Paulas Sorge um Mira

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Das kann alles nicht wahr sein. Es muss ein Traum sein, denn ich sitze hier mit Paula in einem Behandlungszimmer in einer Frauenarztpraxis. Ich bin ungern bei fremden Ärzten und dann noch bei sowas intimen? Muss nicht sein.
Mein Blick wandert durch den Raum und bleibt an einem Stuhl hängen, der ziemlich gruselig aussieht. „Paula?", frage ich ängstlich. Sie sieht verwirrt zu mir und folgt dann meinem Blick. „Keine Angst, da musst du nicht drauf.", erklärt sie schmunzelnd und streichelt mir beruhigend über die Schulter. Erleichtert atme ich auf. Dann klopft es schon und eine ältere Frau betritt den Raum. „Guten Tag Frau Martinson. Wen bringen sie denn heute mit?", fragt die Ärztin freundlich und setzt sich uns gegenüber an einen großen Schreibtisch. „Ich bin Mira Fabiano.", gehe ich auf ihre Frage ein. Die Frau lächelt, stellt sich als Dr. Reiners vor und tippt dann auf der Tastatur ihres Computers rum. „Okay und was führt dich zu mir? Du bist erst 16 ist das richtig?", fragt sie, was ich durch ein Nicken beantworte. „Also ich hatte vor einem Monat eine...äh Paula wie hieß das?", frage ich verwirrt, da mir diese lateinischen Wörter nie einfallen. „Sie hatte eine Zyste, die medikamentös behandelt wurde. Jetzt kam ihre Menstruation ein paar Tage zu früh und sie hat extrem starke Schmerzen. Wir haben sie auch schon mit krampflösenden Mitteln behandelt. Ich vermute mal Endometriose, so wie sie das beschreibt und wir das miterlebt haben.", erklärt Paula der Ärztin, die das alles notiert. „Alles klar, dann komm mal hier auf die Liege. Ich mache mal einen Ultraschall bei dir.", sagt die Ärztin und deutet auf eine Liege, neben diesem gruseligen Stuhl. Ich lege mich darauf und suche nach Paula, die immer noch auf den Stuhl sitzt. „Kannst du herkommen?", flüstere ich, woraufhin sie nickt und zu mir ans Kopfende kommt. Dann kommt die Ärztin zu uns und bittet mich, meine Hose aufzumachen und mein Oberteil hochzuziehen. Dies mache ich auch schüchtern und beobachte, wie sie das Gel auf meinem Bauch verteilt. Dann legt sie den Schallkopf auf meinen Unterbauch und legt sofort ein Lächeln auf. „Ich sehe schon das Problem.", sagt die Ärztin und winkt dann Paula zu sich. Zusammen sehen sie auf den Bildschirm, woraufhin Paula erleichtert ausatmet. „Was? Bin ich schwanger? Das kann nicht sein.", sage ich erschrocken, woraufhin Paula das Lachen anfängt. „Mäuschen du bist doch nicht schwanger. Du hast wieder sehr viele Zysten.", erklärt Paula, was mich nun erleichtert ausatmen lässt. „Ich hoffe auch mal, dass du so früh noch nicht schwanger wirst.", flüstert sie zu, was ich durch ein Kopfschütteln beantworte. Das hatte ich eigentlich nicht vor in den nächsten Jahren.
„Okay hast du schonmal die Pille genommen?", fragt die Ärztin und wischt meinen Bauch ab. „Nein noch nie.", antworte ich und ziehe mich wieder an, nachdem mein Bauch sauber ist.  Zusammen mit Paula und der Ärztin sitze ich wieder am Tisch und nehme ein Rezept an, welches sie mir über den Tisch schiebt. „Du nimmst ab jetzt die Pille. Wir machen das erstmal drei Monate und dann sehen wir uns wieder. Du nimmst jeden Tag um die selbe Uhrzeit eine Tablette und wenn du deine Periode bekommst, setzt du sie für 7 Tage ab. Danach beginnst du wieder von vorne.", erklärt die Ärztin, doch wirklich verstehen tue ich das nicht, weshalb ich fragend zu Paula gucke. „Wir schaffen das zusammen.", antwortet sie auf meinen Blick und steckt das Rezept ein, was ich die ganze Zeit in der Hand hatte. „Alles klar, dann sehen wir uns in drei Monaten. Alles gute.", verabschiedet uns die Ärztin.

Nachdem wir bei der Apotheke waren, um die Pille zu holen, sind wir nun auf den Weg nach Hause. „Paula?", frage ich in die Stille, woraufhin sie mir einen Blick zuwirft. „Was gibts?", fragt sie freundlich. „Schon gut.", antworte ich, als ich meine Frage überdacht habe. Diese ständigen Gedanken, mir wehzutun sind immer noch da, was Alex nicht weiß. Ich wollte eigentlich mit Paula darüber reden, doch klappt das irgendwie nicht. Ich schaue mal, ob ich später Alex ansprechen kann. „Sicher? Willst du über irgendwas reden?", fragt sie und legt ihre Hand auf mein Handgelenk, welches sie sanft streichelt. Sofort ziehe ich meinen Arm unter ihrer Hand hervor, da ich das gerade sehr unangenehm finde. „Es ist grün.", wechsle ich das Thema, als die Ampel auf grün springt. Sie legt ihren Blick wieder auf die Straße und drückt aufs Gaspedal. „Sag schon, was ist los?", fragt sie nun besorgter. Soll ich darüber reden? „Wie geht's dir eigentlich? Also nach der Sache vorm
Krankenhaus?", wechsle ich erneut das Thema. Ich glaube, ich kann darüber nur mit Alex sprechen. „Mira, ich merke doch, dass du die ganze Zeit vom Thema ablenkst. Ich bin nicht blöd. Aber um dir zu antworten, es geht mir wieder sehr gut. Ich war ja schon wieder arbeiten und es funktioniert super. Ihr habt mir super geholfen und deswegen möchte ich auch jetzt wissen, was dich bedrückt.", sagt sie und legt ihre Hand auf mein Bein, als wir schon vor unserem Haus halten. „Ich...Es geht mir wirklich gut.", antworte ich knapp und steige aus. Sie tut es mir gleich und hält mich auf, als ich zur Tür sprinte. „Mira bitte. Ich mache mir gerade echt sorgen.", seufzt sie frustriert. Ohne zu antworten nehme ich ihr den Schlüssel ab und schließe die Tür auf. „Mira!", ruft sie mir noch nach, doch ich bin schon auf dem schnellsten weg nach oben. Unterwegs habe ich Phil, Alex und Tabea angetroffen, doch ich habe mit niemanden ein Wort gewechselt. Mein Papa ist meines Wissens nach bei einem Date mit seiner Polizistin. Viel Glück Papa. Viel Glück...
Meine Beine tragen mich zum Badezimmer, wo ich mich hinter die abgeschlossene Tür setze. Ich kann diesem Druck nicht länger standhalten, auch wenn ich es versprochen habe.
TW:SVV
Frustriert suche ich nach einer Klinge, die ich auch schnell finde. Da ich das dieses Mal aber nicht all zu auffällig machen will, ziehe ich mir die Hose runter und setze an der Innenseite meines Oberschenkels an. Mehrere Male ziehe ich über die Haut, welche sich nach einiger Zeit schon blutig verfärbt. Meine Hände sind ebenfalls voller Blut und alles ich erkenne, was ich getan habe, fällt mir die Klinge aus der Hand. „Mira?!", höre ich plötzlich Phil's stimme, sowie die der anderen hinter der Tür rufen. „Ja? Ich bin auf Toilette.", Lüge ich. „Paula meinte, dass du dich komisch benommen hast. Öffne bitte mal die Tür.", versucht es Alex nun. Während die anderen es auch versuchen, merke ich, dass das Blut sich langsam dunkel färbt und nicht mehr aufhört. Mist, was mache ich denn jetzt? „Alex soll reinkommen. Ihr anderen sollt runter gehen.", sage ich fordernd. Alex ist der einzige, der mir jetzt helfen kann. „Geht ruhig, ich mach das.", höre ich Alex leise sagen. Anscheinend bemerkt er, worum es geht. Hoffentlich ist er nicht enttäuscht.

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Man liest sich im nächsten Teil:)

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt