Die Wand ist Miras grösster Feind

547 17 5
                                    

Das erste mal sehe ich ihn in die Augen und schaue, ob er das ernst meint, doch dann...

...Doch dann steht plötzlich Phil hinter ihm, der unsere Auseinandersetzung anscheinend mitbekommen hat. „Was willst du niemanden erzählen?", fragt er neugierig und kommt auch in mein Zimmer. Scheisse, was mache ich denn jetzt? „Das ich Papas Lieblingstasse kaputt gemacht habe.", antworte ich knapp. Phil lacht plötzlich und Alex schaut verwundert. „Die ist doch nicht kaputt. Er trinkt da gerade seine heiße Milch mit Honig raus, damit er schlafen kann.", sagt Phil, was mich rot werden lässt. Mist, jetzt weiß Phil, dass ich lüge und Alex könnte es ihm jetzt verraten, doch...er tut es nicht. Er steht schweigend neben ihn. Als Phil sich wieder vom Lachen beruhigt hat, schließt er die Tür hinter sich und kommt auf mich zu. „So Mira jetzt die Wahrheit. Ich merke doch schon die letzten Tage, das dich was bedrückt und so wie du heute zu Alex bist, bist du sonst nie. Also, was ist los?", fragt er nun ruhiger. Bin ich echt so krass zu durchschauen, dass die beiden das sofort bemerkt haben? Er nimmt meine Fernbedienung und drückt auf Pause. „Wieso warst du eigentlich hier oben?", wechsle ich das Thema. Würde mich halt schon interessieren. „Hab Paula gerade ins Bett gebracht. Sie war ziemlich müde.", antwortet er und pfeift dann Alex zu uns, der die ganze Zeit neben der Tür verharrt. „So Kumpel, du kommst jetzt hier dazu und dann reden wir.", sagt er, woraufhin Alex auch herkommt und sich auf den Schreibtischstuhl neben meinem Bett setzt.
„Also, was ist los zwischen euch?", fragt Phil und sieht immer zwischen uns hin und her. Ich habe ja damit gerechnet, dass Alex spätestens jetzt auspackt, doch er bleibt wirklich still. Okay, vielleicht habe ich wirklich überreagiert und kann ihn doch vertrauen. „Meinerseits ist nichts.", seufzt Alex traurig. Jetzt tut er mir leid, so wie er da sitzt. Traurig wechselt er seinen Blick zwischen mir und dem Boden. „Und bei dir?", fragt Phil mich, weil ich bisher stumm war. „Ich...ich war etwas sauer aber ich glaube, dass ist nicht mehr nötig.", antworte ich, was Alex Miene total aufhellen lässt. Um seine Mundwinkel entsteht nun ein kleines Lächeln, was ich sogar etwas erwidere. „Versteh ich nicht. Wieso warst du sauer auf ihn?", fragt Phil nun verwirrt. „Ich habe Mira heute morgen etwas geärgert, als sie aufstehen musste.", lügt Alex, um mich zu schützen. Es tut mir weh ihn so zu sehen, weil ich weiß, dass er eigentlich lieber die Wahrheit sagen will. „Nein Alex das stimmt nicht. Phil verdient die Wahrheit. Also Phil, ich habe die letzten Tage den Drang gehabt, mir wieder wehzutun und das habe ich Alex erzählt. Ich wurde sauer, weil er gesagt hat, dass er nicht in Teufelsküche landen will, wenn er es niemanden erzählt. Das hat sich für mich so angehört, als wenn er euch davon erzählen wird und ich ihn nicht mehr vertrauen kann. Aber er hat mir heute bewiesen, dass ich ihm vertrauen kann.", erkläre ich ihn die Wahrheit. Phil's Kinnlade hängt bis zum Boden und auch Alex scheint erschrocken zu sein, dass ich das nun ausspreche. „Aber Mira, du hättest uns das sagen können. Mir, Alex und auch Paula. Das dein Papa das nicht wissen soll, kann ich mir vorstellen aber wenigstens uns kannst du sowas immer sagen.", antwortet Phil und streichelt meine Hand. „Danke. In Zukunft merke ich mir das. Ich dachte nur, dass ihr momentan alle zu beschäftigt seit. Du mit Paula, Paula mit ihren Problemen und Alex mit Tabea. Ich wollte keine Belastung sein.", sage ich beschämend. „Oh süße. Du bist doch keine Belastung.", sagt Phil und nimmt mich kräftig in den Arm. „Mhm", stöhne ich schmerzverzerrt. Mein Bauch macht doch noch einige Probleme. Phil drückt mich von sich weg und mustert mich besorgt. „Was ist?", fragt er und folgt meiner Hand, die sich auf mein Bauch legt. „War die Pizza wohl doch zu viel? Tut mir leid, ich dachte dass die Antibiotika schneller wirken. Normalerweise tun sie das.", erklärt er und hilft mir dann, mich zurückzulegen. „Warte, ich mache dir eine Wärmflasche und hole was gegen die Schmerzen.", sagt er und sprintet los. Nun bin ich mit Alex alleine, der mich besorgt mustert, jedoch nichts sagt. „Alex?", frage ich ruhig. Er sieht mich an und legt dann seine Hand auf meinen Bauch, als er merkt, dass wieder ein Krampf kommt. Das leichte massieren hilft sogar etwas, damit ich meine Muskulatur entspannen kann. „Versprichst du mir, dass du es wenigstens Papa verschweigst? Er soll das nicht wissen. Den anderen kannst du es sagen aber bitte lass Papa daraus. Du kennst ihn. Er wird ausrasten und sich die Schuld geben.", bitte ich Alex, woraufhin er sofort nickt. „Danke.", hauche ich und rutsche etwas näher zu ihn, um ihn zu umarmen. Dann kommt Phil auch schon wieder mit der Wärmflasche, die er mir auf den Bauch legt und eine Schmerztablette. Nach der Einnahme lege ich mich schlafen.

In der Nacht werde ich dadurch wach, dass ich Durst bekomme. Deswegen gehe ich in die Küche und schenke mir ein Glas Wasser ein. Müde trinke ich das aus und gehe wieder nach oben wo ich gegen die Wand laufe, anstatt durch die Tür zu gehen. „Autsch.", brumme ich und reibe mir die Stirn. So blöd kann echt nur ich sein. Seufzend schmeiße ich mich wieder auf mein Bett und schlafe ein.

Am Morgen werde ich geweckt und gehe runter, wo Alex, Papa und Tabea sitzen. Ich weiß, das Phil und Paula heute irgendwo hin wollten, damit Paula auf andere Gedanken kommt. „Morgen.", brumme ich und setze mich zu ihnen an den Küchentisch, der reichlich gedeckt ist. Papa schiebt mir eine Tablette rüber, welche ich dann auch einnehme und meinen Kopf danach auf meiner Hand stütze. Ich bin noch so müde aber Papa meinte, dass wir heute zusammen frühstücken wollen und hat mich deshalb um diese unmenschliche Uhrzeit geweckt. Naja ich meine es ist 9:00, welcher Mensch ist da schon wach? Ich definitiv nicht. „Was hast du denn da an der Stirn?", fragt Alex verwirrt und legt einige Finger an die Stelle, die wehtut. Ich muss einige Sekunden überlegen, was dort passiert ist, doch dann fällt es mir schnell wieder ein. „Bin heute Nacht gegen die Wand gelaufen.", antworte ich, was den anderen ein Lachen entlockt. Irgendwann beruhigen sich alle wieder und Alex fragt mich nach schmerzen, doch ich verneine. So schlimm sind die nun auch nicht. Wird vielleicht eine Beule oder so.

—————————————————————————

Man liest sich im nächsten Teil:)

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt