Die Enthüllung

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Okay, nun ist es soweit. Alle werden mein Geheimnis erfahren, welches nie ans Licht kommen sollte. „Fühlst du dich hier wohl oder sollen wir woanders hingehen?", fragt Paula mich sanft. Ich schaue einmal durch mein Zimmer und lege mich dann wieder aufs Bett. „Hier.", antworte ich lächelnd und schaue etwas nervös an die Decke. „Okay, ganz ruhig ja? Sag einfach Bescheid, wenn du bereit bist.", sagt Paula und streicht mir über die Hand. Ich nicke und warte noch einige Zeit. Sie schaut sich währenddessen in meinem Zimmer um und verknotet ihre Hände ineinander. „Ich, ich glaube ich bin bereit.", sage ich etwas unsicher. Sie lächelt mich an und steht kurz auf und geht aus dem Raum. Ein paar Sekunden später ist sie wieder da und hat ein Stethoskop in der Hand. Sie schließt die Tür hinter sich ab und setzt sich dann wieder zu mir aufs Bett. „Okay, ich höre zuerst ab, ja? Dafür kannst du dein Pulli auch unten lassen. Lehne dich zurück und entspann dich.", sagt sie, als sie sieht, wie ich krampfhaft mein Pullover nach unten ziehe. Ich nicke und lasse etwas locker. Sie steckt sich dann das Stethoskop in die Ohren und fährt damit unter mein Shirt. Noch sieht sie nichts, aber der Gedanke, dass sie es in einigen Sekunden sehen wird, macht mir extrem Angst.
Sie drückt das Stethoskop auf mehrere Stellen, meines Bauches und zieht es dann unter meinen Pulli hervor. „Und?", frage ich aufgeregt. Vielleicht reicht ihr diese Untersuchung ja. „Klingt etwas komisch.", gibt sie zu und hängt sich das Stethoskop um den Hals. Okay, ich weiß, was jetzt folgt. „Darf ich nach der Untersuchung Alex oder Phil um Rat fragen?", fragt sie mich ruhig. Okay das wundert mich, ich dachte jetzt besteht sie darauf, dass ich sofort meinen Oberkörper frei mache. „Ähm ja klar.", antworte ich und setze mich auf. „Nein noch nicht. Ich muss noch abtasten.", sagt sie und drückt mich an den Schultern wieder runter. Mist! Ich dachte ich komme da so raus. Sie holt ihr Handy aus der Hosentasche und tippt drauf rum. „Was machst du?", frage ich verwirrt. „Ich habe Phil geschrieben, dass er mal hochkommen soll und Alex sich um deinen Papa kümmern soll. Ich kann mir vorstellen das Papa das erstmal nicht erfahren soll oder?", antwortet sie darauf. Wie, als wenn sie Gedanken lesen kann, nicke ich und warte darauf, dass die Untersuchung losgeht. Nach etwa einer Minute klopft es und Phil tritt ein. „Was gibts?", fragt er neugierig und stellt sich neben Paula, die auf meinem Bett sitzt. „Ich habe ein Geräusch gehört, was sich nach Flüssigkeit anhört. Das könnte für die Schmerzen verantwortlich sein. Willst du selber auch mal hören?", fragt sie ihn, woraufhin er nur nickt und mir einen fragenden Blick zuwirft. Ich nicke zur Bestätigung, dass er mich untersuchen darf. Er hebt mein Pullover hoch, welchen ich sofort wieder runter schiebe. Etwas verwirrt darüber, macht er weiter und hört sich mein Bauch an. „Ja Paula, du hast recht. Wir sollten ins Kran...", fängt er an, wird jedoch von mir unterbrochen. Ich schüttle heftig mit meinen Kopf und setze mich hin. „Nicht ins Krankenhaus!", sage ich bestimmt und verschränke die Arme vor der Brust. Ich will da echt nicht schon wieder hin. „Okay, wie dem auch sei. Legst du dich mal bitte wieder hin, ich möchte nochmal vorsichtig abtasten.", bittet Paula mich. Skeptisch blicke ich zwischen ihr, Phil und meinem Pullover hinterher. Soll ich das echt machen? „Was ist denn los?", fragt Phil verwirrt. „Sie möchte mir nicht ihren Bauch zeigen.", antwortet Paula darauf. Noch bevor Phil was erwidern kann, legt sie ihre Hand auf meinen Bauch, welcher noch vom Pullover verdeckt wird. „Es ist ganz kurz und ich bin wirklich vorsichtig.", sagt sie sanft. Ich denke einige Sekunden nach und entscheide mich dann, mich einfach nach hinten zu lehnen und die beiden machen zu lassen. Paula hebt vorsichtig mein Pullover hoch und zieht dann scharf die Luft ein. „Okay wir haben ein großflächiges Hämatom und mehrere vereinzelte Hämatome auf dem Abdomen.", erklärt sie sich selber das, was sie sieht. Dann wirft sie mir einen Blick zu und legt ganz vorsichtig ihre Hände auf meinen Bauch. Sie hat recht, sie macht es wirklich sehr sanft, so das es kaum weh tut. „Okay, das reicht mir schon.", antwortet sie und hebt ihre Hände von mir. Sofort ziehe ich meinen Pulli nach unten und setze mich mit dem Rücken an die Bettlehne. „Woher kommen die?", fragt Phil in die plötzliche Stille. „Von Melissa. Meiner Klassenkameradin.", schießt es aus mir, genauso, wie meine Tränen. Sofort werde ich in die behutsamen Arme von Paula geschlossen und endlich fühle ich mich wieder richtig erleichtert. Es ist so eine Riesen Last von meiner Schulter gefallen, was alles um einiges leichter macht.
Nachdem ich mich beruhigt habe, erzählte ich ihnen alles, von Anfang bis Ende und weinte mich erneut komplett aus. Diese Prozedur ging etwa 1 Stunde so, bis wir endlich alles ausgesprochen hatten. Ich habe mich ebenfalls für die Sprüche entschuldigt, die ich zu ihnen gesagt habe, was sie mir sofort verziehen haben.
„Okay, ich würde sagen, dass du erstmal die Tablette nimmst und wir dann mit deinem Papa darüber reden. Außerdem sollten wir wirklich ins Krankenhaus fahren, damit die schauen können, ob was schlimmeres verletzt wurde.", erklärt Paula. Ich nicke und krame mir eine Jogginghose aus meinem Schrank und ziehe sie über. „Gut, dann lass uns los.", sagt sie und hilft mir nach unten. Phil ist schon runter gegangen, während ich mich umgezogen habe und hat Papa alles erklärt.
„Hey Schätzchen, es tut mir so leid. Komm her.", sagt Papa, als er mich sieht und schließt mich in seine Arme. „Schon gut.", nuschle ich in seine Schulter und gehe dann mit Paula und Phil zum Auto, da Papa zuhause sein muss, weil er morgen früh Schicht hat.

Im Krankenhaus stellt sich heraus, dass kein Organ verletzt wurde und die Flüssigkeit nichts beunruhigendes ist. Ich darf das Krankenhaus noch am selben Abend mit einer weiteren Packung Medikamente verlassen und lasse mich zuhause sofort in meinem Bett nieder. Dort schlafe ich auch sofort ein. Paula hat sich für den nächsten Tag frei genommen und mich krank geschrieben. Also bin ich morgen wieder mit den drei Ärzten alleine zuhause. Das stört mich aber jetzt nicht mehr, da ich sie alle lieb habe und nicht ohne sie sein möchte.

‚Es tut höllisch weh'. Das ist mein erster Gedanke, als ich früh morgens weinend aufwache. „Paula.", schreie ich mit letzter Kraft und rolle mich zu einem Embryo zusammen. Kurze Zeit später wird meine Tür geöffnet und alle drei stehen in meinem Zimmer. „Was ist los?", fragt sie und legt ihre Hand auf mein Gesicht. „Es tut weh.", schluchze ich und schließe meine Arme um meinen Oberkörper. „Okay Schatz, bringst du mir einmal eine Infusion?", fragt sie Phil, der dann sofort rausrennt und danach wieder mit einer Infusion reinkommt. So oft, wie ich in letzter Zeit eine Infusion bekommen habe, könnte ich einen Weltrekord aufstellen. Da ich weiß, dass ich lieber weggucken sollte, schließe ich meine Augen und spüre nur einen kleinen Piks. „Gleich ist es vorbei.", sagt sie und streicht sanft über meinen Bauch. Ich wimmere noch einige Zeit, bis ich dann vor Erschöpfung einschlafe.
Nach ein paar Stunden werde ich wach und die Schmerzen sind weniger geworden. Ganz leicht spüre ich noch was, jedoch nicht mit dem vergleichbar, was ich vorhin hatte. Ich setze mich auf und gehe, samt der Infusion nach unten. Die drei sitzen auf der Couch und merken erst nicht, dass ich wach bin. „Hallo.", sage ich mit verkratzter Stimme und lasse mich auf dem Sessel nieder. Paula, die gerade noch bei Phil im Arm lag, drückt sich aus der Couch und lehnt sich zu mir rüber. „Alles gut?", fragt sie, woraufhin ich nicke. „Was war das vorhin?", frage ich etwas besorgt und sehe zwischen den dreien hin und her. „Das Schmerzmittel hat nachgelassen und du lagst die ganze Zeit auf dem Bauch. Wir haben dir eine Infusion gelegt, die dir die Schmerzen mehr nimmt, als eine Tablette.", erklärt sie mir. Weil mir kalt ist, nehme ich die Wolldecke und kuschle mich darin ein. Die Infusion habe ich auf die Rückenlehne gelegt, damit sie schön hoch liegt.
„Möchtest du irgendwas essen oder trinken?", fragt Alex, der gerade aufsteht und in meine Richtung kommt. „Vielleicht ein Wasser bitte. Hunger habe ich keins.", antworte ich. Daraufhin gibt er mir eine Wasserflasche, aus der ich langsam ein paar Schlücke trinke.
„Wenn es dir später etwas besser geht, gehen wir zur Polizei okay?", fragt Paula und ich nicke.

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Da ich nicht im medizinischen Bereich tätig bin, kann ich nicht von medizinischer Richtigkeit ausgehen. Ich schreibe, wie es passen könnte und hoffe, euch stört das nicht.

Man liest sich im nächsten Teil:)

Zwischen Himmel und HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt