch vor Wut zergehen, dann wusste sie wenigstens wie es ihm ging.

„Wenn wir ihn nur hier fest halten, nützt er uns garnichts,“
hörte Kajatan mit einem mal eine zweite Stimme. Sie drang nur als leises Flüstern durch die Tür und er war sich sicher den Sprecher nicht zu kennen. Er vergaß nie eine Stimme.

„Kümmer du dich nur darum, das er nicht ausbricht,“
war Tays einziger Kommentar dazu, dann entfernten sich ihre Schritte.

Er brüllte ihren Namen und hämmerte gegen die massive Tür, wie er noch vor wenigen Stunden gegen die Ketten gekämpft hatte. Aber einmal mehr, war er machtlos, etwas, das ihn halb wahnsinnig machte.

Die Stunden verstrichen und mit der Sonne sank Kajatans Mut. Erbarhmungslos senkte sie sich dem Horizont zu, so wie sein Hoffnung und gemeinsam verschwanden sie und ließen nichts als Dunkelheit zurück.
Seine Versuche mit dem Wächter ins Gespräch zu kommen und ihn zu überzeugen ihn heraus zu lassen, hatte er lange aufgegeben. Nur gelegentlich schickte er noch einen Fluch gegen seine einstige Freundin, dann wurde es still in seiner Zelle.

Kajatan hatte nicht wirklich geschlafen. Die Nacht hatte ihn in einen unruhigen dämmerzustand sinken lassen, aus dem er erschöpfter aufwachte, als er am Abend gewesen war.
Aber etwas hatte ihn geweckt.
Alle Müdigkeit fiel von ihm ab, wie frischer Wind den Sand der Dünen umschichtete. Da war ein Geräusch gewesen!
Draußen, vor dem winzigen Spalt, der als Belüftung dienen sollte.

Kajatan versuchte durch ihn hinaus in den Schlosshof zu blicken, doch der Bereich den er einsehen konnte war geradezu winzig.
Er hätte schreien können. Etwas ging dort unten vor sich, das sagten ihm seine Instinkete und er bekam es nicht mit, weil er hier eingesperrt war!

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