Ich bin schwanger

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Gegen Mittag kommt Papa endlich und wir können zusammen den Kuchen genießen. Er freut sich, wie ein kleines Kind, als ein Stück auf seinem Teller landet. „Papa können wir gleich mal reden?", frage ich ihn und er nickt mir zu.
Das Gespräch mit Papa war sehr, naja emotional. Wer hört schon gerne, dass die Tochter ihr essen auskotzt? Ich konnte ihn aber schnell beruhigen.

Wir gehen zusammen runter und setzen uns mit auf die Couch. Es läuft gerade eine Folge Grey's Anatomy und mit Ärzten im Haus kann das schonmal ziemlich anstrengend werden. Die ganze Zeit diskutieren Phil und Alex darüber, was die Ärzte in der Serie falsch machen und warum sie so oft miteinander schlafen. Papa scrollt auf seinem Handy rum und Paula und ich versuchen, trotz der Diskussionen, die Serie zu gucken. „Hattest du nicht noch Hausaufgaben?", flüstert Paula mir zu und ich schnelle in die senkrechte. „Fuck.", schreie ich und renne nach oben. Die muss ich ja morgen fertig haben. Problem ist nur, dass ich das nicht verstehe, also greife ich mir mein Etui und das Arbeitsblatt und stolziere wieder nach unten. „Hey Ärzte.", rufe ich zu den Jungs, doch nur Paula reagiert. „Hallo?", schreie ich nochmal und Fuchtel mit meinem Blatt rum. „Ich brauche einen Arzt, mir geht es nicht gut.",sage ich, doch erhalte erneut keine Reaktion. „Ich bin schwanger.", sage ich und ernte dann vier Augenpaare, die erschrocken zu mir sehen. „Du bist was?", schreit Papa erschrocken und klatscht sein Handy auf den Sessel. Auch Phil und Alex stehen nun auf. Paula lacht leise und weiß, dass dies ein Scherz ist. „Leute, dass war nur ein Spaß. Anders bekommt man eure Aufmerksamkeit ja nicht.", sage ich und muss ebenfalls lachen. „Also nicht schwanger?", fragt Papa und ich schüttele mit dem Kopf. „Nur Bio Hausaufgaben, bei denen ich einen Arzt gebrauchen könnte.", sage ich und halte erneut mein Blatt hoch. „Na gut. Die Möchtegern Ärzte bei Grey's Anatomy regen mich sowieso auf.", sagt Phil und nimmt mich mit zum Esstisch. „Leute herkommen?!", befehlt er den anderen, die ebenfalls zu uns an den Tisch kommen. Zusammen machen wir dann meine Bio Hausaufgaben und siehe da, ich kann es jetzt.

„Aufstehen!", brüllt eine männliche Stimme und schüttelt an meiner Schulter. „Mhh.", brumme ich. „Mira, es ist schon sieben Uhr.", sagt die Stimme. Sofort setze ich mich hin und sehe in Papas Gesicht. „Verarscht, es ist erst sechs.", lacht er und geht. „Du bist doof!", brülle ich und schmeiße ein Kissen hinter ihn her, welches durch die Tür in den Flur fliegt und Alex trifft, der gerade an meinem Zimmer vorbeiläuft. „Hey, was soll das denn?", fragt er und wirft das Kissen zurück. „Ihr seid alle doof.", sage ich, stehe auf und schließe die Tür.

In der Küche sitzen Phil, Papa und Alex am Küchentisch und trinken Kaffee. Paula ist gestern Abend noch gegangen. Ich bin echt gespannt, wann sie hier einzieht. Ich setze mich dazu und schmiere mir ein Brot, welches ich dann esse. „Darf ich heute zum Reitunterricht?", frage ich in die Runde. Die Reitstunden sind immer dienstags und donnerstags und da heute Donnerstag ist, ist auch Unterricht. „Wie geht's denn deiner Hand?", fragt Papa und hebt eine Augenbraue. „Tut etwas weh, aber nur bei manchen Bewegungen. Ich passe auch auf.", sage ich und beiße ein letztes Mal vom Brot ab. Phil und Alex sehen mich skeptisch an, denn sie wissen, dass eine Verstauchung nicht so schnell besser wird aber Papa erlaubt es mir trotzdem.

Die Schule verläuft wie immer. Keiner redet mit mir, aber dafür habe ich Bio verstanden und kann gut mitarbeiten. Lieber gute Noten, als die dummen Kommentare. Nach der Schule gehe ich nach Hause. Die drei Jungs sind auf der Arbeit, weshalb ich sturmfrei habe. Ich ziehe mich um, mache mir etwas zu essen und setze mich dann auf die Couch. Phil hat gesagt, dass er zum Training mitkommen möchte, da er sich angeblich für Pferde interessiert aber ich weiß ganz genau, dass er ein Auge auf mich werfen will. Gegen 14:30 Uhr sind dann alle zuhause und wir können los. Papa und Alex gehen einkaufen, während Phil und ich beim Training sind. Unterwegs holen wir noch Paula ab, da er, ich zitiere ‚ohne sein Mädchen nicht leben kann'. Die Fahrt zur Reithalle dauert keine zehn Minuten, weshalb wir auch schnell da waren. In der Reithalle erkenne ich eine Gruppe Jugendlicher und geselle mich dazu. Die Reitlehrerin heißt Sabine und ist sehr nett. In der Gruppe Jugendlicher erkenne ich eine Klassenkameradin, welche mich auch die ganze Zeit mustert. Von den anderen sind auch einige Elternteile mitgekommen, weshalb es mir nun nicht mehr unangenehm ist, dass Paula und Phil dabei sind.
Da wir nur vier Schülerinnen sind, bekommt jeder ein Pferd zugeteilt und ich bekomme einen schwarzen Wallach, welcher Shadow heißt. Das Mädchen aus meiner Klasse bekommt eine weisse Stute. Nach einer Weile entschloss ich mich dazu, sie anzusprechen. „Hey ich bin Mira. Wir sind zusammen in einer Klasse oder?", frage ich sie schüchtern, während wir die Pferde putzen und satteln. Mir ist aufgefallen, dass sie in der Klasse auch kaum redet und sehr schüchtern ist. „Ja ich bin Lina.", antwortet das blonde Mädchen und lächelt mir zu. Als ich den Sattel festschnallen wollte, durchzieht mich ein stechender Schmerz in meiner Hand, was Phil und Paula natürlich sofort bemerken. Sie stehen die ganze Zeit hinter mir. „Alles gut?", fragt Phil und sieht mich besorgt an. „Jaja.", winke ich ab und ziehe nun den Gurt fest.
In der Reithalle setzen wir uns auf die Pferde und reiten einige Runden im Schritt, um uns aufzuwärmen. Die Eltern sitzen hinter der Bande auf Bänken. Die Lehrerin kommt zu jedem und fragt, wie gut man reiten kann, wie viel Erfahrung man hat, welche Disziplin einen am meisten interessiert und so weiter. Ich war schon immer leidenschaftliche Springreitern aber ein paar runden Dressur sind auch immer drin gewesen.
Nach der Reitstunde bringen wir die Pferde wieder in die Boxen und fahren nach Hause. „Riecht hier ganz schön nach Pferd.", bemerkt Phil im Auto und wedelt vor seiner Nase. „Ihr wolltet mit.", sage ich und hebe die Schultern. „War ja auch nur Spaß. Wie gehts deiner Hand?", will er wissen und ich sage, dass alles gut ist.
Mit Lina habe ich übrigens Telefonnummern ausgetauscht und entscheide mich dazu, ihr zu schreiben.
Mira: Hey hier ist Mira.
Lina: Hey. Wie gehts?
Mira: Gut und selbst?
Lina: Auch:)
„Du gehst duschen Mira!", befehlt Papa mir und hält sich die Nase zu. Er war noch nie begeistert von Pferden und dem Geruch, den sie geben. Ich nicke und mache mich auf in die Dusche.

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Komisches Kapitel aber egal. Man liest sich im nächsten Teil:)

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt