Kapitel Zweiundachtzig ✔️

1.8K 78 6
                                    

Luke und ich hatten uns im Park ernst unterhalten. Und nun hatte ich drei Tage über seine Worte nachgedacht. Ich war innerlich in mich gegangen, hatte die ganze Sache von Juni nochmal durchgekaut und fast gar nicht mehr gesprochen. Mit der Psychologin schon gar nicht. Phil war nach wie vor anscheinend gekränkt und Frederik hatte mir gesagt dass ich ihm ein Räsel wäre. Ich hatte nur genickt.

Paul holte mich mit Maya am Krankenhaus ab. Ich begrüßte die beiden und das war's auch schon.
Die ganze Heimfahrt redete ich kein Wort obwohl ich ziemlich genervt von Maya war.

Zuhause angekommen hielt mich Paul davon ab hoch zugehen.

"Willst du reden?" "Nein. Lasst mich einfach."

Ich brachte mein Zeug hoch und zog mich um. Dann setze ich mich unten an mein Klavier. Ich begann zu spielen. Erst zögerlich doch ich kam immer mehr in Schwung. Ich spielte das erstbeste was mir einfiel. (Video oben)

Als ich fertig war hörte ich jedoch nicht auf sondern spielte einfach quer durch verschiedene Lieder durch. Im Haus war es bis auf die Klänge des Klaviers totenstill. Ich spielte und spielte. Meine ganzen Emotionen kamen hoch. Jede Taste die ich berührte, weckte eine andere Emotion in mir.

Das letze Jahr.

Die letzen zwei Jahre.

Der Tot meiner Eltern.

Lara.

Der Unfall.

Markos kranken Versuche meine Unterschrift zu bekommen.

Die Gefangenschaft in Polen.

Fionas Trauma. Ich hockte wie in einem Boot dass wohl nur bergauf rudern wollte aber nicht konnte. Ich hörte auf zu spielen. Tränen waren mir über die Wangen gelaufen. Ich hatte geweint. Nein, ich weinte immer noch. Am Küchentisch und auch auf der Couch war eine kleine Volksansammlung. Anscheined waren alle irgendwo her gekommen. Ich schaute auf die Uhr. Ich hatte eineinhalb Stunden gespielt?!

Maya saß hinter mir und setze sich jetzt neben mich.

"Warum weinst du Jana?" "Ich bin traurig." "Warum?" "Ich vermisse meine Eltern." "Warum wo sind die denn?" "Im Himmel." "Oh dann sind sie bei Oma."

Ich nickte.

"Und warum redest du nicht mehr?" "Das mach ich doch grade." "Der Frederik hat zu mir gesagt dass du gar nix geredet hast in letzer Zeit." "Das hat dir also der Frederik gesagt ja?" "Ja und er hat auch gesagt dass du mit mir Barbie spielen sollst." "Das glaub ich dir ja mal gar nicht." "Doch!" "Du veräppelst mich doch." "Nein. Frag ihn doch einfach." Maya verschränkte ihre Arme. "Nein danke. Mein Frederik Pensum liegt bei über 2000. Ich bin froh wenn ich den jetzt mal nicht sehen oder hören muss." "Das haben die Mädels vorhin aber anders gesehen.", meinte Maya.

"Was für Mädels?" "Die vor dem Krankenhaus waren. Das hast du nur nicht gemerkt weil du so vertieft warst." "Ach du meinst Frederik's Fangirls. Jaja. Die würden den ja sofort heiraten wenn sie könnten."

Ich schüttelte den Kopf.

"Machst du mir was zu Essen?" "Nein. Da sitzen genug Leute die dir was machen können. Zudem bist du sieben Jahre alt und wirst das ja wohl alleine können." "Ich will aber dass du mir was machst."

Ich verdrehte die Augen und stand auf.

"Du bist so nervig.", schimpfte ich.

"Was willst du denn?" "Frischkäse." "Nein der gehört mir." "Ich will Frischkäseeeeeeeeee." "Ja ist ja gut."

Ich schmierte Maya ein Brot und sie nahm es.

"Versprichst du mir, mich jetzt in Ruhe zu lassen?" "Ja." "Sicher?" "Jaha."

Ich gab Maya das Brot und sie flitze ab. Ich schüttelte den Kopf und durchforstete den Kühlschrank.

"Geht denn hier eigentlich mal irgendwer einkaufen?" Keine Antwort. "Alles muss man selber machen.", schimpfte ich.

Mein Handy klingelte.

Ist da jemand? (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt