Turnier mit Folgen

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Lina schläft noch, während ich schon zur Toilette renne. Auf dem Weg dorthin begegne ich Alex, der mich erschrocken anschaut, da ich so plötzlich aus meinem Zimmer falle. Naja egal. Ich muss mich von diesen Schmerzen befreien. Zu meinem Pech ist Paula gerade im Bad, weshalb ich das Gäste-WC im Erdgeschoss nehmen muss. Auf der Treppe flitze ich an Alex vorbei und verfehle fast die letzte Stufe. Ich kann mich gerade noch halten und renne an Phil vorbei, der sich gerade einen Kaffee macht. „Morgen.", sage ich und renne weiter. „Mor...", höre ich, doch dann war schon die Tür zu und ich konnte den Schmerz rauspinkeln. Nach ein paar Minuten komme ich wieder raus und nehme zwei Flaschen Wasser aus dem Kühlschrank. „Alles gut?", fragt Phil. Ich lehne mich an die Küchenzeile und nicke. „Nur eine volle Blase und Paula war oben im Bad." Alex kommt neben mich und kocht sich einen Kaffee. „Hast mich echt erschrocken eben.", sagt er und lacht etwas. „Kommt ihr in einer Stunde runter zum Frühstück?", fragt Phil und ich nicke. Dann mache ich mich wieder auf den Weg nach oben, doch dann steht Phil hinter mir und legt seine Hand auf meine Schulter. Ich erschrecke mich sehr, weil er so plötzlich hinter mir steht. Dann drehe ich mich um und sehe ihn fragend an. „Bitte sag mir, was mit dir los ist. Ich mache mir echt Sorgen. Wenn du schmerzen hast, dann sag es mir okay.", sagt er besorgt. „Phil mir geht's gut. Das gestern war blöd von mir und du brauchst dir echt keine Sorgen zu machen. Ich habe nirgendwo schmerzen.", antworte ich und laufe weiter.
Beim Frühstück unterhält Lina sich mit Alex und Paula. Sie erklärt ihnen, wie ihre Prüfung abläuft. Ich höre ihr aufmerksam zu, bemerke aber immer wieder Phil's besorgten Blick auf mir. Plötzlich bekomme ich wieder einen starken Drang auf Toilette zu müssen und stehe abrupt auf, sodass der Stuhl zu Fall kommt. Ich sprinte auf die Toilette und entleere mich. Man tut das weh. Und jetzt kommt auch noch dieser blöde Schwindel und die Übelkeit dazu. Irgendwie fühlt es sich auch so an, als wenn ich Fieber bekomme. Ich klatsche mir Wasser ins Gesicht und gehe wieder zu den anderen. Sie waren noch voll in einem Gespräch mit Lina, sodass sie mich nicht bemerkten. Außer Phil. Er sieht mich besorgt an. Verständlich. Ich hab gerade ein Exorzismus hinter mir, so schlimm war das. Ich lächele ihm zu und widme mich wieder meinem Frühstück, welches mir gerade überhaupt nicht mehr passt. Die Übelkeit übermannt mich und ich lausche lieber den Gesprächen. „Du musst schon essen.", sagt Phil und nun liegen alle Blicke auf mir. „Keinen Hunger.", winke ich mit einem Lächeln ab. „Mira, sag nicht, dass es schon wieder anfängt.", sagt Paula und sieht sehr betrübt aus. „Was? Nein! Ich habe gerade nur keinen Hunger. Ich will echt nicht abnehmen.", schwöre ich, doch die Blicke bleiben.
Auf der Fahrt zum Turnierplatz, sitzen Phil und Alex vorne und Paula sitzt neben mir und Lina hinten. Ich sitze in der Mitte und hab somit einen perfekten Blick auf den Rückspiegel, durch den ich schon die ganze Fahrt über beobachtet werde. Man kann sich ja denken von wem.
„So wir sind da.", sagt Phil und steigt aus. Wir tun es ihm gleich und stehen nun alle auf dem Parkplatz. Neben uns steht der Hänger mit den Pferden. Da wir die einzigen sind, die bei dem Turnier teilnehmen, ist nur ein Hänger nötig, vor dem Shadow und Linas Pferd Hope stehen. Die beiden sind noch nicht fertig gesattelt, weshalb ich zu Shadow gehe und ihm den Sattel überschmeißen will. Lina ist in der Zwischenzeit zu ihren Eltern gegangen und redet mit ihnen. Paula und Alex streicheln Shadow, während Phil zu mir kommt. Er hat bemerkt, dass es mir weh tut den schweren Sattel auf Shadow zu werfen. Kein Wunder, Shadow ist 1,70 groß, also nicht gerade leicht, das schwere Ding auf das große Ding zu legen. Meine Trainerin unterhält sich währenddessen mit Linas Eltern. „Ich mach das schon. Nicht, dass die Schmerzen schlimmer werden.", sagt Phil und schmeißt den Sattel auf den Rücken. „Danke. Aber ich hab keine Schmerzen.", brumme ich und ziehe den Gurt fest. „Natürlich nicht.", antwortet Phil ironisch und legt einen Arm um mich. Man, wieso muss der Typ immer sofort bemerken, wenn man was hat. Nachdem Shadow fertig ist, renne ich zu der nächstgelegenen Toilette, da es mal wieder unerträglich wird. Phil war zu meinem Glück gerade bei Paula und Alex. Als ich wieder da war, ist Hope ebenfalls fertig gesattelt und unsere Eltern warten nun, dass es los geht. Ich ziehe meinen Helm auf und bücke mich dann, um meine Stiefel anzuziehen. Beim hochkommen wird mir so krass schwindelig und heiss, das ich mich an dem Steigbügel vom Sattel festhalten muss. Das bleibt natürlich nicht unbemerkt. „Ich halte es für keine gute Idee Mira. Du solltest das vielleicht verschieben."
„Phil, bitte lass mich das machen. Nichts für ungut aber ich kann meinen Gesundheitszustand ganz gut selber einschätzen und momentan geht es noch.", erkläre ich ihm, ohne mir über die Bedeutung meiner Worte klar zu sein. „Wie, momentan geht es noch? Hast du doch was?", fragt er, doch da sitze ich schon auf dem Pferd und reite zum Abreiteplatz. Lina reitet neben mir und hinter uns laufen die Eltern und unsere Trainerin.
Zuerst kommen wir beim Platz für die Dressurreiter an, jedoch gehe ich dort ebenfalls rauf, um mich warm zu reiten. Beim reiten wird mir immer wieder völlig schwindelig und ich kann kaum länger als ein paar Sekunden in einer Gangart bleiben. Als ich an meiner Trainerin vorbeireite, fragt sie: „wieso reitest du so komisch? Mach mal ein paar Galoppsprünge." Ich nicke und spüre, wie mir der Schweiß auf der Stirn läuft. In der nächsten Ecke setze ich zum Galopp an und schaffe ein paar Galoppsprünge, jedoch sehen die bestimmt katastrophal aus. Dann wird Linas Name aufgerufen und wir gehen zum Prüfungsplatz. Sie reitet die Prüfung echt gut und wird am Ende sogar 1. Platz. Ich sitze total eingeknickt auf Shadow und nehme alles kaum noch war. Das einzige, was ich noch sehr klar wahrnehme ist, dass ich dringend auf Toilette muss. „Mira, du siehst nicht gut aus. Komm da bitte runter.", sagt Phil und nun bemerken es auch die anderen. „Ich müsste nur mal.", sage ich und reite mit Shadow zu der Toilette. Phil kommt mit, was ich erst nicht bemerke, doch das ist mir egal. Dann hab ich wenigstens jemand, der Shadow so lange hält.
Nach dem entleeren, sitze ich wieder auf Shadow und reite zum Springplatz. Ich bin die nächste Starterin und warte, bis ich los kann. „Hey Maus. Geht's bei dir?", fragt Paula und streichelt mir den Rücken, doch noch bevor ich antworten kann geht es los. „Mira Fabiano auf Shadow.", hört man aus den Lautsprechern und ich trabe auf den Platz. Es ist ganz leicht. Begrüßen, angaloppieren, Sprung, treiben, Sprung, kurve, zwei Sprünge hintereinander, treiben, Sprung, kurve, Sprung und beenden. Das sollte ich schaffen. Ich trabe in die Mitte, Grüße und galoppiere an. Der erste Sprung lief super, doch bei dem nächsten Sprung wird mir schwindelig und ich sehe nur noch die Stangen und den Boden, dann schwarz.

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Hätte sie mal auf Phil gehört...

Man liest sich im nächsten Teil:)

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt