The Winners Take It All | Chishiya

Nüchtern...oder auch nicht!

Ich hatte Sakusa versprochen, dass wir noch einmal zusammen spielen würden - und so stand ich dann zwei Nächte später mit ihr in der großen Lobby. 

Ich entdeckte Chishiya, der bei den anderen Vorstandsmitgliedern auf der Empore stand und selbstsicher hinabblickte. Notiz an mich: Ich müsste ihn echt mal fragen, wie er das immer macht!

Jemand tippte mich an der linken Seite an und ich sah auf. Es war Kuina. Ich lächelte ihr zu und sie erwiderte die Geste. Sakusa hatte sie auch bemerkt und winkte ihr von meiner rechten Seite zu. Hatter beendete gerade seine Rede und in die Masse kam Bewegung. Ich war es mittlerweile gewohnt, durch die Menschenmasse gedrückt zu werden und deswegen ließ ich mich ganz entspannt zum Tisch schieben. 

Ich bekam meinen Zettel ausgehändigt und stellte mich an die Seite, um auf Sakusa zu warten. Ich sah Chishiya in der Menge und fragte mich, wie er so schnell nach unten gekommen war. Auch er schien heute noch einmal spielen zu wollen. 

"Bist du auch Team 5?", fragte Sakusa und ich nickte. 

"Ach, was für ein Zufall", Kuina tauchte hinter uns auf und hielt ebenfalls ihren Zettel hoch, wo eine dicke Fünf prahlte. Ich lächelte. Was für ein Glück - oder vielleicht auch nicht?!

"Na kommt! Sonst sind wir spät dran!", erinnerte Yuki und wir bahnten uns unseren Weg zum Ausgang. Ich blickte noch einmal unbewusst zurück, da ich nach Chishiya Ausschau hielt. Doch er war nirgends zu entdecken. 

Wir kamen auf den Parkplatz und Kuina hakte sich bei mir, als auch bei Sakusa unter. Gemeinsam schlenderten wir auf das fünfte Auto zu und... ich stöhnte genervt auf. 

Wer hatte sich gemütlich an das Auto gelehnt? Genau. Niragi. 

Er grinste, als er uns sah und wedelte provozierend mit seinem Gewehr umher. Sakusa neben mir lächelte auf einmal ganz verzückt und ich hätte mir am liebsten meine Hand an die Stirn geschlagen. Wie sie diesen Typen toll finden könnte, wusste ich nicht. Aber ich fand Chishiya gut, was vielleicht genauso schlimm klang. Also hatte ich da nicht so viel zu sagen.

"Mensch! Was für ein Glück! Ich darf heute mit euch zusammenspielen, ne?", er grinste und seine Piercings glitzerten in der untergehenden Sonne, "Das wird ein interessantes Spiel!" Ich bemerkte, dass Kuina sich genauso unwohl zu fühlen schien, wie es auch bei mir der Fall war. Wenigstens eine von uns, die den gleichen Respekt vor ihm aufwies. 

Kuina griff meinen Arm und zog mich mit. Sie drückte mich beim Auto zur Beifahrerseite, während sie sich hinters Steuer setzte. So blieb Sakusa die Möglichkeit, bei Niragi hinten Platz zu nehmen. Es gefiel ihr, dass sah ich in ihren Augen. Wir warteten noch einen kleinen Augenblick ab, dann gab Kuina Gas. Ich sah im Augenwinkel, wie Chishiya in den elften Wagen einstieg, zusammen mit Aguni und einem fremden Mann. Ich würde ihn nachher fragen, was er für ein Spiel gespielt hatte, wenn ich mich traute.

Das Spielgelände war nur fünf Minuten entfernt. Als wir ankamen, was das kleine Bistro hübsch beleuchtet. Wenn man nicht wüsste, dass es gleich um Leben oder Tod gehen würde, dann würde man sich auf einen entspannten Abend freuen. 

"Ihr geht zuerst", meinte Yuki ganz bestimmt und Kuina warf mir einen Blick zu. Ich wusste, dass sie mir sagen wollte, dass Sakusa alleine mit ihm sein wollte. Also zuckte ich mit den Schultern und lief vor. 

Das Piepen war kaum zu überhören, als ich durch die Tür schritt. Sofort lagen drei Augenpaare auf mir. Ich ignorierte sie und nahm mir ein Telefon. Kurz danach erschien Kuina und stellte sich neben mich, während sie auf ihrem Strohhalm herumnagte. Es dauerte nicht lange, dann kam auch Sakusa, Niragi trudelte als letztes ein. Ich warf Yuki nur einen kurzen Blick zu, konnte aber gleich sehen, dass sie enttäuscht war. Anscheinend ist es nicht so gelaufen, wie sie es sich gewünscht hatte.

Registrierung abgeschlossen!

Das Spiel beginnt nun.

Teilnehmeranzahl: 7

Spielname: Freundesabend

Schwierigkeitsgrad: Kreuz 2

Regeln:

Alle Spieler versammeln sich um den großen Gruppentisch.

Die Getränke, welche sich auf dem Tisch befinden, müssen alle vor Ablauf der Zeit getrunken werden.

Dabei ist es nicht wichtig, wer von welchem Getränk trinkt.

Waffen und jegliche Hilfsmittel sind verboten.

Zeitlimit: 30 Minuten

Huh? Ein kurzes Spiel mit einem kleinen Schwierigkeitsgrad? Dann müsste ich ja morgen oder übermorgen noch einmal spielen! Kuina stieß mich noch einmal an und ich bemerkte, dass sich die meisten schon zum Tisch begeben hatten. Auf diesem standen fünfzehn verschiedene Flaschen, alle waren sie mit hochprozentigen Alkohol befüllt. 

Oh je, dass konnte ja lustig werden... 

Ich war nicht so der Trinker. Ab und zu nahm ich gerne etwas Alkohol zu mir, aber nur in Maßen. Das eine Mal in Beach war eine kleine Ausnahme gewesen. Ich schon nach kleinen Mengen betrunken - und viel im Magen hatte ich auch noch nicht, das war ein weiterer Punkt, der mich mulmig werden ließ.

Das Spiel startet in 3,2,1...

Es verbleiben 29 Minuten und 55 Sekunden!

Wir sahen uns an. "Jeder nimmt erst einmal eine Flasche. Dann sind noch acht übrig", schlug einer vor und dieser Weg klang ziemlich gut. So würden wir uns langsam an das Ziel heranarbeiten. Ich griff nach einer Flasche, die am wenigsten Alkohol enthielt und stellte sie vor mich. Niragi hatte sich seine schon an den Hals gesteckt und trank gierig. Kuina war auch schon dabei, ihre Flasche zu öffnen.

Ich drehte den Deckel ab und nahm den ersten Schluck. Das Getränk brannte in meinem Hals und es war etwas ungewohnt, aber ich mochte den Geschmack. Die erste Flasche war ruckzuck leer und ich merkte, wie sich mein Körper leichter fühlte. 

Der Alkohol setzte ein, wie nett. 

Sakusa war wie verrückt am Grinsen und ich vermutete, dass auch sie schon dieses benebelnde Gefühl hatte. Ich griff nach einer zweiten Flasche, achtete dieses Mal aber nicht auf das Etikett, was ich im Nachhinein aber ziemlich bereute. Ich hatte nach einem Vodka gegriffen, der wie verrückt in meiner Kehle brannte! 

Meine Augen begannen zu Tränen, da der Geruch ebenfalls ziemlich stark war. 

Ich bemerkte, wie Niragi mich belustigt ansah. Auch Kuina musste schmunzeln. "Was... glotz ihr so?", lallte ich leicht und Sakusa kicherte neben mir. Auch von den Fremden musste einer der älteren Herren laut lachen. 

"Du klingscht lustig!", antwortete er und lachte dann noch mehr, was dafür sorgte, dass auch die Frau neben ihm anfing, laut zu prusten. Dann war es ein Domino-Effekt. Die Frau steckte den jungen Mann neben sich mit ihrer Lache an, Niragi begann ebenfalls zu grinsen und so kam es, dass sechs Menschen um mich herum in einen Kicheranfall gefallen waren.

Es verbleiben 15 Minuten!

"Nischt lachen, trinken!", wollte ich die Menge beruhigen, doch dadurch fingen sie nur noch mehr an. Was jetzt? Wenn das so weiterging, würden wir doch sterben - was bei diesem niedrigen Schwierigkeitsgrad äußerst peinlich wäre.

Endlich kriegte sich Kuina ein wenig ein und haute mit ihrer Hand auf die Tischplatte. "Loss... Wirr habenn nichtt mehrr viell Zeitt", wies sie die anderen ein und tatsächlich griffen sie wieder zu den Flaschen. Je mehr Vodka in mir landete, desto bunter wurde meine Welt. Die Lichter wurden immer greller und so langsam wurde mir davon schlecht. 

Doch ich musste weiter trinken, ich durfte noch nicht aufgeben. Nur noch die Hälfte und dann ein Siebtel der letzten Flasche...

Was Chishiya wohl gerade machte?

Tausend Schmetterlinge begannen in mir zu fliegen und ich spürte die Wärme, die in meine Wangen stieg.

Mist, der Alkohol verstärkte diese blöden Gefühle.