Tief in meinem Herzen

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Es war ein schwerer Schritt gewesen.

Ich fühlte mich unwohl, als ich den Weg entlanglief. Überall waren die Grabsteine, vereinzelt sah man andere Menschen, die vor den Familiengräbern standen und trauerten.

(A/N: Ich weiß nicht, ob es klar ist, also hier noch einmal zur Aufklärung: In Japan gibt es Familiengräber. Ich füge euch hier ein Bild ein, damit es ein wenig deutlicher wird :D )

 Ich füge euch hier ein Bild ein, damit es ein wenig deutlicher wird :D )

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Es dauerte nicht lange, bis ich den bekannten Grabstein gefunden hatte.

Wie lange war es jetzt schon her?

Seit Nana tot war.

Ich war seit ihrer Beerdigung nie wieder hergekommen.

Damals hatte ich es einfach nicht übers Herz bringen können, der Realität ins Auge zu sehen - ich hatte nicht wahrhaben wollen, dass sie wirklich tot war.

Und jetzt lang nicht nur sie hier, sondern auch meine Schwester, die ich mein Leben lang gehasst hatte.

Doch diese Gefühle waren verschwunden. Ich spürte nur noch eine gewisse Leere, mehr nicht. Es war, als wüsste meine Seele etwas, wovon ich keine Ahnung hatte.

"Nana? Ayumi? Ich habe euch Blumen mitgebracht...", murmelte ich etwas verlegen, bevor ich den Strauß in eine der Vasen stellte. Jetzt war das Grab nicht mehr so kahl.

Ich stand einfach nur vor davor, da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Tief in mir hinterfragte ich, ob es nicht vielleicht doch eine schlechte Entscheidung gewesen war.

Meine Aufmerksamkeit wurde auf einen Mann gelenkt, der plötzlich am Nebengrab stand. Er hatte genau wie ich einen Blumenstrauß in eine der Vasen gesteckt.

Diskret las ich den Namen des Grabsteines.

Danma.

Mir kam der Familienname irgendwie bekannt vor. Gab es nicht so eine Strandbar, die diesen Namen getragen hatte?

Der Mann neben mir bemerkte meinen Blick anscheinend, denn er nickte mir zu.

Da war es wieder, das bekannte Gefühl. Es war, als hätte ich ihn schon einmal gesehen. Er kam mir vertraut vor, doch ich kannte ihn nicht.

"Besuchen Sie auch Freunde oder Familie?", sprach er mich an und ich nickte überrascht. Er lächelte. Es war eine Geste, die man von einem Mann wie ihm nicht erwartet hätte.

Er war kräftig gebaut, sein Kopf war kahlgeschoren - wahrscheinlich war er ein Ex Millitärsmann.

"Mmh", er senkte seinen Blick, "Ich besuche meinen besten Freund. Die Katastrophe hat ihn mir genommen." Er war zutiefst betrübt, man sah es ihn an. Ich vermutete, dass er und sein bester Freund eine sehr tiefgehende Beziehung geführt hatten.

"Das tut mir sehr leid", ich sah ihn an, "Ich habe in dem Unglück meine Zwillingsschwester verloren."

Seine Augen weiteten sich kurz, bevor er ebenfalls nickte. "Mein Beileid", erwiderte er, während wir nebeneinander standen.

The Winners Take It All | ChishiyaWhere stories live. Discover now