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„Bereit?", fragte Robin, seine Hand auf dem Türgriff.

Nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte, nickte ich. „Ich denke schon."

Gerade als ich die Tür hinter mir wieder zuzog, öffnete sich die Zimmertür meines eigenen Zimmers und Kim kam, gefolgt von Oli, heraus. „Oh mein Gott, Elle!"

Bevor ich etwas sagen konnte, hatte sie sich mir bereits um den Hals geworfen.

„Danke, danke, danke!"

„Schon okay."

„Das war nicht nur okay! Das was du für uns getan hast war unglaublich!", rief sie und nickte schnell auf und ab. „Verdammt, aber wie geht's dir?"

„Gut.", antwortete ich, ohne zu wissen, ob das die Wahrheit war.

„Sicher?"

„Sie sagte, es ginge ihr gut. Vielleicht lassen wir es dabei.", kam mir Robin zur Hilfe.

Ich nickte ihm dankend zu und zeigte zu unserem Zimmer und dann an mir herab. „Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich mich anziehen gehen."

„Oh klar!" Kim sprang zur Tür und hielt sie mir auf.

„Ihr könnt auch schonmal gehen.", schlug ich vor.

Doch Kim schüttelte den Kopf. „Ne, wir warten hier kurz auf dich!"

„Oh... Okay." Ich hatte eigentlich gehofft ein paar Minuten für mich zu haben, doch stattdessen zog ich mir endlich wieder meine eigenen Klamotten an und ging zurück zu den anderen. Als ich dir Tür öffnete, verstummten meine Freunde. Ich vertraute darauf, dass Robin ihnen nichts von dem erzählt hatte, was ich ihm gebeichtet hatte. Vielleicht hatte er den anderen nur nahegelegt, dass sie es dabei beließen. Wofür ich ihm dankbar wäre. Ich hatte das für Kim getan und sicher nicht, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Mir wäre es lieber gewesen, wenn es keiner gesehen hätte. Oder ich es nie hätte tun müssen.

Robin lächelte mich an und legte seinen Arm über meine Schultern. „Worauf habt ihr Lust?"

„Wollt ihr drinnen bleiben oder raus gehen?", fragte ich und drehte mich, um die anderen zu sehen.

„Willst du denn raus?", fragte Oli zögerlich.

„Klar, warum auch nicht? Oh-", unterbrach ich mich selbst. „Ja, wirklich. Das ist für mich in Ordnung. Ich liebe es ja am See zu sein. Ich werde nur ganz sicher nicht ins Wasser gehen, aber so gut ist das Wetter ja sowieso nicht."

„Wenn du wirklich damit einverstanden bist, dann bin ich dafür.", meinte Kim. „Oh wollt ihr vielleicht in die Bucht?"

„Klar."

Also liefen wir noch einmal zurück auf die Zimmer, packten eine Decke, was zu trinken und in der Küche noch was zu essen ein. Ich hatte auch wieder meinen Erste-Hilfe-Set dabei, doch legte den anderen nah, dass sie sich benehmen sollten.

Wir saßen schon eine Weile in der Bucht. Die anderen unterhielten sich und lachten, ab und zu schaltete ich mich auch ein, aber meistens schwieg ich. Ich war nicht bei der Sache. Nicht im hier und jetzt. Meine Gedanken wanderten zum Unfall, zu dem Wettkampf gestern und zu Robin, der mir immer wieder überprüfende Blicke zuwarf und sich erst abwendete, wenn ich ihm zunickte.

„Was willst du eigentlich nächste Woche machen?", fragte ich, als ich mich gerade dazu in der Lage fühlte ein Gespräch zu führen.

„Ach, keine Ahnung." Oli zuckte mit den Schultern. „Ich brauch nichts Besonderes. Ich würde gerne Zeit mit euch verbringen, aber wir müssen nichts planen. Wir können, so wie heute, am See sitzen oder einen Film gucken. Irgendwie sowas."

„Keine Geburtstagsfeier?", fragte ich.

„Ne, wirklich nicht. Ihr seid mehr als genug!" Er lächelte uns an. „Ehrlich, ich brauch keine Geburtstagsfeier! Wir können gerne so tun als wäre es ein Tag wie jeder andere. Ist es ja auch."

„Es ist dein Geburtstag!", widersprach Kim. „Das ist ein Grund zu feiern!"

„Ich brauch das alles nicht."

„Versteh ich.", stimmte ich ihm zu. „Ich bin auch kein großer Geburtstag-Fan..."

„Wirklich nicht?" Kim schüttelte den Kopf. „Geburtstage sind doch fantastisch! Wie kann man das nicht mögen?"

„Ich brauch diese ganze Aufmerksamkeit nicht. Geburtstage sind schön, wenn man seine Freunde und Lieben zusammentrommelt, um Zeit mit ihnen zu verbringen. An deinem Geburtstag nehmen sich die Leute Zeit, aber ganz ehrlich? Wenn man mit allen, die einem wichtig sind, sowieso Zeit verbringt, dann braucht man dafür kein Geburtstag.", erläuterte ich. „Im Gegenteil. Es ist sogar hinderlich. Wenn man viele Freunde hat, dann ist es doch viel besser, sie einzeln oder in kleinen Gruppen zu treffen, sodass man auch wirklich etwas von der Zeit mit ihnen hat. Wenn man eine große Party feiert, dann redet man kaum mit den einzelnen Leuten..."

Greatest Love but Greatest FearWhere stories live. Discover now