Ein Akt der Gleichgültigkeit

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"Ja?", ich schaffte es, ihm endlich eine Antwort zu geben. 

Chishiya... Was hast du wohl die letzten Stunden so erlebt?

"Ist alles in Ordnung bei dir? Du hast dich wie sonst noch nicht gemeldet", seine Stimme klang zwar monoton, aber ich war überrascht, dass er sich auf das Spiel einließ. Das hätte ich von ihm nicht erwartet.

Möglichkeit 1: Sag ihm, dass du beschäftigt warst.

Möglichkeit 2: Erzähle ihm die Wahrheit.

Möglichkeit 3: Lenke vom Thema ab.

Da es Chishiya war, mit dem ich gerade sprach, machte es die Situation nur noch komplizierter. 

"Ich war beschäftigt", erwiderte ich und setzte eine freudige Stimme aus. Ich hörte ein Brummen am anderen Ende der Leitung. Es war klar, dass er es nicht glaubte. Es war halt Chishiya, niemand konnte ihm etwas vorspielen. 

"Beschäftigt, ich verstehe", er machte eine Pause und wollte gerade zum Sprechen ansetzten, als aus meinem Badezimmer ein gewaltiges Klirren ertönte. Vor Schreck ließ ich das Telefon fallen und es rutschte unter die Kommode. 

"Johanna?", Chishiya war noch leise zu hören, "Hey, Johanna!" Ich versuchte, nach dem Telefon zu fischen, doch hielt inne, als ich Fußstapfen hörte. Eine Tür knarzte und langsam verstand ich, dass sich nun jemand in meinem Zimmer befand. Ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus.

"Johanna", hauchte eine leise Stimme. Ein Schauer lief mir über den Rücken. "Du bist so hübsch, Johanna", ich wagte es nicht, mich umzudrehen. Ein Verdacht legte sich in meine Gedanken, aber ich wollte irgendwie nicht überprüfen, ob ich Recht hatte. Als sich plötzlich eine kalte Hand auf meine Schulter legte, schrie ich leise auf, weil ich mich erschrocken hatte. Die Person bewegte sich, ohne auch nur ein Geräusch von sich zu geben. 

"Du musst noch heute mir gehören... Johanna...", kalte Lippen legten sich auf einmal an meinen Hals.

Möglichkeit 1: Die Person von der wegstoßen.

Möglichkeit 2: Nach Hilfe rufen.

Möglichkeit 3: Nichts machen.

Warum konnte man bloß nicht zwei Sachen auswählen! Es war so einfach, jetzt die falsche Entscheidung zu treffen! 

Ich entschied mich und setzte zu einem kräftigen Hieb an. Dann stieß ich die Person von mir. Ein Poltern war zu hören, dann ein lautes "Autsch" und endlich sah ich mich um. Meine Vorahnung hatte sich als richtig herausgestellt. Es war Lukas. Und er war mit Sicherheit durch das Badezimmerfenster gekommen. Ich hatte es ja erst aufgemacht... 

Verdammt! Eine ganz schlechte Situation! Ich war nur im Handtuch bekleidet! 

Möglichkeit: Drohe ihm mit der Polizei.

"Hau ab! Du hast hier nichts zu suchen! Ich rufe die Polizei, solltest du jetzt nicht verschwinden!", drohte ich und wusste, dass es nichts bringen würde. Ich hätte mir gerne andere Möglichkeiten gewünscht. 

Im selben Moment hatte er sich schon wieder gefangen. Er sah mich an, mit einem Blick, der mir unter die Haut ging.

Pure Lust...

"Oh Johanna. Du verstehst das nicht. Du weißt gar nicht, wie anstrengend es ist, dir immer hinterherzulaufen. Ich war immer geduldig, doch jetzt ist ein Zeitpunkt gekommen, wo ich mehr von dir will", er kam auf mich zu. Ich wich zurück, doch stieß ziemlich schnell gegen die Wand. Sein heißer Atem kam in meinem Nacken an und seine Hände fanden seinen Platz am Handtuch. 

The Winners Take It All | ChishiyaWhere stories live. Discover now