Kapitel Zwölf ✔

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Irgendwann erwachte ich wieder. Auf einem Bett. Aber nicht bei Lara. Ich blinzelte. Wie kam ich hierher? Ich setzte mich auf und die Erinnerungen trafen mich wie ein Schlag. Lara auf dem Boden, das Blut. Ich blieb geschockt sitzen, merkte aber, dass ich wohl wieder weinte.


Maya erschien in der Tür.

"Maya nein. Lass Jana schlafen.", hörte ich Francos Stimme.

Ich war in der WG!

"Sie schläft aber gar nicht mehr!"

Maya kam zu mir und setzte sich neben mich. Gleichzeitig erschienen Franco und Phil im Türrahmen.

"Warum weinst du Jana?", fragte mich Maya und legte den Kopf schief. Wäre mein Leben grade in Ordnung, hätte ich bestimmt gelacht. Aber nicht so.

"Ich habe jemanden wichtigen verloren." "Ich habe mal meinen Teddy verloren. Aber Mama hat mir einen neuen gekauft." "Siehst du? Aber bei mir geht das nicht. Man kann einen Menschen nicht ersetzen." "Aber warum denn nicht?" Das war eine sehr gute Frage.

"Jeder ist einzigartig." Ich schaute schnell weg. "Maya? Lässt du mich und Jana mal allein?" Maya hüpfte vom Bett und Phil setzen sich stattdessen neben mich.


"Wie geht es dir denn jetzt?"

"Was soll ich nur machen Phil? Er wird mich nicht in Ruhe lassen. Dann kann ich mich auch gleich von der nächsten Brücke stürzen."

"Nein wirst du nicht. Die Polizei ist an dem Fall dran. Und er will ja schließlich was von dir, oder?"

Ich nickte. "

Aber wo soll ich denn jetzt hin? In eine Pflegefamilie? Oder in ein Jugendheim?"

"Fändest du es denn schlimm, wenn du zu uns müsstest?"

"Schlimm fände ich es nicht, aber ich will mich euch nicht aufzwingen."

"Ich bitte dich. Maya liebt dich. Und wir haben dich auch alle sehr gerne."

"Mir ist das eigentlich auch ziemlich recht. Ich steh nicht so auf Menschenansammlungen"

"Wir schauen mal was wir beim Jugendamt machen können."

"Und bis das geklärt ist?" "Ich glaube solange wohnt bei dir in der Wohnung eine junge Frau des Jugendamtes."

"Und wie ist das mit der Beerdigung? Mann so viel Schrott und alles nur wegen so einer doofen Lebensversicherung!" "Da wird dir auch geholfen. Du musst durch diese Zeit nicht allein durch Jana."

Ich nickte und brachte es sogar fertig, Phil kurz anzulächeln.


Es kam dann wirklich so. Eine junge Dame vom Jugendamt kam zu mir. Sie blieb aber nicht über Nacht, sie kam früh morgens und ging abends wieder. Ich fand es gruselig allein sein zu müssen.

Nachts hockte ich oft im Wohnzimmer an der Stelle, an der Lara gelegen hatte. Aber ich ging weiter zur Schule.


Eine Woche später war die Beerdigung. Es waren nicht viele Leute gekommen. Ein paar von Lara's Arbeitskollegen, Leute aus ihrem Verein und ihre zwei Freundinnen mit Begleitung. Ich stand am Rand und beobachtete das Ganze.

Kurz nach dem der Pfarrer angefangen hatte zu reden, trat jemand neben mich. Es war Phil. Ich nickte ihm dankbar zu.

Während das Begräbnis wurde ich immer unruhiger. Ich wollte nicht vor den anderen weinen. Wer weint zeigt schwäche.


Nach der Beerdigung kam Phil langsam hinter mir her. Vor dem Friedhof blieb ich stehen.

"Danke, dass du gekommen bist."

"Ich habe dir ja gesagt du musst da nicht alleine durch."

"Du gibst dir die Schuld, oder? Ich merk das doch." "Weil es so ist. Wäre ich nicht gewesen, wäre Lara noch am Leben und würde noch irgendwelche Häuser planen. Aber nein..."

"Ich verstehe es ja Irgendwie aber dieses Was-wäre-wenn macht es nur schlimmer Jana."

"Aber ich mach mir halt nun mal Gedanken."

"Aber in die falsche Richtung. Was geschehen ist, ist geschehen. Daran kannst du nichts mehr ändern."

Ich seufzte. "Du hast ja Recht."


Ist da jemand? (ASDS)Where stories live. Discover now