Fluch der Karibik - Nur dieses Mal in Tokio

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"Willkommen! Seid ihr bereit!?", Hatters Stimme schallte fröhlich durch die große Eingangshalle und zigtausende Stimmen antworteten ihm mit einem lauten Ruf. Warum erinnerte mich diese Atmosphäre nur so sehr an eine Sekte? 

Ich versuchte, mich aus der Menge zu drängeln, doch ich kam nicht vor und zurück. Ich war wohl nun gezwungen, an dieser Veranstaltung teilzunehmen - wie viel Pech konnte ich bitte noch haben? 

"Borderland - ein Land, was uns die letzten Kräfte nimmt und uns jede Nacht erneut in ein Blutbad schickt. Doch mit unserer vereinten Kraft - da sind wir stärker! Mit jeder Karte, die wir sammeln, sind wir der Rückreise einen Schritt näher! Bald wird der Erste zurück in die echte Welt gehen, und so viele werden folgen!", er machte eine Pause, was die Menge ziemlich in Spannung versetzte. "Also Leute! Lasst uns die Karten sammeln und gemeinsam diese krude Welt besiegen!" 

Das Chaos brach aus, als er die letzten Worte gesprochen hatte. Ich wurde hin und her geschubst, da sich plötzlich alles in Bewegung setzte. Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen. 

Und alle hatten sie dasselbe Ziel: Eine Zettelausgabe. Ich vermutete, dass hier die Spielgruppennummern verteilt wurden. 

Was jetzt? Ich hatte noch genug Visatage, deswegen wollte ich so schnell eigentlich nicht wieder los, andererseits war das eine gute Gelegenheit, endlich wieder Luft schnappen zu können. 

Ja, Nein, Ja, Nein...

"Du bist neu, oder?", eine Stimme schreckte mich aus meinen Gedanken und ich sah neben mich. Sofort erkannte ich sie. Es war die junge Frau mit den Dreadlocks, die ich schon in meinem Karo Spiel gesehen hatte. 

"Ähm... ja!", erwiderte ich, als ich merkte, dass sie auf eine Antwort wartete. Sie nickte wissend und deutete dann zu den Tischen. 

"Du wurdest zu einem Spiel eingetragen, falls es dich interessiert. So läuft es für jeden Neuzugang, um zu verhindern, dass dein Visa schon am ersten Tag abläuft. Eine Art Sicherheitsvorkehrung, wenn man es sanft ausdrücken will. Ab dann kannst du frei entscheiden, wann du spielen möchtest", erklärte sie mir und ich war dankbar über jede Information, die ich auch nur kriegen konnte. 

"Vielen, vielen Dank!", sagte ich noch einmal, verbeugte mich und eilte dann los zum Tresen, um mir meine Nummer zu holen. Ich merkte erst, dass sie mir folgte, als ich meinen Zettel schon erhalten hatte. 

"Oh! Wir haben Glück!", sie lächelte und zeigte mir ihre Nummer, "Wir sind im gleichen Team!" Ob das wirklich Glück war? Keine Ahnung, konnte ich nicht einschätzen, aber sie wirkte nett. 

"Ich bin Kuina, by the way. Dein Name ist Hayashi, oder?", fragte sie, während sie mich nach draußen führte. 

"Ja, aber ich bevorzuge meinen Vornamen Ayuna", erwiderte ich und wir steuerten auf mehrere Autos zu. Sie musterte mich neugierig, doch hielt den Mund. "Sag mal Kuina, warum funktionieren eure Autos eigentlich noch?", wollte ich wissen, "Und wieso habt ihr Strom und Wasser?" 

Sie begann zu kichern. "Es gibt so viele Fragen. Und du willst unbedingt das wissen? Du bist mir ja vielleicht eine!", sie drehte ihren Kopf ein wenig, "Das erzähle ich dir, wenn wir vom Spiel zurück sind." Sie blieb vor einem Auto stehen. Dort waren noch zwei weitere Personen, Kuina sah sich um. "Eine Person kommt noch, wenn ich das richtig verstanden habe", meinte sie leise zu mir und ich schwor, dass ich ein leichtes Glitzern in ihren Augen sah.

Dann nahm ich die weiße Weste wahr und wusste sofort, wer der letzte Teilnehmer war.

 Grinsekatze a.k.a Chishiya. 

Mein Glück schien nicht auf meiner Seite zu sein. Erneut ein Spiel mit ihm, dass konnte ja heiter werden! Irgendwie machte mich seine Art, wie er an Sachen heranging, ein wenig nervös. 

Ich folgte Kuinas Beispiel, als sie hinten einstieg. Allerdings wurde ich praktisch auf den Mittelsitz gedrängt, denn hinter mir stieg er dann auch noch ein. Ich konnte beim Anschnallen einen kurzen Blick auf ihn erhaschen: Seine Kapuze hing wieder tief in seinem Gesicht und er schien Musik über ein Gerät zu hören. Wie er das machte, wusste ich nicht. 

Ich ließ meinen Blick von ihm ab, als wir losfuhren, um meine Umgebung zu beobachten. Leider war es zu Dunkel, um draußen etwas zu erkennen, weshalb ich weiterhin orientierungslos blieb.

Zu meinem Glück war die Fahrt aber nicht allzu lang, aber zu meinem Pech blieben wir genau an einem Strand stehen. Das Gebiet um die Brücke war hell beleuchtet und drei Personen standen schon um einen Tisch herum, der im Sand platziert worden war.

"Wir gehen hintereinander", wies mich der Typ ein, der gefahren war. Dann verschwand er. Nachdem er gegangen war, folgte der andere Unbekannte. Ich wollte als nächstes gehen, aber Kuina war schneller. Sie winkte noch, bevor sie verschwand und mich alleine mit Chishiya zurückließ. Ich wagte es nicht, auch nur ein Wort zu sagen, auch wenn ich glaubte, dass er mich sowieso nicht hören würde. 

Doch zu meiner Überraschung ergriff er die Initiative: "Du hast Interesse geweckt."

Wow... Spitzenmäßige Aussage, Applaus! Was sollte ich bitte mit diesen Worten anfangen?! Wollte er mich absichtlich nervös machen, damit ich erbärmlich den Löffel abgab?

"Was soll das-", wollte ich noch fragen, doch er hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Mit meinen Augen verfolgte ich seine Statur, die lässig in Richtung Tisch verschwand.

Das war meine Chance, oder? Ich konnte verschwinden, um irgendwo in Tokio unterzutauchen. Es klang wie eine Erleichterung, aber... ich traute mich nicht. Ich hatte zu viel Angst, dass ich ihnen doch noch einmal über den Weg laufen würde. 

Und so folgte ich ihnen schließlich auch. Mit dem bekannten Piepen war mein Schicksal besiegelt und ich hatte keine andere Wahl, mich dem Spiel zu stellen. Also nahm ich ein Telefon. 

Es war in eine wasserdichte Hülle gebettet worden, war das vielleicht ein erstes Indiz?

Die Gesichtserkennung lief und ich versuchte, die Zeit ein wenig totzuschlagen, indem ich meine Gegner musterte. Die drei fremden Personen waren fein gekleidet: Ein Mann und zwei Frauen. Ich schätzte sie zwischen 40 und 50 ein. Außerdem schienen sie sich zu kennen, denn sie redeten die ganze Zeit miteinander. Für ein Spiel waren sie definitiv nicht richtig gekleidet. Da waren wir im Vorteil. 

Ich registrierte außerdem, dass noch zwei weitere Personen kamen. Zwei Männer - sie waren noch etwas jünger und sportlich gekleidet. Sie hatten erschreckend viele Muskeln und wirkten grimmig, was sie stark erscheinen ließ. Dann waren da noch zwei Mädchen. Als letztes kam eine Frau, ebenfalls schicker gekleidet. Sie war hübsch, aber wirkte unerfahren. Unsere Handys piepten.

Registrierung abgeschlossen. Das Spiel beginnt nun!

Spielname: Schatztauchen

Schwierigkeitsgrad: Kreuz 7

Regeln:

Die Teilnehmer werden in zwei Gruppen aufgeteilt.

Alle Teilnehmer sind Piraten, die einen Schatz geborgen haben.

Bei einem Sturm in den Tropen ist die Schatztruhe ausgekippt und der Inhalt hat sich im Wasser verteilt.

Gruppe A und Gruppe B müssen versuchen, so viele Goldstücke wie möglich zu bergen.

Wer am Ende mehr in seiner Schatzkiste hat, gewinnt das Spiel.

Zeitlimit: 1 1/2 Stunden

Die Teilnehmer werden jetzt eingeteilt!

Ein A erschien auf meinem Handy.

Das Spiel beginnt in 3, 2, 1...

Die tiefen des Wassers... Tauchen... Tropen... Irgendetwas stimmte hier nicht. Der Schwierigkeitsgrad kam nicht von irgendwo her...

Es gab noch eine größere Aufgabe...


The Winners Take It All | ChishiyaOnde histórias criam vida. Descubra agora