Tetanus-Auffrischung

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Zuhause angekommen, setzen wir uns erstmal an den Tisch und essen Mittag. „Ich würde sagen, dass wir dann in einer Stunde losfahren. Dann sind wir rechtzeitig da.", sagt Phil, womit er den Arzt meint. Ich will diese Impfung nicht. Wie man vielleicht schön des Öfteren gemerkt hat, hab ich eine wirklich panische Angst vor Nadeln und wenn die dann noch von jemand fremden kommen, wird es umso schlimmer. Leider dürfen Phil oder die anderen das nicht machen, da es von meinem Hausarzt gemacht werden muss. „Ja klingt super.", sage ich ironisch, was Paula und Phil sofort zum Lachen bringt. Der Termin steht schon seit einem Monat fest und jedes Mal, wenn dieses Thema erwähnt wird, schaudert es mich. „Das wird schon nicht so schlimm.", versucht Paula mich zu beruhigen. Ich nicke und schiebe die letze Gabel mit Nudeln in den Mund. „Alter Falter bin ich satt.", sage ich und schiebe den leeren Teller weg. „Du sagst es.", antwortet Phil und wischt sich den Mund sauber. „Du hast da noch was, Schatz.", bemerkt Paula und wischt mit ihrem Daumen über seinen Mundwinkel. Ich muss lachen, da mich das zu sehr an Papa und mich erinnert, wenn ich noch was am Mund hatte, nur war ich da acht oder so und Phil ist erwachsen.
„Oh guckt mal, Alex und Franco haben Spaß auf der Arbeit.", sagt Phil und zeigt ein Bild, welches gerade in die Gruppe geschickt wurde.

", sagt Phil und zeigt ein Bild, welches gerade in die Gruppe geschickt wurde

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„Wie süß.", antworte ich.
Nachdem wir das Besteck in die Spülmaschine verräumt haben, setze ich mich auf die Couch und ziehe meinen Pullover aus, da ich eh noch ein Tshirt darunter habe und es Phil so leichter macht, mit dem massieren. „Ja gut, wo war das nochmal genau?", fragt er und setzt sich hinter mich. „Hier.", sage ich und zeige auf die Stelle. Paula setzt sich währenddessen auf den Sessel und liest ihr Buch. Dann beginnt Phil zu drücken. Am Anfang tut es echt weh aber dann wird es immer besser. Das ganze geht etwa eine halbe Stunde so, bis wir los müssen. „Danke.", flüstere ich, da ich beinahe eingeschlafen wäre. „Kein Ding. Wenn's heute Abend immer noch so schlimm ist, kann ich gerne nochmal massieren.", sagt er uns steht auf. Zusammen machen wir uns fertig und fahren mit Phil's Auto zum Arzt.
„So, wir sind da. Alle raus.", sagt Phil und schnallt sich ab. Paula tut es ihm gleich und so steigen beide aus, außer ich. „Na komm schon Mira. Oder muss ich dich in die Praxis reintragen?", fragt Phil, der gerade meine Tür geöffnet hat. „Ich will echt nicht.", antworte ich und rühre mich kein Stück. „Das packst du schon.", sagt er und beugt sich über mich, um mich abzuschnallen. „Mira, komm. Wir sind doch bei dir.", versucht es Paula nun auch. Stöhnend verlasse ich das Auto und laufe Richtung Eingang von der Praxis.
„Hallo, Mira Fabiano hat heute einen Termin zur Tetanus-Auffrischung.", sagt Phil zu der Arzthelferin, die das in dem Computer einträgt. „Ja, einmal die Versichertenkarte.", sagt sie und bekommt sie von Phil. Dann klickt sie ein paar mal im Computer rum, während Paula meinen Arm streichelt und Phil mich anlächelt. „Ja genau. Dann noch einmal im Wartezimmer zwei Platz nehmen. Sie werden dann aufgerufen.", erklärt uns die Arzthelferin und gibt Phil meine Karte wieder zurück. Er hatte heute morgen nämlich Angst, dass ich die Karte verstecke, um den Termin verschieben zu müssen. Jetzt gibt er mir sie wieder zurück und wir gehen ins Wartezimmer, wo viele kranke Kinder sind, die entweder husten, weinen, spielen oder schlafen. Ich will nicht wissen, wie viele Bakterien und Viren hier rumfliegen. Während wir warten, redet Phil mit Paula und ich spiele am Handy, bis plötzlich eine Nachricht kommt:

Jonas: Hey, schade, dass du heute nicht bei uns bist. Vermisse dich sehr. Hoffe, wir sehen uns morgen wieder in der Schule:)
Ich: Hey, ja finde ich auch schade. Sitze jetzt hier beim Arzt und bekomme gleich diese miese Impfung. Ja, morgen sehen wir uns sicherlich;)

„Mira Fabiano.", ertönt auf einmal eine Stimme und ich zucke zusammen. Mist, jetzt geht es los. „Na komm.", sagt Paula und zieht mich an der Hand mit. Wir laufen durch die Flure, bis wir in einem Raum kommen, wo noch keiner ist. Vielleicht vergisst der Arzt ja, dass er heute impfen muss, obwohl das eher unwahrscheinlich ist. Egal, ein kleiner Funken Hoffnung ist da. Phil und Paula setzen sich auf die Stühle vor dem Tisch und ich sitze auf der Liege. „Ich muss auf Toilette.", sage ich, um hier wegzukommen. „Wenn du geimpft wurdest, kannst du auf Toilette gehen. Sonst haust du mir hier noch ab.", antwortet Phil. Mist, er hat mich durchschaut. Keine zwei Minuten später klopft es und der Arzt tritt ein. Jetzt fällt mir erst auf, dass Phil und Paula gar nicht wie typische Ärzte aussehen. Mein Kinderarzt ist alt, trägt eine Brille, hat ein Stethoskop um seinen Hals hängen und hat diesen typischen Arzt Geruch. „So Mira, dann wollen wir mal.", sagt er und kramt aus einem der Schubläden alles raus. Paula und Phil bemerken meine Angst, weshalb Paula sich neben mich setzt und Phil mir zu lächelt. Als der Arzt alles zusammen hat, setzt er sich auf seinen Hocker und rollt zu mir. „Einmal den Arm frei machen.", sagt er und zeigt auf meinen linken Oberarm. Oh Backe, jetzt wird's ernst. Ich krame zittrig meinen Arm aus meinem Pullover und verkrampfe mich komplett. Paula nimmt meine Hand und streichelt sie sanft, was mich etwas beruhigt. Dann desinfiziert er meinen Arm und entfernt die Kappe von der Spritze. Es ist mir so egal, wie peinlich es ist aber ich vergrabe mich in Paulas armen, die mich fest umarmt. Ich spüre, wie der Arzt meinen Oberarm in die Hand nimmt und dann tut es weh. „Aua!", schreie ich und verliere ein paar Tränen. Warum tut das so weh? Bei Phil und den anderen tut es nie weh. Paula nimmt mein Gesicht in ihre Hände und wischt die Tränen weg. „Das war's.", sagt er Arzt und klebt ein Pflaster drauf. Mein Muskel tut jetzt schon höllisch weh, weshalb Paula mir in meinem Pullover helfen muss. „Also, zuhause solltest du es kühlen und ruhig lagern. Morgen sollte es besser sein.", erklärt der Arzt, was mir aber total egal ist. Ich will hier nur raus. Deswegen stehe ich auch schnell auf und verlasse mit den beiden das Gebäude. „Tat es doll weh?", fragt Phil draußen und nimmt mich sanft in den Arm. „Ja sehr.", antworte ich und halte mir die Stelle. „Mein Arm ist so schwer und tut extrem weh.", bemerke ich. „Das ist völlig normal. Das ist nachher weg, wenn wir es gleich ordentlich kühlen.", erklärt Phil und schließt das Auto auf. Dann fahren wir gemeinsam nach Hause, wo schon Alex und Papa auf uns warten.

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Tun Impfungen bei euch auch immer so weh? Ich bin, was das angeht, genau wie Mira und habe panische Angst davor. Blut abnehmen ist kein Problem aber impfen schon. Die Hölle, ich sag's euch.

Man liest sich im nächsten Teil:)

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt