049

134 18 25
                                    

Oli kam erst gegen Abend, aber wir blieben bis tief in die Nacht hin wach und redeten. Größtenteils ließ ich die anderen erzählen.

Es war schön wieder bei ihnen zu sein. Mir war zwar bewusst gewesen, dass ich sie vermisst hatte, aber wie sehr sie mir gefehlt hatten, hatte ich unterschätzt.

Adrian hatte sich mit einer Nachricht gemeldet und gefragt, ob ich gut angekommen war. Ich hatte ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich ihm nicht von mir aus geschrieben hatte. Ich hatte sogar darüber nachgedacht, aber mich dagegen entschieden, weil ich Angst hatte ihn zu nerven. Obwohl ich mir darüber wohl eigentlich keine Gedanken machen sollte. Es war ein so guter Mensch, dass man ihn wahrscheinlich gar nicht vergraulen konnte. So wirkte es zumindest. Seine Geduld schien unendlich.

„Oh Elle!", rief Kim, als wir uns letzendes doch ins Bett gelegt hatten, um zu schlafen. Sie stellte ihre Nachttischlampe an und kramte in ihrer Tasche, die neben ihrem Bett lag. „Wir haben vorhin einen Informationsbogen über die EOCYSC bekommen. Du musst mich morgen unbedingt daran erinnern die zu lesen. Wir sollen das unterschreiben und abgeben."

„Ich versuch's.", versprach ich.

Sie nickte und legte die zusammen getackerten Blätter auf ihrem Nachttisch, bevor sie das Licht wieder ausschaltete. „Danke. Schlaf gut."

„Gute Nacht."

Obwohl ich nur wenige Stunden geschlafen hatte, wachte ich ausgeruht auf. Kim schlief noch und diese Ruhe wollte ich ihr am letzten Ferientag nicht nehmen. Also lief ich nach unten in die Küche.

Doch statt dort zu frühstücken, nahm ich meine Schüssel Müsli mit nach oben.

Unten war mir viel zu viel los gewesen. Ich hatte weder Lust mit den bereits wachen Mitschülern Smalltalk zu führen, noch mich mit der Unruhe durch die, die gerade erst ankamen und ihr Gepäck auf die Zimmer trugen, nerven zu lassen.

Ich griff also nach meinen Kopfhörern, stellte meine Playlist mit Klaviermusik an und frühstückte an meinem Schreibtisch. Es war tatsächlich sehr praktisch, dass Kim so einen festen Schlaf hatte. Wahrscheinlich hätte ich die Musik auch ohne Kopfhörer abspielen können, aber so war das schon in Ordnung.

Als ich aber sowohl gefrühstückt als auch meinen Kaffee leer hatte und Kim noch immer keine Anstalten machte aufzuwachen, ging ich zu ihrem Nachttisch und nahm die Informationen zum Wettkampf mit in mein Bett und begann darin zu lesen.

Bei vielen handelte es ich um die Standardregeln, andere überraschten mich ein wenig, aber allem in allem war es gut. Es gab nichts, was ich daran auszusetzen hatte. Manche Regeln fand ich etwas schwammig formuliert, aber eigentlich konnten diese nicht zu einem Vor- oder Nachteil ausgenutzt werden. Von daher, lohnte es sich nicht sich darüber zu beschweren.

Ein leises Klopfen auf den Balkon ließ mich zusammenzucken. Stirnrunzelnd blickte ich Robin an, der mich mit Handzeichen darum bat die Tür zu öffnen. Verwirrt machte ich das auch.

„Hast du Lust Kaffee zu kochen und zu uns rüberzukommen?"

„Bist du- Also- Kletterst du öfters auf unseren Balkon?", fragte ich stirnrunzelnd und mein Blick wanderte zu der Lücke zwischen unseren Balkonen.

„Nein, also nicht oft." Er kratzte sich am Hinterkopf. „Ich will ja nicht einfach so in euer Zimmer reinplatzen."

„So wie in meiner ersten Woche hier, wo du einfach rein bist, während ich geschlafen habe?"

„Ja genau." Er grinste mich an. „Du warst ja nicht begeistert, also klettere ich hier rüber, schau, ob ihr wach seid und je nachdem werden weitere Schritte eingeleitet."

„Das klingt als wärst du auf einer wichtigen Mission."

„Sicher! Die wichtige Mission ist, dass ich dich dazu bringe zu uns rüberzukommen und dass du Kaffee mitbringst!"

Augenverdrehend lachte ich kurz auf. „Bin gleich da, aber ich komm durch die Tür."

„Wie du meinst." Grinsend griff er nach dem Geländer, schwang sich über die Lücke und landete galant auf seinem Balkon. „Die Tür ist offen."

Also lief ich wieder rein, machte drei Tassen Kaffee, legte den Bogen zurück auf Kims Nachttisch und gab einen Schuss Milch in Olis Tasse, bevor ich alle drei Tassen in die Hand nahm, um mit ihnen zu den Jungs zu laufen, wobei ich an die Tür klopfte, statt direkt reinzugehen.

Robin öffnete. „Ich sagte doch, dass die Tür offen ist. Was sie immer ist, aber- Oh!" Er schien zu begreifen, dass ich nicht hatte riskieren wollen den Kaffee auf den Boden zu verteilen, während ich den Türgriff nach unten zog. „Ich nehme sie dir ab."

„Danke." Nur noch mit meiner Tasse, betrat ich den Raum und setzte mich auf den Boden vor die Balkontür.

„Du weißt, dass du auch auf den Betten Platz nehmen kannst." Robin zeigte mit einer ausladenden Geste auf sein Bett und setzte sich selbst drauf.

„Weiß ich, aber will ich nicht."

„Na gut." Er verdrehte die Augen. „Ganz wie du magst."

„Bevor Jack es schafft deine Laune zu vermiesen-"

„Ey!", rief Robin und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich hab doch gar nichts getan!"

„Möchte ich mich nur kurz für den Kaffee bedanken.", fuhr er fort.

„Sehr gerne." Ich lächelte ihn an. „Also was wollt ihr am letzten Ferientag tun? Habt ihr was geplant?"

„Ich sag dir was Kim machen möchte, wenn sie aufwacht.", berichtete Robin. „Sie wird erst trainieren bis zum Mittagessen und danach wird sie den Tag mit Oli verbringen wollen, weil sie ihn" Er verstellte seine Stimme: „sooooo lange nicht mehr gesehen."

Oli griff nach seinem Kissen und warf es auf Robin.

Dieser fing es aber nur lachend auf. „Das heißt, du wirst sie heute nicht wirklich zu Gesicht bekommen und auch Oli wird zumindest nachmittags beschäftigt sein, das heißt du wirst nur meine Gesellschaft genießen können."

„Genießen? Deine Gesellschaft?" Ich runzelte die Stirn. „Ich weiß ja nicht."

Oli lachte auf, während Robins Grinsen nur noch breiter wurde. „Wir wissen alle, dass du es genießt."

„Wenn du meinst." Und ein Teil von mir wusste, dass er recht hatte.

Greatest Love but Greatest FearWhere stories live. Discover now