Du spielst mit meinem Herzen...

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Warum war ich so nervös? 

Ich war doch nicht diejenige, die gerade in der Suite unterwegs war! Arisu hatte sich doch in die Höhle des Löwen begeben, nicht ich! Verdammt... Und warum war Chishiya so ruhig?

Ich wollte wissen, was in ihm vorging. Er vertraute auf eine andere Person, was so überhaupt nicht seine Art war. Irgendetwas war faul an der ganzen Sache. Und dieser Gedanke festigte sich, als er den Code durchgab. Es klang zu einfach. Hatte Hatter wirklich die Karten in einem normalen Zimmersafe versteckt? Und warum war der Code dann mit seinem Ring so offensichtlich gezeigt worden?

"Komm mit", Chishiya riss mich mit seinen kalten Worten aus meinen Gedanken. Er war schon ein paar Meter vor mir, hatte sich dann aber tatsächlich noch einmal zu mir umgedreht. 

Was hatte er vor? Wollte er Arisu in Empfang nehmen? Irgendetwas an seinem Blick störte mich tierisch.

"Warum?", wollte ich wissen, "Was hast du vor?" Er begann zu Grinsen und mir wurde etwas übel. 

"Dein Gespür ist echt nicht so schlecht... Du machst mich neugierig, wie weit ich gehen kann, ohne, dass du es nicht mitbekommen würdest", er machte eine kurze Pause, bevor er sich zu mir beugte, "Nur, damit du es weißt, Ayuna: Vertraue niemanden. Das ist die erste Lehre, die jeder Mensch hier verstehen sollte. Ich hätte gedacht, Arisu wäre schlauer gewesen..." 

"Was hast du vor?", presste ich noch einmal hervor und er winkte meine Worte nur ab. 

"Das wirst du bald herausfinden", er ließ mich stehen, "Ach ja... Wenn du versuchen solltest, dich mir in den Weg zu stellen, dann werde ich nicht scheuen, ihn trotzdem umzusetzen. Egal, ob du Schaden davon trägst, oder nicht."

Verdammt, diese Worte taten weh. 

Es fühlte sich an, als würde er mir mit einem Messer ins Herz stechen. Ich vergaß immer wieder, dass er die Art von Mensch war, die das wirkliches Können und Handeln verschleierte, sodass man jedes Mal aufs Neue überrascht wurde. Er war emotionslos, herzlos... 

Um seinen Willen durchzusetzen, ging er über alle Grenzen hinweg. 

Ich wusste, dass ich einen Fehler mit meiner Entscheidung machte, dass es nicht richtig war. Doch... Ich hielt meinen Mund.

Stattdessen sah ich einfach nur zu, wie Chishiya das Militär warnte, wie Arisu einfach so verriet.

Ich sah zu, wie sie sich überstürzt auf den Weg machten, um den vermeintlichen Dieb zu überführen.

Ich sah zu, wie Chishiya verdeckt lächelte.

Es war Verrat. Ich lieferte sie einfach so den Krallen aus, die Chishiya gezückt hatte. Aber... In mir ahnte ich, dass es keinen anderen Weg gab. Ich wollte hier endlich weg, er hatte mir die Möglichkeit gegeben. Ich wollte diese Chance nicht verwerfen. Vor einem halben Monat hätte ich auf jeden Fall die Initiative ergriffen und versucht, sie zu retten, aber jetzt?

Ich hatte keine andere Hoffnung mehr, also war es mir irgendwie egal, ob jemand anderes dabei zu Schaden kam. Chishiya hatte Recht gehabt, hier durfte man niemanden vertrauen. Jeder könnte dein naives Verhalten ausnutzen und dich einfach opfern.

Und so kam es dazu, dass ich durch Gerüchte erfuhr, dass man Arisu weggesperrt hatte, dass Niragi sich an Usagi vergriff... Es tat mir im ersten Moment leid, aber dieses Gefühl verflog schnell wieder. Kuina schien es anders zu gehen.

Sie stand nachdenklich neben mir, als wir vor der Suite Wache standen. Es war gut drei Stunden vergangen, seit Chishiya den ersten Teil seines Plans erfolgreich umgesetzt hatte. In seinem zweiten Teil war ich erneut integriert worden, was mich erst ein wenig wunderte. Anscheinend hatte er mich getestet, als er mit mir zusammen auf der Empore gestanden hatte. 

The Winners Take It All | ChishiyaWhere stories live. Discover now