Zarry

384 29 0
                                    

Harry P.o.v

Mein Handy leuchtete auf und lenkte somit meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war mitten in der Nacht, wer könnte denn jetzt etwas von mir wollen? Vielleicht noch jemand, der genau so wie ich die Nächte damit verbrachte, sich von einer Seite auf die andere zu drehen. Vielleicht jemand, der auch von Alpträumen geplagt war, jemand der sich täglich in den Schlaf weinte und weinend wieder aufwachte. Jemand, der genau so am Ende war wie ich. Vielleicht. Eines war klar; Wenn diese Tour vorbei war, dann würde ich einfach mal nichts tun. Ich brauchte Zeit für mich. Zeit, mich wieder zu entspannen, denn ich lief seit Monaten am Limit. Ich konnte einfach nicht mehr. Eigentlich hatte ich mir geschworen, mein Handy nach 20 Uhr nicht mehr in die Hand zu nehmen, in der Hoffnung, ich würde dann vielleicht besser schlafen können. Falsch gedacht. Meine Gedanken unterhielten mich gut genug. Gedanken von Szenarien, die vermutlich nie stattfinden würden und doch hielten sie mich wach, bescherten mir Alpträume. Das traurige daran; Es ging dabei immer um meinen Job, den ich sonst doch eigentlich so sehr liebte. Entgegen meinem selbstausgesprochenen Handyverbot richtete ich mich auf und nahm mein Telefon vom Nachttisch. Sofort leuchtete mir der Bildschirm grell entgegen und ich kniff die Augen zusammen. Blinzelnd versuchte ich zu entziffern, was da stand. Es dauerte nicht lange, bis ich realisierte, dass die Nachricht von meinem Management war. In dem Moment hätte ich das Handy weit wegwerfen sollen. Ich hätte die Nachricht ungelesen löschen sollen, mir den Inhalt gar nicht erst ansehen sollen, denn ich wusste von Anfang an, dass es nichts sein konnte, was meiner psychischen Gesundheit guttun könnte. Stattdessen öffnete ich die Nachricht und riss die Augen auf, als dieser eine Text über den kompletten Bildschirm reichte. Ganz oben: «Neue Termine nach LOT23» Eine unendlich scheinende Liste an Interviews, Shows, Photo Shootings und Studioaufnahmen. Das alles, obwohl mir ursprünglich meine Auszeit zugesagt wurde. Sie sagten, ich hätte diese Pause verdient. Hätte genug geackert in den letzten drei Jahren. Ich brauchte diese Pause. Ich wusste ja selbst nicht, wie ich die letzten Shows überhaupt noch hinter mich bringen sollte, ohne währenddessen Pausen einzulegen, um hinter der Bühne zu weinen oder mich zu übergeben. Beim letzten Termin angekommen, fing meine Sicht an zu verschwimmen. Ich versuchte dagegen anzukämpfen, jedoch war ich mittlerweile machtlos. Also ergab ich mich, kniff die Augen zusammen und liess somit die ersten Tränen über meine Wangen kullern. Einen Moment, konnte ich mich noch zusammenreissen, dann überkam mich ein Zittern, mein Handy fiel mir aus der Hand und ich fiel schluchzend in mir zusammen. Mein ganzer Körper bebte und mein Gesicht war bereits komplett überströmt mit Tränen. Ein Schrei der Verzweiflung entkam meiner Kehle, hallte durch die leeren Gänge meines Hauses. Ich konnte so nicht weitermachen. So ging es nicht mehr. Ich war nur noch eine Hülle. Ein aufgesetztes Lächeln, mit Make Up überdeckte Augenringe, aufgeputscht mit literweise Kaffee. Das war alles, was von mir übrig war. Wie lange das schon so war, wusste ich nicht mal mehr.

Ich musste was tun. Jedoch hatte ich keine Ahnung, was. Das Einzige, was mir immer mal wieder durch den Kopf schoss, war ein Name. Die eine Person, die vermutlich am besten nachvollziehen konnte, wie es mir gerade ging. Dabei war ich derjenige, der ihn damals von mir gestossen hatte.

Wimmernd legte ich den Kopf auf den Knien ab, als mir wieder einfiel, wie ich ihn behandelt hatte. Ich hätte für ihn da sein sollen. Hätte ihm helfen sollen. Doch damals hatte ich noch nicht verstanden, wie man sich so fühlen konnte, wie er damals. Wie ich jetzt. Ich konnte es nicht nachvollziehen, hab ihm nicht geglaubt und ihn dafür verurteilt. Dabei hatte er genau das richtige getan. Er hatte auf seinen Körper gehört. Hatte realisiert, dass es so nicht weitergehen konnte und hatte was geändert. Und genau das sollte ich auch tun.

Immer noch weinend, erhob ich mich von meinem Bett. Ich schlüpfte in ein paar bequeme Sachen, schnappte mir eine Haarklammer, um meine Haare etwas zu bändigen und lief dann die Treppe runter. Für einen kurzen Moment überdachte ich alles nochmal. Es war mitten in der Nacht. Was wollte ich um die Zeit überhaupt? Doch als ein weiterer Gedanke an die Nachricht meines Managements durch meinen Kopf schoss, verwarf ich alle Bedenken wieder. Ich schlüpfte in meine Schuhe, schnappte mir meine Schlüssel und stieg in mein Auto. Ob Zayn zur Zeit in London war, wusste ich nicht. Ich musste es einfach versuchen. Zu seinem Haus war es nicht weit, ich hätte auch laufen können, doch so wie ich gerade aussah, wollte ich nicht auf die Strasse. Ausserdem mied ich es, nachts alleine herumzulaufen. Vor seinem Haus angekommen machte ich den Motor aus, blieb aber einfach sitzen. Ich versuchte, mich zu erinnern, wann wir das letzte Mal gesprochen hatten. Das müsste letztes Jahr gewesen sein. Zayn hatte mir geschrieben, dass er mein neues Album toll fand. Ich hatte mich bei ihm bedankt, doch mehr war da nicht. Es gab keine richtige Konversation. Das hatte es vermutlich seit acht Jahren nicht mehr gegeben. Für mein Verhalten hatte ich mich nie entschuldigt. Das sollte ich jetzt nachholen. Es war längst überfällig.

One Direction One Shots BoyxBoyWhere stories live. Discover now