Schöner Besuch

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Oh bin ich müde. Es ist eindeutig zu früh für mich. Paula und Papa haben heute frei, weshalb Papa mich geweckt hat. Nach Phil's Vermutung mit der Migräne legen sie hohen Wert darauf, dass mein Schlaf wieder in einem normalen Rhythmus verfällt. „Na komm, steh schon auf.", sagt Papa, der immer noch bei mir am Bett steht. „Gleich.", brumme ich und ziehe die Decke über den Kopf. „Mira, du hast gehört, was Phil gestern Abend gesagt hat. Du musst wieder vernünftig schlafen und nicht nach Lust und Laune.", erklärt er mir. „Sagen die, die im Schichtdienst arbeiten. Super logisch Papa.", antworte ich kopfschüttelnd. „Wir sind es gewohnt. Dein Körper nicht, deswegen reagiert der auch so. Und jetzt komm, lass uns frühstücken.", sagt er und streift mir die Decke vom Körper. „Man, das ist kalt.", knurre ich und greife wieder nach meiner Decke. „Hier.", sagt er und schmeißt mir eine Strickjacke hin. „Danke.", stöhne ich und stehe auf. Die Jacke ziehe ich mir über und torkele aus meinem Zimmer. „Hast du getrunken oder warum kannst du nicht geradeaus laufen?", fragt Papa, der anscheinend noch hinter mir steht. „Ne aber vielleicht sollte ich es mal anfangen bei dieser Familie.", antworte ich lachend und gehe ins Badezimmer. „Super Mira, echt super Einstellung.", höre ich Papa lachend rufen.

„Guten Morgen kleine.", begrüßt mich Paula glücklich, die gerade den Frühstückstisch deckt. „Jupp Morgen.", antworte ich und lasse mich müde an den Tisch fallen. Mein Blick schweift mal hier, mal da hin, bis ich den Blick auf Paula werfe und sie verwirrt mustere. „Paula?", frage ich erschrocken, woraufhin sie fast die Teller fallen lässt. „Gott Mira, erschrecke mich bitte nicht so.", sagt sie und stellt die Teller ab. „Was möchtest du denn?", fragt sie verwirrt und gibt Papa die Butter, die er sich gerade holen wollte. „Bist du schwanger?". Papa lässt sein halbes Brötchen aus der Hand fallen und Paula verschluckt sich halb an ihrem Cappuccino. „Wie kommst du denn darauf?", fragt sie lachend. Auch Papa lacht, nur ich bleibe still. „Na dein Bauch. Der ist rund.", sage ich und zeige darauf. „Oh Ähm, ja das wollte ich euch noch sagen, ich bin schwanger.", gibt sie zu, woraufhin ich geschockt ins leere starre.
„Hallo, Mira.", sagt eine Stimme. Ich öffne meine Augen und versuche auf mein Leben klarzukommen. Habe ich gerade ernsthaft geträumt, dass Paula schwanger ist? Wow, das hat sich echt real angefühlt. „Erde an Mira.", sagt Paula, die anscheinend schon länger versucht, mich zu wecken. „Paula.", sage ich woraufhin sie nickt. „Ja genau, die bin ich. Paula Martinson und du bist Mira Fabiano. Stehst du langsam mal auf? Es ist schon echt spät.", sagt sie und zeigt auf die Uhr. 9:00 Uhr. Echt spät? Das ist noch mitten in der Nacht aber gut. Sonst darf ich mir gleich wieder einen Vortrag über Migräne und ihre Auswirkungen und Ursachen anhören. „Ja ich stehe auf.", sage ich und setze mich hin. Mein erster Blick fällt auf ihren Bauch. Man erkennt nichts, da die einen oversize Hoodie trägt. Ohne zu fragen hebe ich ihren Pullover hoch und lasse ihn erleichtert senken. Flach wie immer, also auch nicht schwanger. Nicht, dass ich was dagegen hätte aber wenn Paula ein Kind bekommt, werden sie und Phil sich die ganze Zeit darum kümmern und mich total vergessen. Klingt egoistisch, ich weiß aber das ist nunmal meine Angst. „Ähm okay.", sagt sie verwirrt und legt ihre Hand auf meine Stirn. „Alles okay bei dir?", fragt sie, da sie wahrscheinlich komplett verstört ist, dass ich gerade ohne Grund ihren Bauch angeglotzt habe. „Ja alles gut. Hab geträumt, dass du schwanger bist und musste wissen, ob das ein Traum oder echt war.", erkläre ich ihr, weshalb sie anfängt zu lachen. „Also ich bin nicht schwanger, jetzt nicht aber vielleicht bald.", sagt sie glücklich. „Was?", frage ich erschrocken. „Wie?", stelle ich noch eine zweite Frage. „Na, ich denke mal, dass du weißt, wie Babys entstehen. Phil und ich denken viel darüber nach aber wir wollen erst noch bis zur Hochzeit warten und dann nochmal drüber nachdenken.", erklärt sie mir. „So und nun komm mit runter frühstücken, ich habe Hunger.", sagt sie und zerrt mich mit.

Gegen Mittag kommen die anderen von der Arbeit und Paula erzählt allen von meinem Traum, dass sie schwanger ist. Sie haben natürlich alle darüber gelacht und Phil hat ebenfalls unter ihr Pullover geguckt. „Schade.", sagt er betrübt und legt seine Hand auf ihr Bauch. „Schatz, wir wollen damit noch warten, schon vergessen?", erinnert sie ihn daran, worauf er nur wie ein Hundebaby schmollt.
Das Handyklingeln von meinem Papa unterbricht die Stimmung, woraufhin er abnimmt und mit der Person an der Leitung redet. Nach etwa zwei Minuten ist das Gespräch vorbei und er beginnt übers ganze Gesicht zu lächeln. „Franco?", fragt Alex verwirrt. „Melissa wurde angezeigt und musste heute die Schule verlassen. Sie darf dir nicht mehr zu nahe kommen, sonst droht ihr Jugendhaft.", erklärt Papa. Wir alle springen glücklich in die Luft und genießen diese Nachricht. Wie schön, ich kann ab nächster Woche wieder entspannt zur Schule gehen und muss keine Angst vor Schlägen oder Drohungen haben.
Dann klingelt es plötzlich und ich sprinte zur Tür. Vor der Tür steht Jonas und lächelt mich an. Er ist so unfassbar schön. „Hey komm rein.", sage ich und gehe ein Stück zur Seite. Zur Begrüßung umarmen wir uns und dann führe ich ihn ins Wohnzimmer. „Hey Leute, das ist Jonas, mein Ähm bester Freund.", erkläre ich. „Hallo.", begrüßt er alle freundlich, woraufhin sie ihn auch begrüßen. „Also Jonas, zwei von denen kennst du ja noch von der Feier damals. Das sind Phil und mein Papa Franco. Neben Phil ist Paula und der auf dem Sessel ist Alex.", erkläre ich Jonas die Namen. Er nickt und dann gehen wir hoch in mein Zimmer. „Schön, dass wir uns auch mal wieder sehen können.", sagt er und lässt sich auf mein Bett fallen. „Ja finde ich auch.", antworte ich und setze mich neben ihn. Dann erzähle ich ihn, dass Melissa angezeigt wurde und die Schule wechseln musste. Er reagiert darauf genauso glücklich, wie ich und umarmt mich dann. Omg riecht er gut. Er riecht nach Parfüm, Aftershave und Vanille. Als er die Umarmung löst, sehen wir uns tief in die Augen. Dann fällt mein Blick auf seine weichen Lippen. Wie sehr würde ich diese auf meinen spüren. Wie, als wenn Gott mein Gebet erhört hat, legt er seine Hand in meinen Nacken und zieht meinen Kopf zu sich. Immer näher und näher, sodass ich schon seinen Atem spüren kann. Gleich ist es soweit und...

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Man liest sich im nächsten Teil:)

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt