30.Kapitel: Dort wird eine Bitte gesprochen

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Taynaris Überraschung währte nicht lange, dazu war sie zu gut trainiert. Sie fing sich und blickte ihm nun mit all der Verachtung entgegen, die er von ihr erwartet hatte.

„Wie hast du mich gefunden?“
fauchte sie, stat einer Begrüßung.

„Du hast mich auch gefunden,“
war die einfache Antwort.

„Ich habe dir verboten mich Tay zu nennen,“
kam es zischend von ihren Lippen.

Kajatan zuckte nur mit den Schulter. Die unterschwellige Drohung, die in ihrer Stimme mitschwang, schien ihn völlig kalt zu lassen.

„Ich habe dich immer so genannt,“
entgegnete er mit einer Ruhe, die sie aus dem Konzept brachte.

„Damals waren wir noch auf der selben Seite,“
fauchte sie, in dem Versuch ihre Unsicherheit zu überspielen.
Diese Taktik funktionierte in der Regel ohne Probleme. Sie hatte nur vergessen, das Kajatan die Ausnahme von dieser Regel darstellte.
Er lächelte schwach auf ihren Vorwurf, was sie rasend machte.

„Ja. Wir waren beide auf einer Seite, das diese die Flasche war spielt dabei keine Rolle.“

Ihr Mund klappte auf.
Sie hatte sich nie mit den Verrätern unterhalten, die sie jagen sollte, aber sie hatte sich denken können was sie sagen würden, wenn sie sie sprechen ließe.
Sie hatte Worte wie diese erwartet und doch schien es ihr so völlig unmöglich, so frevelhaft, das jemand seinen Platz in all dem anzweifelte.

Sie hatte die Verräter immer gehasst. Weil sie ihr das Leben schwer machten, indem sie sie jagen musste. Und weil sie wusste, das keiner von ihnen entkommen würde.

Warum flohen sie, nur um den Tod woanders zu finden?
Und warum regte sie sich so darüber auf!
Was interessierte es sie, wenn diese Leute so dumm waren zu fliehen!

Den Zorn auf diese ihres Volkes hatte sie schon früher gespürt und jedes mal hatte sie ihn zu unterdrücken gesucht, denn sie wusste genau was ihn wirklich verursachte.
Neid.
Ein Teil von ihr wollte nichts lieber, als mit ihnen zu gehen.

Manchmal rechnete sie sich ihre Chancen aus. Sie war immerhin eine Jägerin, sie kannte die Muster und konnte vielleicht hindurch schlüpfen.

Aber diese Gedanken endeten immer mit der Erkenntnisse, das ihre eingebildeten Chancen eben genau das waren. Eingebildet.
Ihre Flucht würde mit ihrem tot enden. Genau wie die aller anderen.

„Solche Worte von dir!
Kajatan der grausame, der der nicht fragt.“

Er lachte freudlos.
„Wir haben alle getan was wir mussten um zu überleben.“

Sie betrachtete ihn, mit zusammen gekniffenen Augen. Was wollte er hier?
War er eigentlich Lebensmüde, einfach zu seinen Verfolgern zu laufen?

„Und warum hast du damit aufgehört?“
Sie beobachtete ihn genau, während sie diese Frage stellte. Sah das leichte Zucken seiner Lippen, als er ein Lächeln unterdrückte. Sah den Ausdruck seiner Augen, der plötzlich so weich wurde und verwundert runzelte sie die Stirn. Sie konnte sich nicht erinnern Kajatan jemals anders als kalt und kontrolliert gesehen zu haben.

„Ich habe jemand kennen gelernt,“
sagte er langsam, als wolle er diese Person vor ihr beschützen.

Sie schnaubte.
„Ja, das hab ich gesehen. Dieses Mädchen, das bei dir war.
Was ist sie, Mensch oder Beschaffer?“

Sie hatte sie nur kurz aus dem Augenwinkel gesehen, da ihre Aufmerksamkeit auf Kajatan gelegen hatte, aber sie erinnerte sich noch deutlich an die goldenen Augen.

Es war ein seltsames Gefühl sich an sie zu erinnern. Sie war nur ein beiger Fleck in ihrem Wahrnehmungsbereich gewesen, doch nun musste sie feststellen, das sie für Kajatan eine ganz andere Bedeutung hatte.

Das Herz der GolemWhere stories live. Discover now