Gefühle sind ein mieser Wegbegleiter

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"Ayuna... wach auf!"

Ihre zarte Stimme drang an mein Bewusstsein und ließ eine Wärme zurück, die ich so wenig verspürt hatte.

"Sonnenschein. Der Tag hat bereits begonnen! Du wolltest doch unbedingt einen Spaziergang machen, um Blumen zu pflücken!"

Ein Gefühl von Zuneigung, Liebe... Wie konnte ich das jemals vergessen?

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Die Sonnenstrahlen kitzelten meine Nase und ich schreckte mit einem gewaltigen Niesen aus meinem Schlaf auf. Verwirrt sah ich mich um, als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten.

Blätter.

Vogelgezwitscher.

Bäume.

Erde.

Der feuchte, muffige Geruch.

Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Es sah nach einem Wald aus, doch wie war ich verdammt nochmal hierhergekommen?

"Du bist wach, perfekt", meine Fragen wurden sofort beantwortet, als Heiyas Kopf in meinem Sichtfeld auftauchte. Sie grinste mich an.

"Wo bin ich hier?", wollte ich wissen, während ich mich quälend langsam aufrichtete. Sie nickte nur in eine Richtung.

"Wir sind noch immer in Tokio - nur im verwachsenen Teil", erzählte sie mir, "Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Viel wichtiger ist die Frage, wer dieser Chishiya ist, nach dem du die ganze Zeit gerufen hast."

Oh nein...

Ich hatte doch nicht etwa - oh Gott, wie peinlich!

Die Röte stieg mir sofort ins Gesicht, was sie nur noch mehr zum Grinsen brachte. Doch zu meinem Glück bohrte sie nicht weiter nach, sondern deutete nur auf meine Seite. "Du hast großes Glück gehabt. Ich weiß nicht, wie viel du mitbekommen hast, aber am Ende des Spiels hattest du dein Bewusstsein verloren. Aguni und ich haben dich mitgenommen, da du sonst wahrscheinlich verblutet wärst. Er hat die Stichwunde genäht, aber nicht so gut wie ein richtiger Arzt. Du sollst vorsichtig sein", informierte sie mich und ich fasste kurz an die vermeintliche Stelle. Sie pochte ein wenig, doch die Schmerzen hatten tatsächlich nachgelassen.

"Danke", erwiderte ich, "Auch für euer Vertrauen..." Sie winkte ab.

"Aguni hatte erwähnt, dass du ziemlich strategisch vorgehst. Und wieder einmal hatte er Recht behalten... echt, ich bin wirklich beeindruckt, was dein Köpfchen hergegeben hat!", meinte sie, während sie einen Rucksack schulterte und mir schließlich eine Hand hinhielt, damit sie mir beim Aufstehen helfen konnte. Ich verbeugt mich zum Dank.

"Wo ist Aguni eigentlich?", wollte ich wissen, während sie auf einen Kompass schaute. Sie sah kurz auf und deutete dann zu einer kleinen Lichtung: "Er ruht sich gerade ein wenig aus." Ich nickte kurz und blickte dann durch das Blätterdach in Richtung Innenstadt.

"Du hast andere Pläne, nehme ich an?", fragte sie und ich nickte erneut zögerlich.

"Es gibt Personen, die auf mich warten", erzählte ich ihr und sie grinste. Wenn sie jetzt gleich wieder seinen Namen in den Mund nahm, würde ich im Erdboden versinken!

"Dann wollen wir dich nicht daran hindern. Es war sehr nett, dich kennenzulernen, Hayashi Ayuna. Hoffen wir mal, dass wir uns irgendwann noch einmal wiedersehen", sagte sie, "Du solltest dich beeilen. Es wird bald dunkel werden. Der Pik König treibt sich hier in der Gegend rum, du wärst gefundenes Fressen für ihn."

"Der Pik König ist hier?", ich war etwas erstaunt, "Selbst hier treibt er sich rum?" Sie nickte, während sie ihren Bogen schulterte.

"Wir vermuten, dass er alle Spieler tracken kann. Du solltest nicht mehr unbewaffnet herumlaufen, okay?", riet sie mir und ich nickte.

The Winners Take It All | ChishiyaWhere stories live. Discover now