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Robin und ich waren am Morgen zur Bucht gelaufen. Er lag auf den Boden, seine Hände hinter dem Kopf verschränkt, während mein Kopf auf seinem Bauch lag und ich aus einem Buch vorlas. Ich war mir zwar recht sicher, dass seine Frage, ob ich vorlesen könne, ein Witz gewesen war, aber ich hatte es trotzdem getan. Ich hatte das Buch gerade anfangen wollen, also hatte er nicht einmal den Anfang verpasst. Sehr weit kam ich allerdings nicht, bevor ich hörte, wie Kimmi auf uns zu gerannt kam. Sofort sprangen Robin und ich auf und schlossen sie, genauso wie Oli, der hinter ihn in die Bucht getreten kam, in die Arme.

„Wir hatten geahnt, dass ihr hier seid, aber ihr hättet ja schonmal auf unsere Nachrichten antworten können."

„Wir dachten ihr kommt erst heute Nachmittag.", verteidigte uns Robin. „Wir haben die Handys im Zimmer gelassen."

„Wir dachten wir machen ein paar Stunden digital Detox.", fügte ich hinzu.

„Gut, dass wir euch kennen! Wie geht es euch? Ich möchte alles wissen. Wir waren eure Ferien? Wie waren die Wanderwege? Wo seid ihr langgelaufen?"

„Kimmi!", unterbrach Robin sie lachend. „Durchatmen, hinsetzen, dann können wir alle erzählen."

„Genau, denn wir wollen auch wissen, wie es bei euch war." Ich setzte mich wieder neben Robin auf das Handtuch. Seine Hand lag auf meinem Knie. Mir wäre das gar nicht mehr wirklich aufgefallen. Es war normal, aber als ich Kims neugierigen Blick bemerkte, begriff ich, dass das nicht normal war. Nicht, wenn man es mit dem verglich, wie es vor ein paar Wochen noch zwischen uns war.

„Was haben wir verpasst?", wollte sie wissen. Ihr Blick wanderte zwischen uns hin und her.

„Einiges.", gestand ich. „Und doch nicht das, was du gerade denkst."

„Was denke ich denn?"

„Was denkt sie denn?", fragte Robin und nun wanderte auch sein Blick zwischen mir und Kim hin und her.

„Das ist momentan unerheblich."

„Finde ich gar nicht.", widersprach Kim und grinste schief. „Das sieht mir nach einer wirklich interessanten Geschichte aus."

„Kim, nein." Ich schüttelte den Kopf. „Darüber können wir später reden."

„Worüber denn jetzt?"

„Vergiss es einfach.", sagte ich zu Robin und wendete mich zu Kim. „Und du fürs Erste auch."

„Versprichst du mir, dass wir später darüber reden?"

„Ich verspreche es." Auch wenn ich nicht wusste, was ich ihr darüber erzählen sollte. Ich wusste nicht, was es zu erzählen gab. War da etwas zwischen Robin und mir? Ganz klar, ja. Die Frage war nur, was das war und zu was es wurde. Ich wusste noch immer nicht, ob meine Gefühle echt waren oder ob ich mir nur etwas vormachte. Vielleicht waren Robin und ich auch nur Freunde. Doch was hieß denn nur. Freundschaft war kein nur. Freundschaft war sehr viel. Und ich wollte mit Robin befreundet sein. Das wollte ich auf jeden Fall, nur was den Rest anging war ich mir unsicher. War es mehr als Freundschaft? Doch bevor ich weiter darüber grübeln konnte, zeigte ich auf das zweite Handtuch. „Setzt euch. Es gibt da etwas, was ich euch schon seit langer Zeit erzählen sollte."

„Wirklich?" Robins Augenbrauen hoben sich. „Jetzt? Bist du bereit?"

„Ja, jetzt." Robins Hand drückte etwas fester und er lächelte mich an. Er war für mich da und mit ihm an meiner Seite, konnte ich es nun endlich tun. Es war an der Zeit, dass ich meinen Freunden die Wahrheit erzählte. „Ich bin bereit euch alles zu erzählen."



ENDE


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Erst einmal vielen lieben Dank, dass ihr die Geschichte bis hierhin gelesen habt: das bedeutet mir echt viel! Und auch Danke für eure ganzen Kommentare <3

Ich nehme eine Sache schonmal vorweg, weil ich mir ganz sicher bin, dass das in die Kommentare kommen wird: Es geht um Elle und Robin. Ich hab mich während des Schreibens ständig umentschieden, ob die beiden zusammen kommen sollen oder „nur" Freunde bleiben. Zuerst wollte ich ganz gleich mit denen als Paar enden, dann eindeutig als Freunde und dann ging es hin und her, aber während ich die Geschichte geschrieben habe wurde mir klar, dass der Grund, warum ich mich nicht entscheiden konnte, der war, dass die Charaktere selbst noch nicht bereit waren diese Entscheidung zu treffen. Zwischen ihnen ist eine besondere Verbindung, aber ob die romantisch oder platonisch wird, ist einfach noch unsicher. Es gibt zu viel zu verarbeiten. Wir haben Elle auf ihrem Weg bis hierhin begleitet, aber noch ist sie nicht am Ende, doch auch Robin. Ein Teil (ich behaupte nicht, dass das sein einziger Grund war) seiner Faszination für Elle entstand auf jeden Fall dadurch, dass sie ihn anfangs nicht mochte. Das war er nicht gewohnt. Zusätzlich hat er einen Helferkomplex, weil er das Gefühl hat seine Schwester im Stich gelassen zu haben.

Für mich war es am Ende die einzige Möglichkeit diese Geschichte so zu beenden. Beide müssen sich über den Ursprung und die Ausmaße ihrer Gefühle klar werden. Vielleicht wird daraus eine romantische Beziehung, vielleicht auch nicht. Das muss die Zukunft zeigen und ihr dürft gerne selbst entscheiden, wie es für euch weitergeht. Eine Sache will ich aber an dieser Stelle aber noch betonen: das eine ist nicht besser als das andere. Eine romantische Beziehung und eine platonische Freundschaft können beide eine sehr enge und besondere Verbindung zwischen zwei Menschen sein.

Das wollte ich nur schonmal loswerden. Des Weiteren wollte ich euch noch etwas fragen. Die Tatsache, dass ihr bis hierhin gelesen habt, zeigt schon deutlich, dass ihr die Geschichte nicht ganz schrecklich fandet, aber mich würden ein paar Details (und auch Kritik) interessieren. Ein bisschen in Form von Testleser-Feedback. Wenn ihr also Lust und ein bisschen Zeit über habt, dann würde ich mich sehr freuen, wenn ihr mir (gerne als Privatnachricht) schreiben würdet (ich bin bald allerdings knapp 3 Wochen im Urlaub und werde voraussichtlich kein oder wenn dann selten Internet haben. Wundert euch also nicht, wenn ich nicht antworten sollte.), was euch gefallen hat, was euch nicht gefallen hat. Ob ihr die Charakterentwicklung nachvollziehbar fandet oder es euch zu schnell/langsam/sprunghaft geschehen ist. War die Geschichte zu lang? Konntet ihr mitfiebern? Was hat euch daran gehindert? Zu viel/wenig Dialoge? ... Einfach was euch einfällt und ganz wichtig auch ehrliche Kritik. Ich möchte mein Schreiben verbessern und durch das Schreiben selbst wird man zwar automatisch besser, aber Kritik ist ein wichtiger Teil davon, damit ich die Schwachstellen erkenne und daran arbeiten kann.

Aber bitte, fühlt euch nicht gezwungen das zu machen!

Ich danke euch für alles und freue mich euch in der nächsten Geschichte (die noch etwas auf sich warten lassen wird, sorry) wiederzusehen <3

Greatest Love but Greatest FearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt