Ein Schatz in den Tiefen der Verzweiflung

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Ein Becken für jedes Team.

Es schien ein normaler Wettstreit zu sein, doch warum waren sie voneinander abgetrennt? 

Es ließ mich zögern. Warum war ich schon wieder so misstrauisch? Es war ein Kreuz Spiel! Ein Teamspiel, wo wir nach Goldmünzen suchen mussten! Es beinhaltete einfach nur Tauchen und Nass werden, also warum war ich so aufgewühlt? Warum musste ich nur immer jedes einzelne Wort filtern und dann studieren? 

Es sah alles normal aus und einige Teilnehmer waren schon auf dem Weg ins Wasser. 

Völlig ungefährlich! 

Und doch blieb ich stehen und beobachtete lieber. Anscheinend war es aber nicht nur ich, die dem Spiel misstrauisch gegenüberstand, denn auch Kuina blieb am Rand des Wassers stehen und schien mich neugierig zu mustern. Die meisten der anderen Teilnehmer blieben ebenfalls aus dem Wasser, sie schienen durch unser Verhalten verunsichert. Und zu meinem Unmut war Chishiya auch dabei. Er ließ seinen Blick die ganze Zeit über das Wasser schweifen. Anscheinend wusste er etwas und versuchte, seine Vermutung zu überprüfen. Vielleicht hatte ich ja dann doch nicht so falsch gelegen!

Tatsächlich passierte etwas, als die ersten im anderen Becken von Team B untergetaucht waren. Ich musste verwirrt beobachten, wie sich das Wasser unnormal kräuselte und schließlich Luftblasen aufstiegen. Klar, im ersten Moment dachte ich, dass es von den Teilnehmern kam, die bereits auf der Suche waren. Doch als die Blasen immer größer wurden, stiegen meine Zweifel. 

Ein zartes Rosa stieg auf, welches sich an der Wasseroberfläche plötzlich dunkelrot verfärbte. 

Es war Blut. 

Ich zuckte perplex zurück. Die eine Frau neben mir begann zu schreien, Kuina runzelte nur die Stirn. Wie Chishiya reagierte, checkte ich erst gar nicht, es würde mich wahrscheinlich eh wieder fuchsteufelswild machen. Und trotzdem: Mein Verstand hatte erneut Recht gehabt: Im Wasser befand sich etwas, was darauf spezialisiert war, uns ohne Gnade umzubringen.

Aber was war es denn jetzt? Warum blutete jemand so stark, wer war der Feind? 

Ich kniff die Augen ein wenig zusammen und näherte mich der Wasserfläche. Doch natürlich konnte ich nichts sehen, also müsste ich es wohl anders versuchen. Ich sah mich um und fand tatsächlich, wonach ich suchte: einen Stein. Was auch immer in den Tiefen verborgen war, schien auf Bewegungen zu reagieren. Also schmiss ich ihn auf die Wasseroberfläche. Für einen kurzen Moment passierte nichts- Doch dann platschte es laut und ich sah als erstes einen länglichen, grünen Schwanz. 

Tropen... 

Tiere aus den Tropen, die für uns gefährlich werden konnten... 

Alligatoren! 

Meine Vermutung bestätigte sich, als ein grünes, großes Maul auftauchte und einmal nach dem Wasser schnappte, bevor es wieder untertauchte. Jetzt wussten wir, womit wir es zu tun hatten. Doch die nächste Frage öffnete sich somit: Wie viele von den Biestern waren jetzt tatsächlich im Wasser?

Es verbleiben 1 Stunde und 20 Minuten!

Ich spürte die Blicke, die auf mir lagen. Sie warteten auf eine Antwort, da ich den ersten Schritt gemacht hatte. Aber ich hatte keine. Dann hieß es wohl, dass wir in den Sauen Apfel beißen mussten. 

Ich ging zurück zu Kuina und beugte mich leicht zu ihr: "Welches Team bist du?" Sie zeigte mir sofort ihr Telefon und ich atmete erleichtert aus, als ich das A sah. "Super. Ich hab ne Bitte. Kannst du die Tierchen ablenken? Es reicht, wenn du irgendetwas ins Wasser schmeißt, dann sind sie auf die Wasseroberfläche fokussiert", erklärte ich ihr, während ich meinen Pulli abstreifte und achtlos in den Sand warf. 

"Was wird das, wenn es fertig ist, Ayuna-chan?", sie sah mir mit stark gerunzelter Stirn zu, während ich auch meine Schuhe zurückließ. Ich drehte mich noch einmal zu ihr, bevor ich aufs Wasser deutete. 

"Ich hab mir vorgenommen, jetzt ein Bad zu nehmen. Macht bestimmt Spaß, mit Alligatoren zu schwimmen", ich deutete auf mein Handy, "Wonach siehst es wohl aus, wir sind in einem Spiel! Irgendwer muss wohl die Münzen holen." Dann trat ich erneut zur Wasseroberfläche und holte tief Luft. Es war ein volles Risiko, aber ich war bereit, dieses in Kauf zu nehmen. Ich sah noch einmal zu Kuina die mir den Daumen in die Höhe reckte. Sie war bereit.

Ich versuchte, so sanft wie möglich einzutauchen. Es gelang mir tatsächlich, wobei mich die Kälte im ersten Moment ein wenig schockte. Auch die Dunkelheit ließ ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust entstehen, was nicht gerade hilfreich war. Wie sollte ich etwas finden, wenn es so dunkel war? 

Mir ging die Luft aus, also tauchte ich auf und schnappte nach Sauerstoff. Mittlerweile war Leben in das Wasser gekommen. Team B hatte unsere Methode abgeschaut. Auch sie waren dabei, die Tiere abzulenken. Kuina stand mittlerweile nicht mehr dort, sondern die eine Frau hatte die Aufgabe übernommen. Und auch Chishiya war nirgends zu entdecken. Ich wusste nicht einmal, ob er überhaupt in meinem Team war.

Etwas streifte meinen Fuß...

Bitte nicht, lass es bitte kein Alligator sein! 

Hinter mir plätscherte es und ich drehte mich langsam um. Mein Herz raste, es drohte mir aus der Brust zu springen. Doch es war... Nur Kuina. Sie hielt eine Goldmünze in der Hand. 

"Verdammt, hab ich mich erschrocken! Ich habe gedacht, dass du eines dieser Viecher gewesen bist!", flüsterte ich und sie nickte. 

"Hab ich auch erst gedacht, als ich unter dir durchgeschwommen bin", sie deutete auf die Münze, "Kleiner Tipp von Chishiya: Benutz die Taschenlampe des Handys. Dafür sind sie in eine Wasserschutzhülle eingeschweißt worden." 

Warum bin ich darauf nicht schon früher gekommen?

Es verbleiben 45 Minuten!

Wo war die verdammte Zeit geblieben!? Ich machte meine Taschenlampe an und tauchte dann wieder unter, damit ich den anderen helfen konnte. Zwischendurch bekam ich mit, dass eines unserer Teammitglieder zerfleischt wurde, weil er zu nah an eines der Tiere herangeschwommen war. Doch ich konnte nicht darüber nachdenken, denn ich war viel zu beschäftigt - was vielleicht auch gar nicht so schlecht war. Ich war mir sicher, dass ich mir sonst vor Angst in die Hosen gemacht hätte.

Unsere Truhe füllte sich stetig und wir schafften es, einen soliden Vorsprung zu schaffen. Gerade, wo ich glaubte, dass alles gut lief, wurde unsere Ruhe unterbrochen. 

Ich hatte nicht mit Team B gerechnet. 

Einer der Muskeltypen hatte unsere Ablenkung auf einmal an der Kehle gepackt. Und ab da ging es bergab. Ich bemerkte zu spät, dass die Alligatoren nun wieder auf Bewegungen unter Wasser reagierten. Und deswegen bekam ich es auch nicht mit, wie sich ein Tierchen hinter mich schlich. 

Erst, als sich zwei seiner Zähne in meine Wade bohren, wurde ich in die schmerzliche Realität zurückgeholt. Blut verteilte sich sofort im Wasser, als ich mich losriss. 

Team B versuchte, uns auf diese Weise umzubringen.

Sie versuchten, ihren Rückstand durch Schummeln auszugleichen.

Und ich war durch meine Wunde verdammt nochmal in der Schusslinie!

Es verbleiben 25 Minuten!

War ich vielleicht doch auf der roten Liste des Glücks gelandet?!




The Winners Take It All | ChishiyaWhere stories live. Discover now