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„Was?", fragte ich, unsicher, ob ich mich nicht verhört hatte.

„Wer ist Adrian?", wiederholte Robin.

„Woher-", begann ich, unterbrach mich aber selbst, als ich mein Handy auf dem Nachttisch sah, wo er gerade hingeschaut hatte. Mit schnellen Schritten durchquerte ich den Raum und nahm es in die Hand. Tatsächlich hatte ich eine neue Nachricht von Adrian.

„Wer ist er?"

„Was geht dich das an?" Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Und überhaupt, wie kommst du auf die Idee meine Nachrichten zu lesen?"

„Das wollte ich gar nicht."

„Ach, nein?" Ich verdrehte die Augen. „Dann hast du das ganz aus Versehen gemacht?"

„Ja! Also nein."

„Was denn jetzt?"

„Ich dachte es wäre mein Handy.", erklärte er und zeigte auf sein Handy, das ebenfalls auf dem Nachttisch lag. „Wir haben das gleiche Modell, schon vergessen?"

In dem Fall musste ich ihm zustimmen. Wir hatten tatsächlich das gleiche Handy, sogar dieselbe Hülle nur in verschiedenen Farben, aber wenn sie, so wie gerade, mit dem Display nach oben lagen, konnte man sie sehr leicht vertauschen. Trotzdem ging es ihm nichts an was ich mit wem schireb.

„Also, wer ist er?"

„Ich wiederhole: Was geht dich das an?"

„Es ist also dein Freund?"

„Und wenn?", fragte ich.

„Er ist also dein Freund? Dieser Adrian?"

„Dieser Adrian?", wiederholte ich und versuchte seinen sarkastischen Tonfall zu treffen. „Was soll das denn heißen?"

„So toll scheint er ja nicht zu sein, wenn es dir peinlich ist uns von ihm zu erzählen."

„Wer sagt denn bitte, dass er mit peinlich ist? Adrian ist der absolute Wahnsinn!"

„Und wieso hast du ihn uns dann verheimlicht?"

„Gegenfrage: Warum sollte ich dir von ihm erzählen? Es geht dich schließlich nichts an."

„Ich finde es echt dreist, dass du einen Freund hast und es uns nicht erzählst."

„Ich finde es echt dreist, dass du das als dein Recht beanstandest.", gab ich zurück. „Das ist wirklich dreist!"

„Wieso bist du denn mit ihm zusammen, wenn er dir peinlich ist?", wollte er wissen, als hätte er nichts von dem gehört, was ich vorher gesagt hatte. „Du könntest auch jemand besseren haben. Jemanden, der dir nicht peinlich sein müsste, so wie dieser Adrian."

„Um das noch einmal klarzustellen: Es gibt nicht mal ansatzweise einen Grund dafür, dass mir Adrian peinlich sein könnte. Er ist einfach großartig. Vom ersten Moment an, als ich ihn traf, war er einfach unglaublich!"

„Lüg doch nicht." Er verdrehte die Augen. „Wenn er so toll wäre, hättest du uns davon erzählt."

„Vielleicht aber auch nicht."

„Das wäre aber unlogisch."

„Nicht alles auf der Welt befolgt die Regeln der Logik.", gab ich zu bedenken. „Und überhaupt: abgesehen davon, dass es dich nichts angeht und ich keinerlei Zwang unterliege, irgendjemanden irgendetwas erzählen zu müssen, weißt du doch nur mit Sicherheit, dass ich dir nichts von Adrian erzählt habe."

„Was soll das denn heißen?"

„Das soll heißen, dass ich dir nichts von ihm erzählt habe, auch wenn er mir nicht peinlich ist, aber dass ich anderen Menschen vielleicht sehr wohl etwas von ihm erzählt habe."

„Als ob."

„Woher willst du wissen, dass ich das nicht getan habe?"

„Wem denn?"

„Kim."

„Kim?"

„Ja, Kim.", bestätigte ich. „Kim habe ich von Adrian erzählt. Sogar schon bevor die Schule wieder angefangen hat."

„Das glaub ich dir nicht."

„Dein Pech." Ich zuckte mit den Schultern. „Es ist mir ehrlich gesagt, egal was du denkst. Glaub was immer du glauben willst, aber wehe du liest noch einmal meine Nachrichten."

Meine Lust mir mit Robin jetzt noch einen Film anzuschauen, war unterirdisch, weswegen ich nach meiner Jacke griff und das Zimmer verließ, was gleichzeitig bedeutete, dass ich Robin allein in meinem Zimmer zurückließ. Abgesehen davon, dass mir das in diesem Moment sowieso egal war und ich mich mittlerweile daran gewöhnt hatte, wäre die Alternative ja nur, dass ich bei ihm Zimmer blieb oder mit ihm diskutierte, um ihn dazu zubringen zu gehen. Was beim ersten Mal dazu geführt hatte, dass ich ihm einen Kuss zu gesichert hatte, der am Ende etwas eskaliert war. In eine solche Situation wollte ich nicht noch einmal kommen.

Am See angekommen, las ich Adrians Nachricht:

„Na, wie ist es gelaufen? Ich bin mir sicher, dass du es ohne Probleme geschafft hast!"

„Ohne Probleme wäre wohl etwas übertrieben, aber ich hab es überlebt. Dank dir"

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis seine Antwort ankam: „Das hast du ganz allein geschafft"

„Nein, ehrlich, ohne dich, wäre das nicht möglich gewesen!"

„Hör doch auf damit dich zu bedanken. Das ist echt nicht nötig!"

„Das sehe ich anders"

Greatest Love but Greatest FearWhere stories live. Discover now