Greatest Love but Greatest Fear

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„Aber das bin ich nicht. Ich bin auf den Geburtstag gegangen und an dem Tag... starb sie." Er machte eine Pause. „Ich war... Ich hatte... Ich bin so traurig gewesen. Es war... ich fühlte mich schuldig. Ich hatte sie allein gelassen. Am letzten Tag ihres Lebens. Sie war ganz allein gewesen. Keiner war bei ihr gewesen... Sie war noch so jung gewesen und trotzdem war sie reifer als ich es jetzt bin. Vielleicht lag es an ihrer Krankheit. Sie hatte so viel durchgemacht... Meine Mutter hatte, um mich zu trösten und in dem Versuch mir die Schuld abzunehmen, mal gesagt, dass sie glaubte, dass Lyca darauf gewartet hatte, um zu gehen. Dass sie nicht wollte, dass wir ihr dabei zusehen. Ein beschissener Trost, wenn du mich fragst. Wenn sie gewartet hätte, bis sie allein ist, um zu sterben, dann hätten wir sie nie allein lassen sollen... Sie hat nicht gelitten. Ihr ging es gut. Zumindest die Tage davor. Es wäre mir einfacher gefallen, damit umzugehen, wenn ich gesehen hätte, dass der Tod eine Erlösung für sie sei... Was mich zu einem riesigen Egoisten macht. Ich bin froh, dass sie friedlich gegangen ist und trotzdem hat es mir das nur schwerer gemacht... Verstehst du?"

„Natürlich.", antwortete ich und nickte. „Ich verstehe sehr gut."

„Ich war damals 14 Jahre alt", fuhr er fort. „und ich hatte einen Freund, dessen Cousin Tattoos stach. Ganz ehrlich? Ich würde jedem Kind in dem Alter sagen, dass er das nicht machen soll. Dass es eine dumme Idee sei. Dass es Gründe gibt, warum minderjährige sich keine Tattoos stechen lassen sollen. Ich sehe mich in diesem Fall ganz sicher nicht als ein Vorbild an. Es war eine dumme Idee und... naja... trotzdem würde ich es wieder tun. Ich hab das Tattoo nie bereut. Ich stehe heute noch genauso dahinter, wie damals und ich werde auch immer dahinterstehen. Ich weiß, dass das alle denken, die sich ein Tattoo stechen, aber dennoch. Es gab Stress. Natürlich gab es den. Meine Eltern sind ausgeflippt, was selbstverständlich ist. Ich war 14 Jahre alt. Natürlich waren sie sauer. Wobei sie mittlerweile, seitdem ihnen die Bedeutung klar geworden ist, dahinterstehen. Doch selbst wenn nicht, wäre es mir egal gewesen. Wirklich, ich würde jedem Kind sagen, dass er das nicht machen soll, aber ich habe es gemacht. Auch wenn es illegal war und habe es nie bereut. Wenn ich es damals nicht gemacht hätte, dann hätte ich meinen Eltern so lange in den Ohren gelegen bis sie mir es erlaubt hätten und wenn sie es mir nicht erlaubt hätten, wäre ich an meinem 18. Geburtstag zum Tattoo Sudio gefahren." Er schaute an sich herab, strich kurz über das Tattoo auf seiner Brust und legte seine Hand wieder auf meine Taille. „Lyca. Der Name bedeutet die Wölfin."

„Oh!", entfuhr es mir.

„Das Tattoo steht dafür, dass sie in meinem Herzen auf Ewig weiterlebt. Sie rennt, wie die Wölfin, die sie war. Ihr geht es gut, dort wo sie nun ist. Ich glaube nicht an ein Jenseits, aber eben weil es da meiner Meinung nach nichts gibt, geht es ihr ganz sicher gut. Ihr kann es nicht mehr schlecht gehen. In meinem Herzen lebt sie aber weiter. Wenn ich lebe, dann lebt auch sie. Denn ihr gehört ein großer Teil meines Herzens."

„Das ist wunderschön...", flüsterte ich und wischte mir die Tränen von der Wange. „Es tut mir so leid."

Robin zog mich enger an sich. „Mir tut es auch leid."

Auch wenn er es nicht gesagt hatte, wusste ich, dass er damit nicht nur Lyca meinte, sondern auch meine Familie.

So blieben wir liegen, Arm in Arm. Beide in Gedanken bei unseren Lieben, die wir verloren hatten und zeitgleich bei denen, die der andere verloren hatte.

Ob es ihm genauso ging, wusste ich nicht, aber ich für meinen Teil, fand in gewisser Weise sogar Trost darin. Ich hatte immer gedacht, dass er der letzte wäre, der es verstehen könnte und doch hatte er seine Schwester ebenfalls verloren. Auch er fühlte sich schuldig. Auch er vermisste jemanden. Jemanden, den er nie wieder sehen könnte.

Es war furchtbar das zu denken, aber es war ein tröstendes Gefühl zu wissen, dass man nicht allein war mit dem Schmerz.