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Larry

Louis P.o.v

Verzweifelt raufte ich mir die Haare und  unterdrückte den Drang, zu schreien. Seit Wochen lief nichts mehr rund. Ich hatte nichts als Probleme und keines wollte sich lösen lassen. Ich arbeitete seit vierzehn Tagen durch. Ohne einen freien Tag. Von sechs Uhr morgens, bis fast neun Uhr abends. Ich konnte einfach nicht mehr. Wir hatten viel zu viel zu tun und dafür viel zu wenig Leute da. Mein Team bestand zur Zeit nur aus Liam und mir und wir waren beide komplett überfordert mit der Situation. Die anderen vier, die zu meinem Team gehörten waren krankheitshalber Abwesend und eine war in Mutterschaftsurlaub. Als Teamleiter war ich selbst dafür verantwortlich, dass alle Arbeiten erledigt waren, es scherte meinen Boss kein Stück, dass ich dafür mein komplettes Leben im Büro verbringen musste. Ihm konnte das ja egal sein, er hatte um 17 Uhr schliesslich Feierabend. Meine Bitte, neues Personal einzustellen, weniger Aufträge anzunehmen oder selber etwas zu übernehmen, ignorierte er stets. Und es zerstörte mich. Ich konnte einfach nicht mehr! Ich kam abends nach Hause, duschte, putzte mir die Zähne und ging ins Bett, nur um wenige Stunden später wieder aufzustehen und zurück ins Büro zu kommen. Essen musste ich während der Arbeit, wenn ich dazu kam. Daher hatte ich auch zehn Kilo abgenommen in den letzten zwei Wochen. (Story of my life...)

„Lou?", hörte ich Liams Stimme und zuckte zusammen. Normalerweise war ich nicht so leicht zu erschrecken, doch bei all dem Stress, dem Schlafentzug und dem vielen Hungern, war ich ganz schön schreckhaft geworden. „Ich hab Zayn Malik am Telefon. Er ist ganz schön sauer, weil seine Offerte seit zwei Tagen fällig ist. Er will mit dir reden. Soll ich sagen, dass du nicht da bist?", fragte er, als er sah, wie fertig ich war. Ihm ging es ja auch nicht anders. Er hatte genauso wie ich tiefe Augenringe, im Gegensatz zu mir hatte er nicht abgenommen, sondern durchs Frustfressen zugenommen. Das sah man hauptsächlich in seinem Gesicht. Seine sonst so markanten Gesichtszüge waren ganz weich geworden, er hatte richtige Babybäckchen.

„Nein, ist schon okay.", murmelte ich, rieb mir nochmal die Augen, ehe ich das Telefon an mich nahm. „Mr. Malik-", wollte ich anfangen, doch da redete mein Gegenüber schon auf mich ein.

„Soll das ein Scherz sein?! Ich hab vor einer Woche angerufen, da hiess es noch, die Offerte würde in zwei bis drei Tagen bei mir sein. Dann krieg ich eine Mail, dass es noch zwei Tage dauert, womit ich wirklich leben kann, aber jetzt sind es noch zwei weitere Tage und ich warte immer noch! Was ist denn bei ihnen bitte los, dass sie es nicht mal hinkriegen eine mickrige Offerte rechtzeitig zu schicken?", schrie er mich durchs Telefon an. Ich spürte, wie sich auf meiner Brust ein Druck ausbreitete, den ich bereits nur zu gut kannte. Dieser Druck war mittlerweile ständiger Begleiter in meinem Leben. Bald würden die Tränen kommen. Dagegen konnte ich gar nicht ankämpfen.

„Mr. Malik, es tut mir schrecklich leid, dass Sie so lange warten mussten. Ich werde alles daran setzen, dass sie Ihre Offerte heute noch kriegen, doch wir sind zur Zeit massiv unterbesetzt und haben gar nicht die Chance, alles zeitig zu erledigen.", versuchte ich mich zu entschuldigen, zurück kam allerdings nur ein Schnauben.

„Es interessiert mich nicht, ob sie unterbesetzt sind! Das ist nicht mein Problem. Mein Problem ist, dass ich jetzt einen Kunden bei mir habe und ihm keine Offerte vorlegen kann!", schrie er weiter. Meine Unterlippe begann leicht zu zittern, als ich spürte, wie die Tränen in meine Augen stiegen.

„Nochmal, das tut mir schrecklich Leid, Mr. Malik. Ich werde mich sofort darum kümmern. Geben Sie mir nur eine Stunde.", versuchte ich mit möglichst kräftiger Stimme zu sagen, doch sie zitterte bereits.

„Die Offerte können Sie sich sonst wo hin stecken. Ich werde mich anderweitig umsehen.", damit legte er auf und ich schluckte den Kloss in meinem Hals runter. Langsam legte ich das Telefon weg und versuchte tief durchzuatmen. Mein Boss würde mich umbringen, wenn er herausfand, dass ich einen Kunden verloren hatte.