Alex, der Schrank

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Ich kann das jetzt nicht machen. Ich kann mir jetzt keinen verdammten Zugang legen lassen. Wenn sie meinen Arm sehen, bin ich die größte Enttäuschung, die es je in diesem Leben gab. „Hallo, Erde an Mira.", holt Phil mich zurück in die Realität. Fragend sehe ich ihn an. „Ich heiße Phil Funke, ich bin Notarzt. Das sind Paula Martinson und Alexander Hetkamp, ebenfalls Notärzte. Ich würde dir gerne einen Zugang legen. Das ist eine Nadel, die kommt in die Vene und daran ist ein Schlauch, wo wir die Medikamente zuflößen können. Dafür musst du mir aber deinen Arm geben.", erklärt Phil, als wäre ich ein dreijähriges Mädchen. „Phil, ich bin nicht blöd.", antworte ich genervt und verschränke die Arme. „Und ich brauche keine Infusion. Ich werde jetzt was essen gehen.", sage ich und stehe selbstbewusst auf. Alex, der Schrank, stellt sich vor die Tür und verbietet mir, den Raum zu verlassen. „Was wird das jetzt bitte?", seufze ich genervt. „Erst Zugang, dann essen.", sagt er und drückt mich Richtung liege. Kann bitte irgendwas passieren, was alle hier vergessen lässt, dass sie mir einen Zugang legen wollen? Bitte irgendwas, egal was. Wie, als hätte Gott mich erhört, klingelt es an der Tür. „Ich geh mal.", sage ich schnell und husche aus dem Raum.

POV Phil:

„Seltsam oder?", frage ich die anderen, als Mira plötzlich den Raum verlassen hat. Beide nicken. Ich wollte ihr bloß einen Zugang legen, den sie sonst nie meidet. Klar, hat sie ihre Probleme damit aber noch nie hat sie den ganz abgelehnt. „Sie ist in letzter Zeit echt komisch. Erst dieses abnehmen, dann diese Wutausbrüche und jetzt das? Da ist bestimmt noch mehr im Busch, als nur Jonas.", sagt Alex das, was ich auch denke. „Wer klingelt eigentlich noch so spät?", fragt Paula plötzlich. Ich zucke mit den Schultern und gehe dann aus dem Arztzimmer. Dort sehe ich, dass Mira gerade auf dem Weg in ihr Zimmer ist. „Leute kommt mal. Mira ist gerade wieder in ihr Zimmer.", sage ich und winke die anderen zu mir. Zu dritt schleichen wir zu ihrer Tür und treten dann ein. Sie liegt auf dem Bauch, in ihrem Bett und scheint nachzudenken. Alex schließt die Tür hinter sich und stellt sich dann davor, falls sie wieder abhauen will. Paula und ich gehen zu ihrem Kopf. Plötzlich erschreckt sie sich und seufzt genervt, als sie uns erkennt. „Ihr gebt echt nicht auf, was?", nuschelt sie in ihr Kissen. „Nein tut mir leid Mira. Du benötigst die fehlenden Nährstoffe. Dadurch das sie dir fehlen, kann es sein, dass der Sturz letztens im Bad auch daher kommt.", stelle ich fest. Sie brummt nur kräftig und setzt sich dann hin. „Mir geht's echt gut.", antwortet sie und steht dann auf. Alex steht immer noch wie ein Türsteher vor der Tür und lässt sie nicht vorbei. „Man Alex, lass mich gehen!", seufzt sie wütend und versucht ihn wegzudrücken, jedoch hat sie bei ihm da keine Chance. „Wer hat eben geklingelt?", fragt Alex sie, um sie abzulenken. „Niemand, war ein Klingelstreich.", antwortet sie und gibt dann auf. „Komm her kleine.", versucht es nun Paula, doch Mira rührt sich nicht vom Fleck. „Leute, ich bin müde und würde gerne schlafen.", sagt Mira und zeigt zur Tür, was bedeuten soll, dass wir gehen sollen. Okay, es ist wirklich schon spät aber eigentlich ist der Zugang wichtig. Wenn sie echt seit einer längeren Zeit nicht richtig gegessen hat, wird sie sicherlich einen Eisenmangel und Vitaminmangel haben. Das muss schnellstens behandelt werden. Ich würde echt gerne verstehen, warum sie da so ein Drama drum macht. „Mira werd bitte vernünftig. Wir wollen dir doch nichts Böses.", versuche ich es erneut, doch sie bleibt stur. Das hat sie definitiv von ihrem Vater. „Na gut Leute. Dann kommt. Wenn sie sich nicht helfen lassen will, können wir nichts machen. Aber Mira, sag nicht, dass wir es nicht versucht haben.", sage ich und verlasse dann ihr Zimmer. Die anderen tun es mir gleich. Alex geht noch zu Franco nach unten und Paula und ich gehen in unser Zimmer. Dort schmeiße ich mich erschöpft aufs Bett und Paula direkt in meine Arme. „Man ich mache mir einfach unfassbar krasse Sorgen.", sage ich und streichle dabei Paulas Rücken. „Ich auch Schatz. Ich würde ihr auch so gerne helfen.", sagt mein Schatz traurig. „Wir versuchen es einfach morgen nochmal.", sage ich und ziehe sie enger an mich. Dann hören wir es plötzlich poltern und Francos schreie im Flur.

POV Mira:

Man, können die mich nicht einfach in Ruhe lassen? Gott sei dank sind sie jetzt endlich gegangen und ich kann für mich sein. Doch Fehlanzeige. Plötzlich knallt es und Papa schreit durch den ganzen Flur meinen Namen. Dann wird meine Tür aufgeschlagen und er steht wütend in meinem Zimmer. Hinter ihm stehen alle anderen und Mustern uns kritisch. „Franco beruhige dich.", sagt Alex und legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Nein.", knurrt Papa und kommt auf mich zu. Ich kauerte mich in die letzte Ecke meines Bettes zusammen und hoffe, dass er sich beruhigt. „Was soll der Mist Mira? Seit wann machst du so ein Drama wegen einem Zugang?!", brüllt er wütend. Die anderen stehen nun auch bei mir am Bett und beobachten das Geschehen. Ich hebe die Schultern und stehe dann auf, um wegzurennen. Klappt leider nicht, denn Alex hält mich zurück. „Man lasst mich!", schreie ich wütend. Ich schaffe es gerade so, zwischen Alex und Phil vorbeizurennen, direkt in Richtung Treppe, wo ich dann die letzten Stufen verfehle und auf den Boden falle. „Mira?", höre ich mehrere Stimmen rufen. Dann stehen sie wieder alle um mich. „Was ist passiert? War dir schwindelig?", fragt Phil besorgt. „Nein, nur die letzte Stufe verfehlt.", antworte ich und richte mich auf. „Hast du dir echt nichts getan?", kommt dann von Paula. Ich schüttle mit dem Kopf und wandere Richtung Haustür. „Madame, wohin wollen wir um diese Uhrzeit noch?", fragt Papa wütend. „Raus. Und ich komme erst wieder, wenn ihr mit eurem dämlichen Zugang aufhört.", antworte ich, doch Papa stellt sich vor mich. „Du gehst sicherlich nirgendwo hin.", sagt er und schiebt mich wieder zurück. „Muss ich dich etwa festhalten, damit sie das machen?", fragt er während er mich auf die Couch drückt. Ich seufze genervt und gehe nicht auf die Frage ein. „Na gut. Holt ihr das Zeug? Wir machen das jetzt hier.", sagt Papa und Alex verschwindet kurz nach oben. Ich werde panisch und versuche zu verschwinden, doch Papa hält mich am Arm zurück. „Mira, hör auf zu zappeln. Wir legen dir jetzt diesen verdammten Zugang.", knurrt Papa.

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Man liest sich im nächsten Teil:)

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt