Eine Backpfeife von Papa

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Nun sind einige Tage vergangen. Der Sonnenbrand ist mittlerweile auszuhalten und die Symptome vom Hitzeschlag waren noch am selben Tag weg. Meine zweite Reitstunde verlief auch sehr gut und Lina und ich sind zu echten Freundinnen zusammengewachsen.

Mein Wecker reißt mich aus meinem schönen Schlaf und vor Schreck knalle ich auf den Boden. „Mist!", brumme ich. Mit dem Knall hab ich wahrscheinlich die ganze Nachbarschaft geweckt. Kurz darauf geht meine Tür auf. „Alles okay?", fragt Alex, der mich erst nicht findet. „Ja.", knurre ich und er entdeckt mich auf dem Boden. „Was machst du denn da unten?", fragt er und verklemmt sich sein Lachen. Augenrollend stehe ich auf und gehe genervt an ihn vorbei. Sowas kann ich morgens echt nicht gebrauchen. Am Küchentisch sitzt niemand, da Papa und Phil heute frei haben. Alex läuft mir hinterher und legt dann seine Hand auf meine Schulter. „Hey, hast du dir wirklich nichts getan?", fragt er nun besorgt. Ich schüttele mit dem Kopf. „Nein alles gut.", winke ich ab und bereite mein Müsli vor. Er setzt sich an den Tisch und schaut auf sein Handy. Als ich gerade meine Milch einschenke, schreit er auf, wodurch die Milch auf dem Boden landet. „Boa Alex!", knurre ich und wische die Milch auf. „Was denn? Du wirst gleich Saltos schlagen.", antwortet er und kommt auf mich zu. Er dreht mir sein Handy zu, welches einen schwarzen Bildschirm zeigt. „Alex hast du Fieber oder irgendwelche Halluzinationen? Da ist nichts.", sage ich und lege meine Hand auf seine Wange. „Ne Fieber ist es nicht. Dann wohl Halluzinationen.", lache ich und hocke mich wieder auf den Boden, um die Milch wegzuwischen. „Oh sorry mein Handy ist ausgegangen. Hier guck.", sagt er und erneut schaue ich auf sein Handy. Ich kneife meine Augen zusammen und lese einen Artikel, in dem steht: Der Kölner Unterricht (ausgeschlossen Oberstufen) wird am Donnerstag, den 01. September 2023, aufgrund von Warnstreiks ausfallen. Die Schulen werden dazu verpflichtet, Betreuungsangebote bereitzustellen...
Meine Kinnlade fällt runter und ich beginne bis über beide Ohren zu grinsen. „Jaaaaa!", schreie ich und renne durch die Küche. „Pschhht!", zischt Alex. „Die anderen schlafen noch." Ich werde ruhiger und gehe zu ihm. „Musst du heute arbeiten?", frage ich und er nickt.
In meinem Zimmer frage ich Lina, ob sie heute Mittag zu mir kommen möchte, damit wir zusammen zum Training gehen können. Sie schreibt mir, dass sie kommt. Danach lege ich mich nochmal hin und hole den Schlaf nach, der heute morgen gefehlt hat.

‚Klatsch'
Irgendjemand hat mir gerade vom Feinsten eine geklebt. Ich öffne meine Augen und sehe Phil und Papa, die sehr erleichtert über mein aufwachen waren. „Was soll der Mist?", frage ich wütend und halte meine Wange. Ich setze mich auf und spüre, dass mein Brustbein etwas schmerzt. „Mira, ich, wir...", beginnt mein Vater. „Ihr dachtet doch nicht etwa, dass ich ohnmächtig bin oder?", frage ich verwirrt. Beide nicken. „Mira, ich wollte die Wäsche aus deinem Zimmer holen und hab dann dich bemerkt. Ich war sehr verwundert, dass du noch im Bett liegst und nicht in der Schule bist, weshalb ich an dir gerüttelt habe. Du hast nicht reagiert, woraufhin ich Phil gerufen habe. Er hat dir dann einen massiven Schmerzreiz gegeben, auf den du nicht reagiert hast. Dann hab ich dir auf die Wange gehauen und ja den Rest weißt du ja.", sagt er beschämend. Ich fange an zu lachen. „Du, du hast mir eine gescheuert?", frage ich und lache weiter. Beide sehen mich total entgeistert an, doch ich finde es zu lustig. Mein Vater hat mir eine geklatscht, weil er dachte ich bin ohnmächtig, dabei war ich nur in einem Tiefschlaf. „Sorry, aber.", beginne ich, doch ich kann den Satz nicht beenden, weil ich wieder lachen muss. Nach gefühlten Ewigkeiten habe ich mich dann beruhigt und konnte ihnen die Lage erklären. „Ah okay, Alex oder du hätten ja mal sagen können, dass die Schule ausfällt. Tut dein Brustbein denn noch weh?", fragt Phil nach meiner Erklärung. „Neee. Alles super.", winke ich ab und bereite mich auf das Treffen mit Lina vor.

„Und dann hat er mir eine gescheuert.", erkläre ich ihr den Vorfall und wir beide kommen aus dem Lachen nicht mehr raus. „Dein Vater hat auch ne Meise.", sagt sie, während wir in die Küche gehen. Wir sind bereits umgezogen und wollen nach dem Essen direkt los. Die Stunde beginnt zwar immer erst um 15:00 Uhr aber wir wollen vorher noch in ein Bücherladen, um uns das neueste Buch zu holen.
Zum Mittagessen waren alle da und ja, auch Paula. Sie ist beinahe täglich bei uns, da kann sie auch direkt bei uns einziehen. Sie schläft dann einfach bei Phil und ich würde es echt genießen, eine Frau in diesem Haushalt zu haben. Am Tisch erkläre ich Alex und Paula auch nochmal das Geschehene, weswegen Alex schon seit 10 Minuten dort sitzt und über Papa lacht. „Also Franco, du hast Mira eine Backpfeife gegeben? Verstehe ich das richtig?", fragt er nun zum vierten Mal. Mein Papa stochert in seiner Paprika rum und nickt. Irgendwie überkommt mich dann ein schlechtes Gefühl, weshalb ich seine Hand nehme und ihn dann umarme. „Tut mir leid Papa, ich wollte mich nicht lustig machen.", sage ich. Er erwidert die Umarmung und ich spüre, wie es ihm schnell besser geht.

Der Tag neigt sich nun dem Ende. In der Buchhandlung konnten wir uns das Buch ergattern und die Reitstunde war ein voller Erfolg. Wir haben erfahren, dass in den Herbstferien ein Turnier ist, an dem wir teilnehmen können. Lina und ich haben natürlich zugesagt. Sie reitet eine Dressurprüfung und ich eine Springprüfung.
Zuhause renne ich mit voller Begeisterung in das Wohnzimmer und schmeiße mich zwischen Alex und Papa. Phil sitzt auf dem Sessel und hat Paula auf dem Schoß. Sieht ziemlich komisch aus, dennoch süß. Naja wie auch immer, ich strahle wie ein Honigkuchenpferd. „Echt jetzt Mira? Mit deinen Pferdeklamotten auf dem Sofa?", fragt mein Vater genervt. Ich stehe auf, gehe hoch, Dusche, ziehe mich um und gehe wieder runter und das alles in Rekordzeit. Ich setze mich dieses Mal aber an den Küchentisch, um Abendbrot zu essen. „In den Ferien ist ein Turnier und ich nehme Teil.", sage ich mit voller Begeisterung, während ich mein Brot schmiere. „Na super, dass heißt ich muss mitkommen, mir das ansehen und den Gestank stundenlang aushalten?", fragt Papa und schüttelt mit dem Kopf. „Neee wer weiß, ob du da überhaupt frei hast. Aber falls ja, würde ich dich gerne dabei haben, außer du möchtest absolut nicht, dann gebe ich mich auch mit Alex oder Phil geschlagen.", sage ich und beiße von meinem Brot ab. Phil und Alex sehen mich belustigt an. „Ich schaue mal.", antwortet mein Papa.
Nach einer Weile, bemerke ich, dass denen irgendwas auf dem Herzen liegt. „Spuckt es aus, wer ist gestorben?", frage ich und sehe in die Gesichter. „Ähm Mira. Wie du gemerkt hast sind Paula und ich ein paar. Naja wir sind...", beginnt Phil, wird jedoch von mir unterbrochen. „Ihr seid schwanger? Omg jaaaaa!", schreie ich und renne durch das Erdgeschoss. „Nein!", sagt Phil, worauf ich sofort stehen bleibe und verwirrt gucke. „Ich werde keine Tante?", stelle ich traurig fest und setze mich wieder an den Tisch. „Momentan noch nicht. Also erstmal nicht.", beginnt Phil. „Wir wollten nur sagen, dass Paula jetzt offiziell bei uns wohnt. Ich hoffe, dass das okay für dich ist.", sagt er. „Wird ja auch mal Zeit.", sage ich lachend und nehme Paula, die neben mir sitzt, in den Arm. „Herzlich willkommen Paula.", sage ich und bekomme von ihr einen Kuss auf die Stirn.

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Es tut mir leid, wenn manche das Verhalten von Franco (Miras Vater) doof finden. Er ist eigentlich für mich ein Nebencharakter, da Mira eher eine Bindung zu Phil hat, wie man vllt schon gemerkt hat. Ich hoffe euch stört das nicht all zu sehr, aber falls doch, bin ich offen für Vorschläge, um das zu ändern:)

Man liest sich im nächsten Teil:)

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt