Kapitel Sechsunddreißig ✔

2.8K 103 6
                                    

Insgesamt war ich noch 6 Wochen im Krankenhaus. Die Hälfte davon war ich auf der Intensivstation gewesen. Alle hatten mich regelmäßig besucht und auch Marcus war mal da gewesen.

Ich langweilte mich viel. Lesen, Musik hören oder auch Fernsehen schauen waren meine Hauptbeschäftigungen. Aber alles hat nun mal ein Ende und so durfte ich nach sechs Wochen mit diesem gutaussehenden, aber nervigen Arzt endlich nachhause.

Irgendwie waren wir sogar "Freunde" geworden. Also jedenfalls hatte er mir das du angeboten. Allerdings fragte ich mich, ob er dies nur getan hatte, weil Phil sein Kollege und Freund war oder ob es wirklich von ihm kam.


"Hast du auch alles?" "Jahja."

Ich zog den Reißverschluss meiner Tasche zu und wollte sie grade nehmen als mich Phil daran hinderte.

"Nicht schwer heben."

Ich verdrehte die Augen und ging voraus.


"Jana."

Ich drehte mich zu um. Schwester Steffi kam auf mich zu. Sie war zu meiner Verbündete geworden in den letzten sechs Wochen. Ich umarmte sie.

"Machs gut Jana. Und wehe ich sehe dich hier bald wieder!", sagte sie streng.

"Höchstens als Besucher.", sagte ich. Sie nickte und dann wurde sie auch schon wieder weggerufen.


Vor der Tür atmete ich auf. Endlich wieder Freiheit.

"Wann darf ich wieder in die Schule?"

"Einen Monat musst du mindestens noch daheimbleiben." "Na super."

"Und wo wir schon beim Thema Schule sind.... Deine Klassenlehrerin hat bei uns Angerufen. Sie hat gemeint aufgrund deiner langen Fehlzeiten ist es besser, wenn du das Schuljahr wiederholst." "Das habe ich mir auch schon gedacht." "Also findest du es nicht schlimm?" "Doch aber es ist nötig damit ich meinen Abschluss bestehe."

Wir kamen am Auto an und ich setzte mich vorsichtig rein.


Als wir zuhause ankamen, warteten alle bereits mit dem Essen auf uns. Ich kam grade zu Haustür rein als ich auch schon ein freudiges Quieken hörte.

"Jannie."

Maya kam auf mich zugeschossen und umarmte mich stürmisch. Ich gab ein leises Ächzen von mir.

"Maya! Du musst vorsichtig sein! Jana hat immer noch eine Verletzung im Rücken."

Maya ließ mich los und schaute Franco mit großen Augen an. Dann setzte sie sich auf meinen Fuß und klammerte sich an mein Bein.

"Nicht wieder weggehen Jannie." "Ich geh erstmal nirgends hin." "Dann ist ja gut."

"Kennst du jetzt bitte von meinem Fuß runter gehen?"

Maya schaute zu mir hoch. Dann stand sie jedoch auf. Ich setzte mich an den Tisch und Maya folgte mir.


"Kann ich auf deinen Schoß?"

Franco, der links von mir saß, schüttelte den Kopf.

"Leider nein. Mein Rücken tut immer noch weh." "Wann hört das denn auf?"

"Maya Janas Unfall liegt grade mal sechs Wochen zurück. Du weißt doch das zwei ihrer Wirbel kaputt sind."

"Und warum macht ihr Jana dann nicht gesund? Ihr seid doch alle Superärzte.", meinte sie trotzig und ich musste lachen. Die anderen lachten auch.

"Ich habe dir das doch schon erklärt. Weißt du das nicht mehr?"

Sie schüttelte den Kopf.

"Erklär es mir nochmal! Warum machen die dich nicht gesund?"

"Mir haben die Ärzte schon genug geholfen. Die haben nämlich meine zwei gebrochene Wirbel mit zwei gesunden Wirbel verbunden. Mit Platten und Schrauben. Und das darf ich nicht belasten, weil das sonst wieder kaputt geht."

"Du hast Schrauben in deinem Rücken?! Bist du denn jetzt magnetisch?" Ich grinste wieder.

"Ich hoffe nicht." "Aber warum dauert das so lange?" "Weil Knochen sich beim zusammen wachsen sehr viel Zeit lassen. Würden die so schnell wie Unkraut wachsen, wäre ich schon längst wieder gesund."

"Und was passiert, wenn das wieder kaputt geht?"

"Dann kann ich vielleicht nicht mehr laufen. Aber ich hoffe, dass das nicht passiert. Und deshalb darfst du jetzt nicht auf meinen Schoß."

"Okay. Bleiben die Schrauben dann für immer in dir drinnen?"

"Nein. Die werden wieder rausgeholt. Aber erst wenn meine Wirbel wieder ganz sind." "Wirst du dann wieder reiten?"

Ich zögerte. Würde ich mich trauen, wieder auf Moonlight zu reiten? Wo sie doch so wild war? Und wir fast in den Tod gestürzt waren? Alle Gespräche am Tisch waren verstummt und alle warteten auf meine Antwort.

"Davon gehe ich stark aus."

"Darf ich dann auch mal auf Moonlight reiten?" "Du fragst ganz schön viel. Sehe ich vielleicht aus wie ein Lexikon?"

"Darf ich?"

"Nein. Moonlight ist ganz schön wild aber auf Julianes Hof gibt es ganz viele Ponys, auf denen du bestimmt reiten lernen kannst. Wenn du das denn darfst." "Warum sollte ich nicht?"

Ja, warum?

"Das Unfallrisiko ist beim Reiten ziemlich hoch da Pferde Fluchttiere sind. Und vielleicht wollen Paula und Alex nicht, dass du dich so stark verletzt wie ich mich."

"Ich will aber auch so reiten können wie du. Und ich pass ja besser auf."

"Das sagen sie alle. Das habe auch ich gesagt Maya. Und jetzt schau wo ich stehe."

Maya schaute mich einen Moment lang an. "Du stehst doch gar nicht."

Ich lachte und Maya zog beleidigt eine Schnute.

"Ja du hast Recht. Ich sitze. Bist du jetzt fertig oder willst du mir weiter Löcher in den Bauch fragen?"

"Was ist ein Fluchttier?"

"Äh. Wenn diese Tiere eine Bedrohung spüren oder Angst vor etwas haben, rennen sie davon. Und in solchen Situationen denken die Pferde nicht an ihren Reiter." "Bist du deshalb gestürzt?"

Mich trafen die Schuldgefühle gegenüber Moonlight wieder. Dafür, dass ich fahrlässig gehandelt hatte. Sie in Gefahr gebracht hatte.

"Nein. Moonlight ist nicht davongelaufen. Sie ist... gestolpert und hingefallen. Das habe ich dir aber auch schon gesagt. So und jetzt ist fertig mit deiner Fragerei."

Maya ging zu Alex und kletterte bei ihm auf den Schoß.


Ist da jemand? (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt