Gedankenspiel

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A/N: Das folgende Spiel, welches beschrieben wird, kommt in der Serie so nicht vor!

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Ich hätte es wissen müssen.

Es hatte so viele Hinweise gegeben, doch ich hatte einfach nicht daran gedacht.

Vielleicht war sogar der Spielort der Wink mit dem Zaunpfahl gewesen - wenn ich jetzt zurückdachte, war es ein deutliches Indiz gewesen. 

Der botanische Garten, welcher voller seltener und schöner Blumen war. 

Es war ein Paradies für jene, die die Natur liebten.

Die poetischen Bücher am Eingang, als ich durch die Laserschranke gegangen war. 

Es waren Bücher, die ich kannte und auch alle gelesen hatte - sie waren alle über die Logik der Gefühle.

Und dann waren da noch die Kekse gewesen - diese europäischen Vanillekekse. 

Meine Lieblingssorte.

Und jetzt... jetzt gab es kein Zurück mehr. 

Jetzt stand ich vor ihr und sah ihr in die Augen. Die kleinen Lachfältchen waren noch immer dort, wo sie schon immer gewesen waren, wenn sie gelächelt hatte.

"Ayuna", ihre Stimme durchbrach die friedliche Stille und ich schluckte.

"Nana", erwiderte ich zaghaft. 

Dort stand sie wahrhaftig - und sie lächelte mich friedvoll an. 

Es konnte nicht sein. 

Mein Gehirn musste mir erneut einen Streich spielen. Meine Großmutter war vor sechs Jahren verstorben...

"Wie ist das möglich?", wollte ich deshalb von ihr wissen und sie lächelte einfach nur weiter.

"Die Frage ist eher, wie es nicht möglich gewesen wäre", ihre Stimme klang noch immer so, wie sie auch vorher geklungen hatte. 

Weise und lieblich. 

Wie sehr ich diesen Klang doch vermisst hatte.

Sie breitete ihre Arme aus und ich konnte mich nicht mehr halten. Auf einmal war ich wieder das kleine Mädchen - die kleine Ayuna, die hilflos durch die weite Welt irrte und einen sicheren Hafen suchte. 

Ich rannte los und fiel ihr in die Arme. Die Wärme, die ich so vermisst hatte, kam schlagartig zurück. 

Nur dieses Mal war es ein wenig anders. Ich glaubte, die Wärme bereits wo anders gespürt zu haben.

Chishiya.

Seine Wärme war genau gleich gewesen.

"Du bist groß geworden, Sonnenschein", meinte Nana zu mir, "Lass dich ansehen!" Und so trat sie einen Schritt zurück und begutachtete meine unscheinbare Form. Dann lächelte sie erneut. "Du hast gefunden, wonach du gesucht hast, habe ich Recht?", fragte sie mich plötzlich und ich erstarrte ein wenig. 

Ich kannte die Antwort, doch ich wusste nicht, wie ich es am besten formulieren sollte.

Und so antwortete ich nicht auf ihre Frage - doch mir kam dafür anderes in den Sinn, was ich endlich wissen wollte.

"Was tust du hier, Nana? Warum hast du mich alleine gelassen?", fragte ich leise, "Ich- Ich hatte fast einen riesigen Fehler gemacht, als du weg warst. Ich bin durch die Hölle gegangen, nicht einmal, sondern mehrmals! Verdammt, ich hatte dich so dringend gebraucht!"

Sie schmunzelte. "Ayu, höre mir zu, Kind. Stelle dir vor, ich wäre weiter bei dir gewesen. Meinst du, dass du heute so vor mir gestanden hättest? Dass du genau das geschafft hättest, was du nun erreicht hast?", fragte sie mich und ich merkte, wie die Realisation auf mich zurollte. 

The Winners Take It All | ChishiyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt