Doktor Funke

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„Mira? Bist du wach?"
Ich öffne meine Augen und sehe Papa, der besorgt vor mir kniet. Er hat noch Dienstkleidung an und sieht sehr fertig aus. Ich nicke. „Sag, wie geht's dir?", fragt er und streichelt mir über die Wange. „Mir ist noch etwas schlecht und mein Rücken tut weh.", antworte ich. Dann erscheint Phil hinter ihm. Ich liege immer noch Oberkörperfrei auf der Couch und spüre, wie Phil mir ein kaltes Tuch auf den Rücken legt. „Danke.", stöhne ich unter schmerzen und er nickt. „Dann ruhe dich noch etwas aus. Wenn was ist, wir sind im Garten, aber vorher gehe ich duschen.", sagt er und geht nach oben. „Die Übelkeit sollte schnell weggehen. Der Sonnenbrand bleibt leider noch.", sagt Phil, der noch bei mir ist. Eine Träne läuft mir übers Gesicht. „Hey. Nicht weinen.", sagt er und streichelt behutsam meine Hand, die neben meinem Kopf ruht. „Es tut weh.", schluchze ich. „Verstehe, ich hole eben die Creme.", sagt er und geht in die Küche. Danach eilt er wieder schnell zu mir und sagt: „Paula ist gerade zur Apotheke, da die dort eine bessere Creme haben, damit es schneller abheilt. Ist es in Ordnung, wenn ich dir das eincreme?" Ich nicke, woraufhin er das Tuch wegnimmt und die Creme in seine Hand drückt. „Ich bin auch ganz vorsichtig.", sagt er und legt seine Hände auf meinen Rücken. Er hat recht, er ist wirklich vorsichtig. Die Salbe kühlt das und ich spüre kaum einen Schmerz. „Ist es auszuhalten?", fragt er als er an meiner Schulter ankommt. „Ja, das tut echt gut.", antworte ich. „Wo ist eigentlich Alex?" Ich drehe meinen Kopf zur Seite, um Phil anzusehen. „Im Garten.", sagt er knapp. „Wie lange wird es noch so wehtun?", frage ich den Arzt, der gerade die linke Schulter beschmiert. „Ich denke in ein paar Tagen wird alles wieder gut sein. Die Symptome vom Hitzeschlag sollten spätestens morgen weg sein.", erklärt er mir. „Alles klar, Dr. Funke.", antworte ich. Ich höre sein Lachen und muss automatisch mit lachen. „So, das sollte genügen.", sagt er und steht auf. „Oh Nö. Komm schon, das war gerade so schön auszuhalten.", antworte ich und gucke böse. „Nee Mira. Zu viel ist auch nicht gut. Ruhe dich etwas aus, dann geht's dir auch schneller besser.", kontert er und geht. Danach muss ich wohl nochmal meine Augen geschlossen haben, zumindest wurde es dunkel.
Als ich meine Augen öffne, sehe ich, dass es bereits 16:30 Uhr ist. Somit entschließe ich mich, zu den anderen nach draußen zu gehen. Beim aufsetzen merke ich, dass meine Haut auf dem Rücken total unter Spannung steht. Dies versuche ich zu ignorieren und setze mich hin. Da merke ich erst, dass ich die ganze Zeit nackt gewesen bin. Also Oberkörperfrei. Upsi, denke ich mir und halte ein Handtuch vor meine Brüste, welches auf der Sofa Kante liegt. Danach reguliere ich meinen Kreislauf und laufe ganz leise nach oben. Warum leise? Tja ich lebe in einem Haus mit zwei, oder manchmal drei Ärzten und einen Sanitäter, die nicht wollen würden, dass ich hier so rumrenne und mich deswegen auch total anmeckern würden. Ich würde Standpauken ohne Ende bekommen und danach Vorträge, was hätte alles passieren können und so weiter. Erst ist die Wut, dass ich nicht höre und dann folgt die Besorgnis. Das alltägliche Spiel. Klar, sie würden gleich merken, dass ich etwas anderes anhabe, wenn ich plötzlich in Klamotten vor ihnen stehe aber besser als gar keine Klamotten.
In meinem Zimmer finde ich ein weites Oberteil, welches ich mir überziehe und einen Aufschrei noch gerade so verhindern kann. Dann ziehe ich mir eine kurze Hose an und stiefele den Weg wieder nach unten. Siehe da, alle vier stehen sie im Wohnzimmer und funkeln mich böse an. Ja alle vier, Paula ist auch da. „Mira, warum stehst du einfach auf?", „Mira, das geht nicht.", „Weißt du was die hätte passieren können?", „Das ist mehr als gefährlich."
So geht das einige Minuten, bis sie sich alle wieder beruhigt haben. „Leute, es geht mir gut. Ich habe weder Übelkeit, noch Kopfschmerzen oder sonstiges. Mein Rücken spannt etwas aber das war's dann auch. Und falls jemand fragt, mein Kreislauf gehts auch gut. Ich musste mich erst sammeln, doch dann ging es. Und hallo Paula und Alex. Wir konnten uns nach dem Unfall ja noch nicht begrüßen.", sage ich. Wobei die letzen beiden Sätze ironisch klingen. Alex hebt die Hand zur Begrüßung und geht dann wieder in den Garten. Papa geht kopfschüttelnd an mir vorbei und somit waren es nur noch wir drei. „Hi.", sage ich und mache ein Peace Zeichen. „Ne im Ernst Mira. Du hättest auch was sagen können.", sagt Phil Sanft und kommt dann auf mich zu. Paula tut es ihm gleich und schon stehen beide nach wenigen Schritten vor mir. „Du sagst, es spannt?", fragt Phil und ich nicke. „Dann zeig mal her.", fordert er mich auf. Ich drehe mich um und er zieht vorsichtig das Oberteil nach oben. „Ja okay. Paula hat die Salbe mitgebracht. Wir können dir die auftragen und außerdem würde ich dir gerne einen Zugang mit Flüssigkeit geben. Deine Haut sieht sehr trocken aus. Ich würde sagen, wir gehen nach oben und machen dort alles in Ruhe.", schlägt Phil vor und lässt mein Oberteil wieder sinken. Ich drehe mich wieder um und sage: „Wenn's sein muss." Beide nicken, woraufhin ich denen hinterher watschele. Phil sagt, dass ich mich auf die liege legen und mein Oberteil ausziehen soll. Er dreht sich für einen Augenblick weg und ich entledige mich meinem Oberteil, welches ich mit Mühe vor einigen Minuten angezogen habe. Paula hilft mir Gott sei dank dabei, was das Ganze angenehmer macht. Dann lege ich mich wieder auf den Bauch und Paula beginnt, meinen Rücken einzucremen. Die Salbe ist tatsächlich noch angenehmer als die, die Phil benutzt hat. Apropos Phil, der steht immer noch mit dem Rücken zu uns. Ich räuspere mich. „Phil, du kannst dich umdrehen.", sage ich und muss etwas schmunzeln, als er sieht, dass Paula schon fast fertig ist. Er bereitet einige Dinge für den Zugang vor und setzt sich dann an mein Kopfteil. Er nimmt meine Hand und desinfiziert den Handrücken. Er weiß ganz genau, dass ich Nadeln nicht so mag, weshalb er mich prüfend mustert. „Drehe deinen Kopf lieber, nicht dass du mir noch ohnmächtig wirst.", sagt er, was ich sofort tue. Ich höre die Packung von der Nadel und Presse meine Kiefer zusammen. „Es pikst einmal kurz, tief Luft holen.", sagt er und schon spüre ich die Nadel in meiner Hand. Er befestigt diese mit einem Pflaster und hängt dann die Infusion ran. „Das war's.", sagt er und rollt mit dem Hocker zum Mülleimer. Ich drehe meinen Kopf und lächele ihn an. „Das haben sie sehr gut gemacht Herr Doktor." „Ja, ich weiß.", antwortet er und erhält nur ein Augenrollen von Paula. „Du bist so eingebildet.", sagt sie, woraufhin Phil nur mit einem Kussmund antwortet. Dann hilft Paula mir wieder in mein Oberteil und bringt mich in mein Zimmer. Dort lege ich mich in mein Bett und scrolle durch mein Handy. Die Infusion nimmt Phil mir noch am selben Abend wieder raus.

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Heyyy wie gehts euch?

Man liest sich im nächsten Teil:)

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt