Der Erste-Hilfe Kurs

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Nachdem sich der Rettungsdienst vorgestellt hat, mussten wir es ebenfalls tun. Jeder aus der Klasse erzählt etwas, bis Lina dran ist. „Hallo, mein Name ist Lina Richter und ich bin 16 Jahre alt.", erklärt sie. Dann liegen die Blicke auf mir. Ich finde es ja schon seltsam, mich meiner Familie vorzustellen. Naja, was muss, das muss. „Hallo, mein Name ist Mira Fabiano und ich bin auch 16 Jahre alt.", sage ich, worauf ein Gemurmel durch die Klasse geht. Wissen die echt nicht, dass Franco, also Papa mein Papa ist? Wow.
„Ruheeeee!", schreit die Lehrerin durch den Raum. „Die nächste bitte.", sagt sie. „Mein Name ist Melissa Meyer und ich bin 16.", erklärt sie in einem, für sie typischen, Ton. Da sie die letzte ist, fährt der Rettungsdienst mit seiner Rede fort. Doch so weit kommen sie gar nicht, denn es wird schon die erste Frage gestellt. „Sind sie der Vater von Mira?", fragt plötzlich ein Junge. Papa nickt, woraufhin viele anfangen zu lachen. „Seit ruhig!", mischt sich die Lehrerin ein, weshalb es schnell leise wird.
„Gut, dann fangen wir mal an. Ihr seid ja eine relativ große Klasse, weshalb wir euch gerne in zwei Gruppen teilen würden. Die eine Gruppe bleibt bei mir und Franco und die andere geht mit Paula und Jacky mit.", erklärt Phil. Während sie mit der Aufteilung beginnen, merke ich, dass mein Bauch anfängt zu ziehen. Scheisse, wie doll hat sie denn darein geschlagen? „Okay, dann bleiben noch Lina und Mira. Ihr geht mit Paula und Jacky mit.", befehlt uns unsere Lehrerin. Also stehen wir auf und gehen in einen neuen Raum. Gott sei dank ist Melissa bei Phil in der Gruppe.
„Ist wirklich alles gut?", fragt Lina mich jetzt schon zum vierten Mal, was ich nur mit einem Nicken beantworte.
Im neuen Raum setzen wir uns alle in einen Stuhlkreis. Ich und Lina sitzen gegenüber von Jacky und Paula, was es natürlich schwer macht, meine Schmerzen zu verstecken, da sie mir die ganze Zeit in die Augen gucken. Den Kurs an sich bekomme ich nur gedämpft mit, was kein Problem ist, da ich das ja alles schon kenne, jedoch glaube ich, dass ich die Schmerzen nicht bis 13 Uhr verstecken kann, da es erst 10:50 Uhr ist.
Zehn Minuten später beginnt endlich die Pause, wo Lina und ich schnell zu unseren Platz eilen. Naja schnell bedeutet in meinen Fall ‚bedachtes langsames rennen'. Als wir dann nach einer gefühlten Ewigkeit ankommen, lasse ich mich auf der Bank nieder und hole mein trinken raus, sowie mein Handy um Alex zu schreiben:

Ich: Guten Morgen Alex, wie geht's dir?

Es vergehen etwa fünf Minuten, bis mein Handy vibriert und ich eine Nachricht von Alex bekommen habe.

Alex: Hey kleine. Mich hat's echt erwischt. Es geht mir definitiv schon besser, als heute morgen. Danke der Nachfrage:)
Alex: Und wie gehts dir?

Es ist schön zu lesen, dass es ihm besser geht, aber die letzte Nachricht hätte echt nicht sein müssen.

Ich: Mir geht's super:)

Wow, etwas besseres hätte mir echt nicht einfallen können. Jetzt macht er sich erstrecht Gedanken.

Alex: Wirklich?
Ich: Ja wirklich. Jetzt ruhe dich aus. Bis später

Noch bevor ich seine Antwort lesen kann, stecke ich mein Handy wieder in die Hosentasche und blicke durch die Gegend. „Mit wem hast du geschrieben?", fragt Lina mich neugierig. „Mit Alex. Ihn hat's erwischt und ich wollte mich nach seinem Zustand erkundigen.", antworte ich ehrlich. Irgendwann neigt sich die Pause dem Ende und die Gruppen tauschen, was bedeutet, dass ich jetzt bei Phil und Papa bin. Ja super. Nicht.

Ich weiß nicht wie, aber ich habe es geschafft. Es ist endlich 13:00 Uhr, was bedeutet, dass ich nach Hause kann. Ich muss leider mit dem Bus fahren, weil die anderen noch zur Wache müssen.
Zuhause finde ich Alex immer noch auf der Couch wieder. Er schaut gerade vom Fernseher auf, als er mich bemerkt. „Hey.", krächzt er. „Na, wie geht's?", frage ich und setze mich zu ihm. Er nickt und wird dann von einem Hustenanfall übermannt, weswegen ich ihn ein Glas Wasser reiche, welches er auch gierig trinkt. „Geht's wieder?", frage ich besorgt, was er mit einem Nicken beantwortet. Dann bringe ich meine Tasche in mein Zimmer und gehe wieder nach unten, wo mittlerweile auch die anderen sind. „Hey.", begrüße ich alle und setze mich auf die Couch zu Alex. Mein Bauch tut echt krass weh, ich hoffe Melissa hat mit dem Schlag nichts ernstes verletzt. Auf der Couch hole ich mein Handy raus und scrolle im Internet rum. „Essen ist fertig.", ruft Paula aber ich verspüre durch meine Schmerzen absolut kein Appetit, weshalb ich auf der Couch bleibe. „Mira, Alex, kommt ihr?", fragt Phil, der vor uns steht. Alex nickt und presst sich aus der Couch. Ich sage, dass ich keinen Hunger habe. „Wieso das denn?", fragt Phil besorgt. Ich hebe die Schultern und scrolle weiter auf meinem Handy. „Komm, nur ein bisschen, damit du was im Magen hast.", versucht er mich zu überreden. Ich schüttle den Kopf, woraufhin er in die Küche geht. Jetzt sitzen alle am Tisch und ich höre sie wild diskutieren. „Mira! Herkommen!", befehlt Papa mir. Genervt stehe ich auf und watschle zum Küchentisch. „Hinsetzen und essen!", brüllt er und deutet auf meinen Platz. Ich nicke stumm und setze mich hin. Mit dem Löffel rühre ich durch die Suppe in meinem Teller und ignoriere die besorgten Blicke. „Sag mal, was ist denn los?", fragt Paula, die neben mir sitzt. „Nichts.", antworte ich knapp und stecke den Löffel in den Mund.
Nach dem Essen geht's mir so schlecht wie lange nicht mehr, weshalb ich in mein Zimmer gehe und mich ins Bett lege.
Irgendwann öffne ich die Augen und blicke auf mein Handy. Es ist 16:45 Uhr. Bin ich ernsthaft eingeschlafen? Plötzlich übermannt mich eine Übelkeit, weshalb ich aufspringe-was eine ziemliche dumme Idee ist, wegen den Schmerzen-und sprinte ins Badezimmer. Mit dem Kopf über der Toilette, übergebe ich mich, bis die Übelkeit weg ist. Unter Tränen und schmerzen drücke ich die Spülung und lasse mich an die wand neben der Toilette fallen. „Ist alles okay?", fragt Phil, der plötzlich im Türrahmen steht. Als er mein verheultes Gesicht sieht, kniet er sich zu mir und misst den Puls am Handgelenk. „Was ist los süße?", fragt er besorgt. Seine Hand legt sich in meinen Nacken, da er merkt, dass ich zur Seite falle. „Leute kommt mal schnell!", höre ich ihn rufen, doch dann wurde alles schwarz.
Wach werde ich durch einen Schmerzreiz am Brustbein. Mit klappernden Augen sehe ich in vier besorgte Gesichter. Ja sogar Alex steht hier im Badezimmer und mustert mich besorgt. „Ah schön, du bist wieder da.", sagt Phil erleichtert. Auch Papa atmet erleichtert aus und steht auf. „Was war los?", fragt Paula, die neben mir kniet. Ich hebe die Schultern und sage nur, dass ich mich etwas schlapp gefühlt habe. Wenn ich ihnen was von den Bauchschmerzen erzähle und Melissa das erfährt, wird sie mich umbringen. „Wieso hast du dich übergeben?", fragt Phil, als er meinen Mund abwischt. Scheisse, ich hab echt vergessen meinen Mund sauber zu machen. „Ich weiß nicht, mir war irgendwie schlecht.", antworte ich, zum Teil ehrlich. Ich weiß ja, dass die Übelkeit von den Schmerzen kommt. „Tut dir irgendwas weh?", fragt Papa aus dem Hintergrund, was ich mit einem Kopfschütteln abtue. „Mir geht's echt gut. Mir war nur etwas schlecht und jetzt geht's mir besser.", erkläre ich nochmal und stehe auf. Schwindelig ist mir schon noch und mein Bauch fühlt sich an wie ein starker Muskelkater, aber das darf ich mir jetzt nicht anmerken lassen. „Ganz langsam.", sagt Phil und stützt mich unter den Armen. „Um ehrlich zu sein, wäre eine Infusion jetzt gut Mira. Du hast wahrscheinlich viele Nährstoffe verloren. Das lässt sich mit einer Infusion schnell ausgleichen.", schlägt Phil vor und sieht zu Papa, der nickt. Ich schüttle mit dem Kopf und laufe an denen vorbei in den Flur. Um keinen Verdacht zu erregen, gehe ich die Treppe nach unten in die Küche um etwas zu trinken. Natürlich folgen sie mir alle und beobachten alles aufs genauste. „Mira, Phil legt dir jetzt einen Zugang. Setz dich hier hin.", sagt Papa bestimmt und zeigt auf meinem Platz am Küchentisch. Paula kommt die Treppe mit einer Infusion und einer Nierenschale runter, in der wahrscheinlich die Nadel ist. Phil und Papa stehen direkt bei mir und Alex liegt schon wieder auf der Couch. „Ich brauche keine.", winke ich ab und mache Anstalten zu gehen. „Mira! Hinsetzen! Jetzt!", befiehlt Papa mir. „Franco, wenn sie nicht will, dann...", beginnt Phil. „Nein Phil. Sie brauch die Infusion, egal ob sie es einsehen will oder nicht. Also Mira, mach es jetzt nicht schwerer, als es ist.", mischt Papa sich ein. Dann klingelt plötzlich ein Handy.

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Man liest sich im nächsten Teil:)

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt