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Letzen Endes kaufte ich ihr einen Gutschein für ein Café hier in der Nähe und schrieb in die Karte, dass sie mir für heute Abend das Outfit raussuchen durfte, weil sie mir schon seit Tagen in den Ohren gelegen hatte, dass ich etwas Besonderes anziehen sollte und ob ich mir nicht auch etwas neues kaufen wollte.

Allerdings bereute ich das direkt wieder als ich bemerkte, wie begeistert sie darüber war. Ich hätte mich freuen können, dass ihr mein Geschenk gefiel, aber eine solche Begeisterung ließ bei mir alle Warnlichter blinken.

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie mir einfach kurz sagen würde, was ich tragen sollte, aber stattdessen hatte sie schon vor einer Stunde begonnen meinen, sowie ihren, Kleiderschrank zu durchwühlen auf der Suche nach dem perfekten Outfit für mich.

„Willst du wirklich so dein Geburtstag feiern?", fragte ich zum dritten Mal.

Sie verdrehte die Augen. „Ja, genau so. Das war das beste Geschenk, was du mir hättest machen können. Ich liebe es andere Leute einzukleiden. Gehört zum Geschenk eigentlich auch, dass ich dein Make Up und deine Haare machen darf?"

„Äh..."

„Bitte!" Ihre Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund und sie hatte ihre Handflächen flehend aufeinandergelegt. „Sag ja!"

„Ich wollte eigentlich nur ein bisschen Wimperntusche auftragen und meine Haare offen lassen..."

„Okay, ich mach dir ein Angebot." Sie warf ihre eigenen Haare über die Schulter. „Ein eher schlichtes Augen Make-Up und deine Haare bleiben halboffen."

„Ist das deine Definition eines Kompromisses?"

„Ja." Sie grinste breit und machte sich weiter an den Klamotten zu schaffen. „Du akzeptierst? Und bevor du antwortest, denk daran, dass ich Geburtstag habe."

Lachend schüttelte ich den Kopf. „Wie sollte ich das vergessen?"

Kim drehte sich zu mir um, um mir die Zunge rauszustrecken.

„Na gut, aber bekommst du das zeitlich überhaupt alles hin?"

„Aber sicher, wir haben noch massig Zeit, bis wir los müssen."

„Moment mal." Ich hob die Augenbrauen. „Willst du damit sagen, dass du nichts mehr anderes machen willst? Du willst dich den gesamten Nachmittag nur auf die Party vorbereiten?"

„Uns auf die Party vorbereiten." Sie nickte, als wäre es das normalste der Welt. „Warum denkst du, haben sich die Jungs verabschiedet?"

„Die waren wohl schlauer als ich."

„Ha ha, sehr witzig." Sie bewarf mich mit einem Kleidungsstück, aber ich fing es lachend auf. Ich machte Anstalten es ihr zurückzuwerfen, aber sie schüttelte den Kopf. „Was hälst du davon?"

Erst jetzt schaute ich mir den Stoff genauer an. Es handelte sich um ein schwarzes Kleid. Ein enges schwarzes Kleid. Ein kurzes enges schwarzes Kleid. „Auf gar keinem Fall."

Sie verdrehte die Augen, schien aber nicht überrascht und nahm das Kleid zurück. „Habe ich eine Chance dich zu einem Kleid oder Rock zu überreden?"

„Eine Hose wäre mir viel lieber." Ich ließ die Tatsache unbemerkt, dass ich ihr eigentlich versprochen hatte anzuziehen, was auch immer sie wollte und freute mich darüber, dass sie das nicht wörtlich genommen hatte.

„Na gut, wenn es sein muss." Sie kramte weiter und warf mir dann meine kurze schwarze Hose zu. „Und dazu..." Sie warf mir ein weiteres, dunkelrotes, Kleidungsstück zu. „das hier. Hast du hohe Schuhe?" Bevor ich antworten konnte, hatte sie meine schwarzen Stiefelten mit breitem Absatz gefunden. „Ah, ja, die sind perfekt."

Währenddessen inspizierte ich das rote Oberteil. Es war kurz und enganliegend. Bevor meine Zweifel noch größer wurden, zog ich das Outfit an.

„Das ist perfekt!", rief Kim und nickte, zufrieden mit ihrer Arbeit.

Zögernd lief ich zum Spiegel und musterte mich kritisch. Auch wenn es sich nicht um mein Oberteil handelte, musste ich zugeben, dass es mir passte, als wäre es auf meinen Körper zugeschnitten gewesen. Es war tatsächlich kurz, aber da die Hose hochgeschnitten war, endete das Shirt genau an der Stelle, and der auch die Hose endete. Zumindest würde ich also nicht bauchfrei rumlaufen.

Dafür war der Ausschnitt aber recht tief. Tiefer als ich gewöhnlich trug, sodass der Ring an meiner Kette, der normalerweise verborgen blieb, gut sichtbar zwischen meinen Brüsten lag.

Objektiv gesehen musste ich Kim recht geben. Sie hatte ganze Arbeit geleistet. Dadurch, dass die Hose etwas lockerer saß, wirkte es nicht zu übertrieben. Dennoch wusste ich nicht, ob ich mich vollkommen wohl darin fühlte.

Mir war nie wirklich bewusst gewesen, wie sich mein Körper verändert hatte seit dem Unfall. Ich hatte gewusst, dass ich deutlich an Muskelmasse abgenommen hatte, aber dadurch, dass ich normalerweise nicht solch figurbetonenden Oberteile trug, hatte ich den Unterschied gar nicht so sehr bemerkt.

Wahrscheinlich machte der Verlust der Muskelmasse meinen Körper für viele noch attraktiver. Ich sah... weiblicher... aus. War das nun gut oder schlecht?

Was hätte Manu gesagt, wenn er mich jetzt gesehen hätte? Er hätte mir nicht verboten das anzuziehen. So etwas würde er niemals tun, aber er hätte mir wahrscheinlich gesagt, dass ich aufpassen solle. Er hätte gesagt, dass Jungs in meinem Alter scheiße seien und dass sie sich sehr leicht provozieren ließen. Dass das keine Entschuldigung für ihr schlechtes Benehmen sei, aber wir traurigerweise in einer Gesellschaft lebten, in der die Frauen noch immer häufig den Kürzeren zogen. Er hätte in jedem Moment auf mich aufgepasst, aber mir trotzdem so viel Freiraum gegeben, wie ich gewollt hätte. Doch wenn er mitkommen hätte, dass sich mir irgendjemand näherte und ich mich dabei unwohl fühlte, hätte die Prügelei nicht lange auf sich warten lassen.

Ich seufzte.

„Hm?", fragte Kim.

Ich schüttelte den Kopf und drehte mich zu ihr um. „Du siehst fantastisch aus!"

Sie hatte ihr blaues Kleid angezogen, das sie letzte Woche gekauft hatte und war gerade dabei sich zu schminken. „Danke, du aber auch. Gefällt es dir?"

Ich warf einen letzten Blick zurück auf den Spiegel und strich meine Haare nach Vorne, sodass sie mir über die Brüste fielen. „Äh... Ja, schon irgendwie..."

„Irgendwie?"

„Es ist gut."

„Es ist fantastisch!", korrigierte sie und widmete sich wieder ihrem Make Up.

Ich setzte mich auf mein Bett und wartete darauf, dass sie sich an mein eigenes Make Up zu schaffen machte. 

Greatest Love but Greatest FearOù les histoires vivent. Découvrez maintenant