Ein Stich in meine geschundenen Seele

410 28 0
                                    

"Uff, das ist ja dunkel hier!", Usagi lief gegen mich, als sie diese Aussage in den Raum warf und ich schmunzelte, "T'schuldige, Ayuna-chan!"

"Kein Problem. Arisu, wo bist du? Wir haben dich aus den Augen verloren!", rief ich aus und vor uns ruschelte es, dann kam der besagte Mann aus der Dunkelheit gekrochen und strahlte uns mit seiner Taschenlampe an. Ich blinzelte, als das helle Licht auf meine Augen traf.

"Du Dummkopf, nehme die Taschenlampe runter!", fauchte Usagi neben mir leise und ich schmunzelte erneut. Dann stupste ich sie an, während Arisu wieder vorlief.

Es gab da noch so eine Frage, die mir nun schon länger auf der Zunge lag.

"Sag mal, was läuft jetzt eigentlich zwischen dir und Arisu? Ihr wirkt irgendwie...vertraut?", fragte ich sie leise. Ich konnte mir trotz der Dunkelheit denken, dass sie ein wenig rot anlief. Doch sie kam gar nicht mehr dazu, mir zu antworten, denn wir erreichten unser Ziel.

Eine Tür... geschützt durch ein Codeschloss.

Doch wir brauchten nicht einmal mehr einen Code, denn sie stand schon kerzengerade offen. Wie seltsam...

Arisu betrat die Höhle des Löwen als Erstes. Usagi folgte ihm rasch, während ich mich noch ein wenig zurückhielt. Irgendwie begann ich nun zu zweifeln. Wollte ich wirklich hinterhergehen und die Wahrheit erfahren?

Was verbarg sich hinter diesem roten Punkt auf der Karte - würde es mir meine Fragen beantworten, oder nicht?

Was hielt mich nun zurück, warum wollte ich es auf einmal doch nicht mehr wissen? Ich schluckte, denn ich glaubte zu wissen, was es war.

Angst.

Ich hatte Angst, dass all meine Hoffnungen zerstört werden würden. Was, wenn ich jetzt etwas sah, was mich komplett aus der Fassung bringen würde, was wenn-

"Ayuna? Du musst dir das unbedingt ansehen!", Usagi riss mich aus meinen Gedanken und ich holte tief Luft, bevor ich den nächsten Schritt wagte. Was ich dann allerdings sah, riss mich fast von den Füßen.

Ein technisches Imperium.

Ja, das war es. Es war ein Geheimversteck, soviel war klar. Zudem gab es hier Strom, weshalb die kleinen Röhren beleuchtet wurden, wenn auch nur leicht. Ich sah, wie sich Arisu interessiert zu einem PC beugte.

Erst dann bemerkte ich die Leichen, die überall verstreut lagen. Jemand, genauer gesagt die Laser, waren vor uns hier gewesen, jemand hatte gewusst, dass wir auf dem Weg hierher gewesen waren.

Die Beweise schienen vernichtet zu sein.

Ich blieb im Eingangsbereich stehen, weil ich mich nicht traute, noch einen Meter weiterzugehen.

Übelkeit stieg in mir hoch. Die Leichen erinnerten mich an sie.

So hatte sie auch ausgesehen, als sie zu Boden fiel.

Ich musste hier raus, ich konnte es nicht ertragen... Verdammt! Wo war die mutige Ayuna auf einmal hin? Ich benahm mich wie ein Baby!

"Ihr habt den Ort also auch gefunden, ich habe nichts anderes erwartet", nein... halt stopp, diese Stimme kannte ich! Mein Herz drohte mir plötzlich aus der Brust zu springen, mein Atem wurde schneller. Ich war noch nicht bereit, ich konnte ihm noch nicht unter die Augen treten!

Und doch... wollte ich wenigstens sehen, ob es ihm gut ging. Und so lehnte ich mich ein wenig abseits gegen die Wand, um ihnen zuzuhören. Hin und wieder konnte ich Kuina sehen, die von einem Bein auf das andere wechselte.

Schon komisch, vor ein paar Tagen haben wir noch miteinander gescherzt, jetzt schaffte ich es kaum noch, sie überhaupt richtig anzusehen.

Liebe machte alles kaputt, oder? Sie zerstörte Freundschaften, Beziehungen... Sie veränderte das Leben. Und ich mochte nicht, in welche Richtung sich meines gerade entwickelte.

The Winners Take It All | ChishiyaWhere stories live. Discover now