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„Sicher, dass wir das tun wollen? Ich habe keine Ahnung, was sie plant.", fragte ich Robin als wir vor Klaras Haustür standen.

Doch bevor er antworten konnte, wurde die Tür bereits aufgerissen und Klara fiel mir stürmisch in die Arme. „Hey, ihr seid da!"

„Zu spät.", murmelte Robin leise und grinste mich an, als sich Klara von mir löste und auch ihn umarmte.

„Was ich zu spät? Naja, egal, kommt rein. Isa wartet oben bereits."

„Falls ich das nicht lebend überstehen, dann sag Kimmi bitte, dass sie eine tolle Mitbewohnerin war."

„Mach ich und sollte es andersrum sein, dann sag das Gleiche bitte Oli.", erwiderte Robin grinsend.

„Ha Ha, sehr witzig." Klara verdrehte die Augen und hüpfte die Treppe hinauf. „Ihr habt Zweierzimmer im Internat?"

Ich nickte, aber bevor ich auch nur die Chance gehabt hätte, etwas mehr darüber zu erzählen, umarmte uns Isa bereits.

„Auf einer Skala von eins bis zehn, wie sehr müssen wir uns fürchten?"

„Vertraust du mir etwa nicht?" Grinsend verschränkte Klara die Arme vor der Brust. „Ich bin immer noch die alte!"

„Genau das macht mir ja Sorgen.", gab ich zurück, musste aber auch grinsen. Ich vertraute Klara, aber ich kannte sie auch gut genug, dass ich wusste, dass mir manche ihrer Pläne etwas zu wild waren. Das war schon immer so gewesen und doch hatte ich ihr einige coole Erfahrungen zu verdanken.

Sie verdrehte die Augen und sprang auf ihr Bett. Erst jetzt fiel mir auf, dass dort überall Klamotten lagen. Robin schien es nun auch zu bemerken, denn er hob die Augenbrauen, während er die Kleidung betrachtete. „Warum ist das alles weiß?"

„Dresscode.", erklärte Isa schlicht.

Stirnrunzelnd schaute ich zu Robin, der, genauso wie an jedem anderen Tag, an dem ich ihn gesehen habe, nur schwarz trug. „Ihr wollt ihn weiß einkleiden? Viel Glück."

„Du tust uns doch den Gefallen, nicht wahr?" Klara schaute ihn mi ihrem berühmten Welpenblick an, mit dem sie es immer schaffte alle zu überzeugen. „Bitte."

„Ist der Dresscode von euch oder von der Veranstaltung?"

„Von der Veranstaltung.", versicherte Isa und begann durch die Blätter auf Klaras Schreibtisch zu wühlen. „Irgendwo haben wir auch noch den Flyer als Beweis."

Resigniert zuckte er mit den Schultern. „Dann werde ich mich meinem Schicksal ergeben."

„Sehr gut!", rief Klara und warf ihm eine weiße Hose hin.

„Ich hatte noch nie weiße Hosen an...", murmelte er und musterte das Kleidungsstück skeptisch.

„Auf dem Gang die erste Tür rechts ist das Bad. Da kannst du dich umziehen. Ein Oberteil wird nicht so schwer zu finden sein, aber das wirst du eh nicht lang tragen."

„Ach nein?", fragten Robin und ich zeitgleich.

„Nein." Klaras Grinsen wurde noch breiter. „Das weiß ist nämlich nur der Dresscode tagsüber. Abends beginnt die Party im Inneren."

„Im Inneren, wo?", fragte ich. „Und was hat das mit seinem Oberteil zu tun?"

„Unten in der Tiefgarage.", erklärte sie, als wäre das das Normalste der Welt. „Und je mehr nackte Haut, desto leichter kann er bemalt werden."

„Bemalt?", wiederholte Robin und runzelte die Stirn.

„Sehrwohl. Schwarzlicht und Neonfarbe ist das Motto der Afterparty. Im Preis sind die Farben inklusive."

„Ich soll mich selbst anmalen?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ne, natürlich nicht.", widersprach Klara. „Robin soll dich anmalen und du ihn."

„Ich soll Elle anmalen?"

„Ja genau und je weniger Klamotten im Weg sind, desto leichter kann man die Haut bemalen." Klara begann wieder in den Klamotten zu wühlen. „Hast du immer noch eine Abneigung gegen Röcke?"

„Grundsätzlich ja."

„Aber wenn du nicht willst, dass ich dich anmale, dann-"

Ich unterbrach ihn: „Das ist wirklich das geringste Problem. Also wirklich, dass du mich anmalst, ist schon in Ordnung. Wahrscheinlich hast du es schlimmer erwischt. Ich bin künstlerisch eine absolute Katastrophe. Also mein Körper gehört ganz dir." Erst als Klara und Isa begannen zu lachen, bemerkte ich was ich gerade gesagt hatte. „Okay, das klang ein bisschen... ähm... Was ich meinte war, dass mein Körper dir als Leinwand zur Verfügung steht."

Grinsend nickte Robin und lief zur Tür. „Ich geh mich dann mal umziehen."

„Die Sache ist die, dass ich hier einen Rock habe, der dir wahrscheinlich gut gefallen würde, weil er lang ist und das gesamte Outfit dadurch nicht ganz so freizügig wird, aber immer noch genug durch den Beinschlitz, dann kann Robin dein Bein bemalen, auch wenn man ihn nicht die ganze Zeit sieht."

Seufzend, streckte ich meine Hand aus. „Gib schon her. Gegen dich habe ich sowieso keine Chance."

„Ganz richtig." Klara grinste vergnügt und lehnte sich nach vorne, um mir den Rock zu geben.

Ich hatte ihn gerade angezogen, als Robin zurückkam.

„Was sagst du?"

Ich hatte schon antworten wollen, aber Klara schaute nicht mich an, sondern Robin. „Du siehst fantastisch aus."

„Als Oberteil hätte ich vielleicht das hier genommen." Klara warf es mir zu.

Es war ein schlichtes weißes Shirt. Allerdings recht kurz, aber da der Bund des Rockes recht hoch saß, würde wohl keine große Lücke entstehen. Der Ausschnitt war nicht sonderlich tief, aber dafür recht breit.

„Jetzt stell dich nicht so an." Klara lehnte sich nach hinten gegen die Wand. „Geh es anprobieren."

In dem Wissen, dass mir früher oder später ohnehin nichts anderes übrig blieben würde, zog ich mein jetziges Shirt aus. Klaras Augen weiteten sich überrascht und Robin drehte sich demonstrativ weg. Es war ja nicht so, als würde ein BH mehr zeigen als ein Bikini und in dem hatte mich Robin schon oft gesehen. Er hatte mich auch schon im BH gesehen. Genau genommen hatte er mir sogar schon einen BH ausgezogen... Ich schüttelte den Kopf, in der Hoffnung die Erinnerung zu verwerfen.

„Das sieht doch toll aus." Isa lächelte mich an und warf Robin noch ein weißes T-Shirt zu. „Und du kannst das anziehen."

„Aber ist da noch genug frei zum Bemalen?" Klara musterte mich, schien aber die Frage trotzdem an Isa gerichtet zu haben.

Diese sprang auf und strich mir, während sie sprach über die Haut. „Ja, guck mal. Das Bein kann man bemalen, wie du vorhin selbst gesagt hast, dann natürlich die Arme und das Gesicht und natürlich hier die Schlüsselbeine. Da hat Robin genug Platz, um sich auszutoben oder was meinst du, Robin?"

„Das Wichtige ist, dass sich Elle wohlfühlt."

„Ist der wirklich so ein Schmuckstück oder tut der nur so?"

„Eine Mischung aus beidem.", erwiderte ich grinsend.

„Wenn das nicht die verlorene Prinzessin ist!"

Greatest Love but Greatest FearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt