Über den Abgrund hinaus

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Ich müsste ein Vorbild setzten. 

Nur, wenn jemand das scheinbar Unmögliche möglich machte, würden sie der Theorie trauen. Wir konnten jetzt nicht lange warten, wir mussten handeln, damit nicht noch mehr Teammitglieder starben. Wir konnten entscheiden, wie wir unsere Strategie fortführen wollten.

Wir und kein anderer.

Aber dafür... mussten wir weiter. Wir mussten über den Abgrund hinaus. 

Ich schnappte mir zwei Bälle aus der Luft. Jetzt oder nie, wenn ich wartete, würden wir unnötig Zeit verschwenden.

Zeit, die im Borderland fatal war.

Also... sprang ich. 

Ich hörte, wie Kuina hinter mir entsetzt meinen Namen rief, doch ich konzentrierte mich nur auf das, was jetzt vor mir lag. 

Es war eine neue Welt, beinahe schon ein anderer Blickwinkel. 

Ich holte aus und warf. Mein Ball traf eine Person des roten Teams, die in den Abgrund stürzte, bevor ich auf der nächsten Plattform aufkam. 

Meine Teammitglieder hatten diese neue Art des Spielens beobachtet.

Sie fassten Vertrauen - doch würde es reichen?

Wenn wir sprangen, waren wir in Bewegung. Wir waren in der Luft. 

Manche sagen, dass man vielleicht angreifbarer war, doch man hatte einen Vorteil: Die Bewegung. 

Wir hatten auf den Plattformen gestanden, uns war nur die Möglichkeit nach links und rechts gegeben worden. Doch wenn wir in der Luft waren, dann waren wir in einer schnellen, unbestimmten Bewegung. 

Wir vergrößerten unseren Horizont.

Und so begann ich, die Plattformen zu erklimmen, ich sprang, rannte und warf. Je länger ich diesem Muster folgte, desto agiler wurde ich. Ich erkannte neue Techniken, fühlte mich nicht mehr eingeschränkt. 

Doch da war noch was.

Unter der Angst, da entwickelte sich Freude.

Ein Gefühl, dass ich nicht hatte nachvollziehen können. Warum freute ich mich, ein Spiel zu spielen, das mich jeden Moment töten könnte?

Erinnerungen.

Ich hatte Völkerball schon immer geliebt. Es war eine Kindheitserinnerung, die ich niemals vergessen hatte. 

Es war ein Spiel, welches mir den Schmerz genommen hatte - und jetzt war ich eine junge Frau, doch ich freute mich wie ein junges Mädchen auf eine anspruchsvolle Partie.

Und das schien der Kreuz Königin nicht entgangen zu sein. Sie lächelte mir zu, bevor wir in ein Match verfielen.

Ich gegen die Leiterin dieses Spiels. Auf einmal gab es nur noch uns zwei. Wir sprangen, liefen und warfen.

"Du hast Akiko besiegt, oder?", fragte sie plötzlich, als wir fast gleichzeitig über einen Abgrund sprangen. Für einen Moment war ich ein wenig abgelenkt, doch ich fing mich recht schnell wieder. 

Die Kreuz Königin kannte den Namen meiner Großmutter. 

Wer weiß, vielleicht hatten sich alle Spielleiter untereinander gekannt - war das möglich?

Während ich warf, nickte ich.

"Sie war meine Großmutter", verdammt, warum verriet ich ihr alles? Sie lachte leise. 

"Ich weiß... Es war wirklich eine sehr emotionale Unterhaltung, die ich mit ihr geführt hatte... Eine bemerkenswerte Frau - deine Großmutter. Sie hat so viel aufgegeben, um euch zu vereinen", Fumiko warf ebenfalls und ich wich ihrem Ball gekonnt aus. 

The Winners Take It All | ChishiyaWhere stories live. Discover now