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Kim schwärmte auf dem gesamten Weg in die Mensa von dem Training, obwohl ich eigentlich nichts getan hatte. Sie war gar nicht schlecht. An manchen Stellen konnte sie ihre Technik noch verfeinern, aber grundsätzlich sah es ziemlich gut aus. Ich wusste nicht, ob diese Techniken etwas bringen würden, aber mir war die Idee gekommen einige der alten Übungen, die mein Trainer mit mir gemacht hatte, als ich gerade mit dem Schwimmtraining begonnen hatte mit ihr zu machen, aber das würden wir erst beim nächsten Mal machen. Heute ging es mir in erster Linie darum mir anzuschauen auf welchem Stand sie war und natürlich darum zu schauen, ob ich in der Lage war das auszuhalten.

Es war nicht leicht und es fiel mir schwer mich die ganze Zeit auf Kim zu konzentrieren, während meine Organe in Flammen stehen zu schienen, aber ich hatte es hingekriegt und man sollte meinen, dass es besser und nicht schlechter laufen würde, je öfters ich es machen würde.

Nichtsdestotrotz war Kim begeistert gewesen und konnte gar nicht mehr aufhören sich zu bedanken, obwohl ich ihr immer wieder sagte, dass sie damit aufhören sollte.

Es war schlimm genug gewesen dort zu sein, da brauchte ich jetzt nicht auch noch im Anschluss ständig darüber nachzudenken.

„Wirklich, Elle, das war einfach großartig! Ich kann es immer noch nicht glauben! Ich dachte wirklich nicht, dass das doch noch passieren würde! Aber so ist es! Ich bin sprachlos-"

„Sprachlos?", unterbrach Robin, der mit Oli bereits am Tisch saß, als wir dazustießen. „So wie das klingt, bist du alles andere als sprachlos. Was ist denn passiert?"

„Elle ist passiert!"

„Das heißt?", wollte Oli mit gerunzelter Stirn wissen, während ich mich seufzend auf den Stuhl setzte.

„Das heißt, dass Elle mich trainiert hat!"

Robin blieb der Mund offen stehen und sein Blick wanderte abwechselnd von Kim zu mir.

„Wirklich?" Auch Oli schien es kaum glauben zu können.

Kim nickte und begann wieder zu plappern, während ich nur mit den Schultern zuckte.

„Das hier versteht man übrigens unter sprachlos sein.", stellte Robin fest, nachdem er und Oli zwei Minuten geschwiegen hatten, während sie nicht mehr aufgehört hatte zu reden und von unserem Training zu erzählen, obwohl es eigentlich kaum was zu erzählen gab.

„Haha, sehr witzig." Kim verdrehte die Augen. „Ich bin einfach glücklich!"

„Das merkt man, aber-" Robins schwarzen Augen hielten meinen Blick fest. „wie ist das passiert? Wann hast du dich entschieden es doch zu machen?"

Erneut entfuhr mir ein Seufzen. „In den Ferien."

„Wieso hast du nichts gesagt?"

„Können wir nicht über etwas anderes reden?", fragte ich und fuhr mir durch die Haare. „Ich werde versuchen öfters mit Kim zu trainieren, aber wir reden einfach nicht die ganze Zeit darüber? Oder am besten gar nicht?"

„Aber wieso denn?", fragte Kim, doch Oli unterbrach sie: „Nicht. Ich finde, wenn Elle nicht darüber sprechen möchte, dann sollten wir das akzeptieren. Sie trainiert mit dir, Kimmi, das ist doch alles, was du dir gewünscht hast, dann gib ihr wenigstens das, was sie will und spreche nicht ständig darüber."

„Na gut, du hast ja recht..." Sie griff nach der Gabel und begann ihren Salat zu essen, den sie bisher noch nicht angerührt hatte durchs lauter reden.

Mein Teller hingegen war schon fast leer. „Danke."

Oli lächelte mich an, während man Robin ansehen konnte, dass ihm tausend Fragen durch den Kopf schossen und es ihm Mühe kostete, diese für sich zu behalten, aber genau das tat er. Glücklicherweise.

Das restliche Essen über schwieg ich. Der Druck auf meiner Brust und sie Anspannung meines gesamten Körpers ließen nur sehr langsam nach. Es würde noch eine Weile dauern bis es mir wieder gut ging.

„Elle?", riss mich Robins Stimme aus den Gedanken, der mit seiner Hand vor meinem Gesicht wedelte.

„Hm?"

„Ich hab dich gefragt, ob du mit in die Bibliothek willst?"

„Oh! Ich..." Ich überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich hab noch ein Buch im Zimmer, also heute eher nicht..."

„Sicher? Du lässt doch sonst keine Gelegenheit aus?"

Mir fiel erst jetzt auf, dass die anderen beiden schon gegangen waren.

„Geht's dir gut? Ist alles in Ordnung?"

„Ja, ja. Sorry, ich..." Ich schloss die Augen für einen Atemzug. „Geh du nur allein, ich muss noch zuhause anrufen...", log ich. „Wir sehen uns später."

Er runzelte die Stirn, aber nickte. „In Ordnung. Bis später."

Ich nickte und stand auf. Während er in der Bücherei war, würde ich runter an den See laufen. Vielleicht beruhigte mich das ja.

Eigentlich war das schon unlogisch, aber es funktionierte meistens. Warum auch immer.

Man sollte meinen, dass der Stress, der durch die Nähe eines Schwimmbeckens oder durch die Berührung mit Wasser ausgelöst wurde, durch die Nähe eines See wieder aufgehoben wurde.

Doch auch, wenn das keinen Sinn ergab, es funktionierte. 

Greatest Love but Greatest FearWhere stories live. Discover now