Larry

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Harry P.o.v

Mit dem Kopf auf den Händen abgestützt sah ich aus dem Fenster. Da sass der Junge, ganz allein und traurig in seiner Wohnung und wartete darauf, dass ihn irgendjemand anrief. Ich wusste, dass sein Handy nicht klingeln würde. Niemand würde ihn anrufen. Er tat mir so furchtbar leid. Im vergangenen Jahr hatte er alles verloren. Seine Mutter hatte er an den Krebs verloren. Bei uns ging es ihr besser. Doch jetzt war Louis allein. Denn die Familie, die ihm geblieben war, hatte sich von ihm abgewendet. Die Trauer um ihre verstorbene Mutter, hatte die Familie zerrissen. Trotzdem versuchte Louis immer wieder, seine Geschwister zu erreichen, leider ohne Erfolg. Es zerriss mir das Herz, ihn so zu sehen und ich war froh, dass Jay nicht sehen konnte, wie schlecht es ihrer Familie ging, seit sie von ihnen gegangen war.

«Harold, schaust du schon wieder auf Louis hinab?», erklang auf einmal eine Stimme hinter mir und ich zuckte erschrocken zusammen. Sofort verschwand das Bild vor meinem Fenster und verwandelte sich in die weisse Wolkenpracht, die eigentlich davor lag. Seufzend drehte ich mich zur Tür und entdeckte den Blondschopf dort stehen. Er versuchte Streng zu schauen, doch es gelang ihm nicht. Wie denn auch? Niall war der sanfteste Engel, den ich kannte.

«Ich wünschte, ich könnte ihm helfen...», murmelte ich und senkte den Blick. Kurz sah ich aus dem Fenster, in der Hoffnung, ich könnte Louis nochmal sehen, doch da war nur weisse Watte.

«Du weisst, dass du das nicht darfst.», sprach Niall das aus, was ich natürlich schon wusste. Mir war klar, dass ich nicht zu Louis runter auf die Erde durfte. Es war mir verboten, mich ihm zu zeigen. Dabei war es doch genau das, was Louis jetzt brauchte. Einen Freund. Jemand der bei ihm war. Warum konnte ich nicht dieser jemand sein? «Weil du ein Engel bist, Harry.», beantwortete Niall meine unausgesprochene Frage. Manchmal hasste ich es wirklich, dass Niall meine Gedanken hören konnte. «Ich weiss.», grinste der Blonde, weshalb ich ihm einen genervten Blick schenkte. Kurz lachte Niall, wurde dann aber wieder ernst und liess sich neben mich fallen. Seine Hand legte sich auf meine Schulter und drückte leicht zu. «Ich weiss, dass du ihm helfen willst, aber dafür bist du nicht da, Harry. Du bist nicht sein Schutzengel.»

«Ich weiss...», murmelte ich und spielte mit meinen Fingern. Ich fragte mich wirklich, was Louis' Schutzengel die ganze Zeit machte. Denn helfen tat er ihm nicht. Wenn ich doch nur wüsste, wer es war. Nur zu gerne würde ich ihm meine Fähigkeit geben, alles auf der Welt beobachten zu können, wenn ich dafür mit ihm tauschen konnte, um Louis zu helfen.

«Du weisst, dass das so nicht funktioniert.», sprach Niall einmal mehr etwas aus, was ich nicht hören wollte.

«Ich weiss.», fauchte ich ihn gereizt an. «Warum bist du überhaupt hier?»

«Ich treffe mich mit Liam und Zayn, um etwas zu singen. Ich dachte, du hättest vielleicht Lust mitzukommen.», erklärte Niall sein Erscheinen in meinem Haus. Leicht schüttelte ich den Kopf. Darauf hatte ich gerade absolut keine Lust. Viel lieber wollte ich wieder zu Louis hinabschauen. Sehen, ob ihm doch irgendwer noch zum Geburtstag gratuliert hatte. «Okay. Wenn du deine Meinung änderst, weisst du ja, wo wir sind.» Niall klopfte mir noch auf die Schulter, ehe er wieder verschwand und ich mich wieder meinem Fenster zu wand. Ich legte meine Hand ans Glas und schloss meine Augen. Mein Puls begann zu rasen und ich spürte, wie mich eine kühle Briese durchfuhr, ehe ich meine Augen wieder öffnete und zurück in Louis' Wohnzimmer sah.

«Du fehlst mir so sehr.», hauchte er, als er ein Bild von Jay auf seinem Handy ansah. Mein Herz schmerzte bei diesem Anblick. Ich hasste es, ihn so traurig zu sehen, so zerbrochen. Und doch kam ich immer wieder zurück zu ihm. Ich wusste nicht, warum mir so viel an Louis lag, doch er hatte irgendwie mein Herz für sich gewonnen.

Einmal mehr öffnete er seine Nachrichten, doch da war nichts neues reingekommen. Wie erwartet. Das durfte doch nicht wahr sein. Warum half ihm denn keiner? Ich musste zu ihm. Ich musste für ihn da sein. Schluckend erhob ich mich von der Fensterbank und legte meine Hand an den Griff des Fensters. Ohne lange darüber nachzudenken, öffnete ich es und kletterte hinaus. Auch wenn ich wusste, dass ich das hier nicht durfte und dass ich vermutlich in der Hölle landen würde, sprang ich in das Bild, das sich mir bot. Ein warmer Wind kam mir entgegen und mir wurde kurz schwindlig, dann stand ich plötzlich in Louis' Wohnzimmer. Ich stand hinter seinem Sofa, weshalb er mich noch gar nicht bemerkt hatte. Leise trat ich näher an ihn heran und sah über seine Schulter hinaus. Immer mehr Tränen sammelten sich auf seinem Bildschirm, auf welchem immer noch Jays Gesicht abgebildet war.

One Direction One Shots BoyxBoyWhere stories live. Discover now