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„Du musst doch etwas Essen.", meinte Adrian, der vor mir in der Hocke saß und nun seine Hand auf meinen Oberarm legte. „Wann hast du das letzte Mal gegessen? Hast du gestern zumindest gefrühstückt?"

Mein Kinn senkte sich einige Millimeter, zu mehr war ich nicht im Stande gewesen.

„Gut, aber das ist trotzdem schon fast einen ganzen Tag her."

Ich blinzelte. Fast einen Tag? Wie viel Zeit war vergangen?

Als hätte er meine Gedanken gehört, meinte er: „Es ist drei Uhr in der Früh."

Es waren diese Worte, die mich dazu brachten, endlich wieder zu sprechen, wobei meine Stimme kaum mehr als ein Krächzen war: „Wirklich?"

Er nickte. Tiefe Falten lagen auf seiner Stirn.

„Sorry."

„Du musst dich nicht entschuldigen!" Er versuchte zu Lächeln, doch seine Augen zeigten noch immer die Sorgen, die er sich machte. „Das hatten wir doch schon."

„Ich..." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also brach ich ab.

„Wir können hier die ganze Nacht bleiben. Das ist gar kein Problem, aber du musst was essen. Bitte."

„Kann ich erst was trinken?", fragte ich nach einigen Sekunden des Zögerns.

Sein Lächeln wurde breiter und er sprang so schnell auf, dass er fast sein Gleichgewicht verlor und nach vorne stolperte. „Kommt sofort!"

Das Schucken fiel mir schwer, aber es tat gut. Mein Hals war staubtrocken gewesen. „Danke."

„Und jetzt isst du was." Er hielt mir einen Teller mit Pommes hin. „Sehr viel Auswahl gibt es hier nicht. Sorry."

„Ach, was." Ich nahm den Teller und legte ihn auf meine Oberschenkel. „Du kannst dir ruhig auch was nehmen."

„Nein, das ist dein Essen!"

„Ja, aber bediene dich bitte." Ich nahm eine Pommes und biss ein wenig davon ab. „Abgesehen davon, dass du sie bezahlt hast, wobei ich dir das gleich alles zurückzahle und dich natürlich einlade-"

„Nichts da.", unterbrach er mich. „Du hast mich schon zum Essen eingeladen, was nicht nötig gewesen wäre und außerdem hab ich nichts dafür bezahlt. Genaugenommen hat uns mein Vater eingeladen und das ist in Ordnung. Der nimmt nie Geld von meinen Freunden an."

„Abgesehen davon,", fuhr ich fort. „Bekomme ich das alles eh nicht runter."

„Du musst was essen!"

„Tue ich doch." Als Beweis steckte ich mir eine weitere Pommes in den Mund. „Siehst du?"

Skeptisch hob er die Augenbrauen. „Das waren zwei Stück."

„Ja, noch!" Ich aß noch eine, obwohl mein Magen rebellierte. Natürlich wusste ich, dass er recht hatte. Ich musste was Essen, aber mein Magen wollte das nicht. „Ich esse ja, aber bei aller Liebe, ich werde das nicht aufessen können. Vorher... Vorher kotz ich."

Er lachte, setzte sich neben mich und nahm sich eine Pommes vom Teller. „Na gut."

„Danke!"

„Aber du isst schön weiter!"

„Jaaa." Ich verdrehte die Augen und nahm noch eine.

„Musst du vielleicht zuhause bescheid sagen?"

„Ne, Christoph hat eine Arbeitsreise. Nur heute Nacht, aber das heißt der merkt sowieso nicht, dass ich nicht da bin."

Er runzelte die Stirn als ich Christoph sagte, aber fragte nicht danach.

Greatest Love but Greatest FearWhere stories live. Discover now