Alex das Schreckgespenst

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Paula geht in den Garten, während ich auf der Couch sitze und auf sie warte. „Mira kommst du mal?", ruft sie und ich renne in den Garten. „Ist es für dich okay, wenn Phil mitgeht? Oder soll dein Papa mitkommen?", fragt sie. Ich schaue zu Papa, der mich fragend anschaut. „Papa, kannst du hier bleiben?", frage ich schüchtern, woraufhin er nickt. Phil klatscht in die Hände und steht auf. „Na dann los.", sagt er und geht rein. Paula und ich laufen ihm hinterher und landen schließlich im Arztzimmer. „Super, dann lege dich mal hin.", sagt Paula und bereitet das Gerät vor. Ich lege mich auf die Liege und warte, bis es losgeht. „Phil, machst du eben die Einstellungen?", fragt sie, was Phil mit einem Nicken beantwortet und sich dann an das Gerät stürzt. „Okay Mira, du musst dein Oberteil hoch ziehen und deine Hose auf machen.", sagt sie, was ich auch mache. Als das Gerät dann fertig ist, lässt sie sich davor auf einem Hocker nieder. „Das wird etwas kalt.", sagt sie und drückt ein Gel auf meinen Unterbauch. „Du sagst, du hast schmerzen aber deine Periode kommt nicht?", fragt Phil und beobachtet das Geschehen. Ich nicke. Paula setzt den Ultraschallkopf auf meinen Bauch und fährt etwas darüber. Zusammen mit Phil sieht sie konzentriert auf den Bildschirm. „Ah okay.", sagt Phil und zeigt mit dem Finger auf irgendwas. „Miss mal die Größe.", sagt er, woraufhin Paula ein paar Tasten drückt. Danach wischt sie das Gel von meinem Bauch und dreht den Bildschirm zu mir. Ich ziehe mich wieder richtig an und schaue auf den Bildschirm. „Also Mira, was du hier siehst ist eine Zyste. Ab einer gewissen Größe kann sie die Periode herauszögern. Die Zyste ist schon sehr groß. Du musst da auf alle Fälle mit zum Frauenarzt. Da bekommst du dann Medikamente.", erklärt sie mir. „Wir gehen gleich Montag hin, da habe ich frei.", fügt sie noch hinzu und schaltet das Gerät ab. „Okay.", sage ich etwas betrübt. Ich gehe ungern zu Ärzten aber auf Diskussionen habe ich gerade keine Lust.
Paula und Phil erzählen Papa von der Diagnose und dann bereiten wir weiter alles für das Grillen vor.

Am Abend sitzen wir alle gemütlich auf der Couch und schauen einen Film. Papa schnarcht mal wieder, Alex liest etwas im Handy und Phil und Paula kuscheln miteinander. Mein Bauch tut schon die ganze Zeit stark weh, aber ich möchte nichts sagen, weil die alle ziemlich beschäftigt aussehen. Deswegen stehe ich auf und gehe in die Küche. Vielleicht hilft ein Schluck Wasser ja etwas. Als ich gerade mein Glas abstelle, steht Alex hinter mir. „ALEX!", schreie ich und ziehe somit die Aufmerksamkeit auf mich. Das Alex einen auch immer so erschrecken muss. Papa wurde durch den Schrei wach und die anderen beiden schauen nun auch zu mir. „Sorry. Wollte nur was trinken.", sagt er und greift in den Kühlschrank. Ich sehe, dass die anderen sich wieder zurücklegen oder schlafen, weshalb ich die Chance nutze, während Alex seine Dose aufmacht. „Du Alex?", frage ich leise. „Hm?", fragt er und trinkt einen Schluck. „Könntest du mir eventuell eine Schmerztablette geben?"
Er sieht besorgt zu mir, trinkt noch einen Schluck und stellt die Dose wieder in den Kühlschrank. „Komm mit.", flüstert er und läuft zur Treppe. Ich stiefele ihm hinterher. „Wofür brauchst du die denn?", fragt er in einer normalen Lautstärke, als wir oben ankommen. „Hab Unterleibsschmerzen.", antworte ich. „Mhm verstehe. Dann komm, ich suche dir eine raus.", sagt er und öffnet die Tür zum Arztzimmer. Er kramt einige Zeit in einer Schublade und übergibt sie mir dann. „Dankeschön.", antworte ich und gehe wieder in die Küche, um sie einzunehmen. Danach geselle ich mich wieder zu den anderen.

Die Vorbereitungen für das Grillen sind fertig, weshalb wir jetzt nur noch auf die Gäste warten. Zuerst kommt Lina und begrüßt uns alle. Danach kommen die anderen. Als wir endlich vollständig sind, fällt mir erstmal auf, dass der Garten prall gefüllt ist. Wir passen gerade so an den Tisch. Heute sind echt mehr da als sonst. Es sind Paula, Phil, Alex, Papa, Lisa, Tabea, Charlotte, Hannah, Stephan, Oli und Miriam. Alle verfallen schnell in irgendwelche Gespräche, bis Papa stolz davon erzählt, wie seine Tochter das Leben einer alten Dame gerettet hat. „Ähm Charlotte?", frage ich plötzlich über den ganzen Tisch und ernte somit die ganze Aufmerksamkeit. Normalerweise bin ich nicht so eine, die laut und vor vielen Menschen redet. „Ja?", fragt sie darauf. „Weißt du, wie es der Frau geht? Ich meine, hat sie es geschafft?", frage ich besorgt. „Ja, sie hat's geschafft und wird auch bald entlassen.", antwortet sie und mir entgeht ein erleichterter Seufzer. Danach verfallen alle wieder in irgendwelche Gespräche.
Irgendwann stehen Lina und ich auf und setzen uns ins Gras. Wir reden über die Schule, über das Training und noch vieles mehr, bis sie plötzlich anfängt nach Luft zu schnappen. Das selbe Bild, wie mit der alten Frau beim Supermarkt. Sie hält sich panisch die Brust und hat schon ganz dunkle Lippen. „HILFE!", schreie ich und spüre einen Augenblick später zwei Hände an meiner Taille, die mich wegziehen. Phil, Papa und Paula sitzen mit ein paar anderen bei Lina und helfen ihr. Ich versuche währenddessen, gegen die starken Arme anzukommen, die mich zurückhalten. Alex rennt rein und kommt wenig später mit einer kleinen Flasche wieder raus. Es stehen so viele um sie, dass man sie gar nicht mehr erkennen kann. Ich strample immer noch heftig mit armen und Beinen, um mich aus dem festem Griff zu holen. „Mira, beruhige dich. Du kannst da jetzt nichts machen.", sagt eine bekannte Stimme. Ich drehe mich um und blicke in die Gesichter von Hannah und Stephan. Ja super, zwei Polizisten. Kein Wunder, dass ich mich nicht aus deren Griff befreien kann. Augenrollend werde ich ruhiger und Stephans Griff löst sich, wodurch ich automatisch zu Boden falle. „Scheisse.", höre ich noch Stephan sagen, doch dann war alles schwarz.
„Mira, hörst du mich? Aufwachen.", befehlen mir mehrere Stimmen. Ich öffne meine Augen und sehe Papa, Phil und Alex. Der restliche Garten war leer. Hinter mir stehen immer noch die zwei Polizisten, aber was ich mich am meisten frage, wo ist Paula? Und wo ist Lina?
„Wo sind alle?", frage ich verwirrt und setze mich hin. „Ganz vorsichtig.", sagt Phil und stützt mich auf einem Stuhl. „Lina hatte einen Asthma Anfall. Sie wird gerade von Paula und den anderen ins Krankenhaus gebracht.", antwortet Papa auf meine Frage. „Geht's wieder?", fragt Phil und geht mit zwei Fingern an mein Handgelenk. Ich nicke. „Bist ganz schön flott unterwegs kleine.", lacht Phil. „Wieso war ich bewusstlos?" Alle sehen sich gegenseitig an und Stephan fängt an zu lachen. „Hannah und ich mussten dich von dem Mädchen weghalten, damit sie behandelt werden konnte aber du hast das für keine gute Idee gehalten und dich ziemlich gegen meinen Griff gewährt. Dann wurdest du irgendwann ruhiger, hast aber ziemlich schnell geatmet und bist dann weggeklappt.", erklärt Stephan. „Hier, was zu trinken.", sagt Alex und hält mir ein Glas Wasser hin. „War wohl ein Schwächeanfall.", sagt Papa und erhält nicken. „Aber Mira, du hast echt Kraft. Würdest eine gute Polizistin abgeben.", sagt Stephan. Ich nicke nur und lasse mich dann entspannt nach hinten fallen.

Der Tag verlief nicht so, wie er sollte. Lina ist ins Krankenhaus gekommen, ich hatte einen Schwächeanfall und die Grillparty war vorbei. Am Abend saßen wir alle kaputt auf der Couch und genossen die Ruhe.

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Ach Mensch. Mira passiert auch immer wieder was...

Man liest sich im nächsten Teil:)

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt