Kapitel 28

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"Dean was machst du hier? Warum bist du nicht mehr im Krankenhaus?" fragte ich fassungslos.
"Hab... mich selbst... entlassen" keuchte er vor schmerzen. Ich stützte ihn und verfrachtete ihn mühsam auf meinem Sofa.
"Das war dumm von dir, deine Wunde könnte aufgehen! Lass mich sehen!" forderte ich ihn auf und half ihm seinen Mantel und sein T-Shirt auszuziehen.
"Wenigstens den Druckverband hast du dran gelassen" schimpfte ich und lief los um meinen etwas umfangreicher ausgestatteten Verbandskasten zu holen, der auch etwas größer war als die herkömmlichen. Ohne auf seine Blicke zu achten machte ich den Koffer auf, damit ich für alles bereit war, was mich unter dem Verband erwartete.

Ich entfernte den Druckverband und sah schon wie sich das Blut durch das Pflaster darunter drückte.
"Verdammt" flüsterte ich, dann zog ich Handschuhe an und riss das Pflaster weg, Dean zuckte zusammen.
"Entschuldige" sagte ich knapp und sah mir die Wunde genauer an.
"Ein Glück, es ist nur eine Naht aufgegangen" stellte ich fest, ich zog die gerissenen Fäden mit einer Pinzette aus der Wunde und holte ein Chirurgisches Nähset aus meinem Koffer.
"Sowas gehört eigentlich nicht in einen Verbandskasten" kam es von Dean.
"Musst du ausgerechnet jetzt den Polizisten spielen? Sei froh das ich die Abgelaufenen Sachen aus dem Krankenhaus mitnehme damit man sie nicht wegschmeißt" konterte ich genervt und stach mit der Nadel in seine Haut, wieder zuckte er zusammen.
"Halt still, sonst wird die Naht hässlich" kurze Zeit später war ich fertig, reinigte die Wunde und klebte ein frisches Pflaster drauf. Sicherheitshalber machte ich auch den Druckverband wider dran.
"Du hast dich verändert" stellte Dean betrübt fest.
"Mir blieb auch nichts anderes übrig" konterte ich und räumte meinen Koffer auf.

"Danke" sagte er als ich wieder kam. Jetzt sah ich ihm doch in die Augen und bereute es gleich wieder, ich wich ihm aus.
"Wie viele Schmerzmittel hast du heute genommen?"
"Was?...Ähm... nur die die ich von dir bekommen habe" ich verdrehte die Augen und lief in die Küche, wo ich einen kleinen Medikamentenschrank hatte, der in Dean's Schichtweite an der Wand hing.
"Warum hast du so viele Medikamente?" fragte er geschockt als er sah wie das Schränkchen fast überquoll.
"Es schadet nie von allem etwas da zu haben... außerdem hatte ich eine Zeit lang Probleme mit dem Rücken... als mein Privater Stalker solltest du das doch wissen" zog ich ihn auf.
"Ich hab nicht..."
"... Ich weiß, Leo hat das schon Richtig gestellt aber Abby hättet ihr da raus halten können" unterbrach ich ihn und brachte ihm die Schmerzmittel und ein Glas Wasser.
"Hier, dann geht's dir bald besser" Er nahm das Glas und die Tabletten.
"Ich weiß nicht warum Leo auch Abby überprüft hat aber wegen der Verfolgung damals denkt er immer das sie auch auf Andrej's Liste landen könnte"
"Das ist doch Blödsinn, Abby hat mit diesem Typen noch weniger zu tun als ich" Er zuckte unwissend mit den Schultern.

Mir was das ganze unangenehm, ich saß neben ihm auf dem Sofa, versuchte aber so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu schaffen und Dean bemerkte es.
"Soll ich wieder gehen?" frage er geknickt, schockiert sah ich ihn an.
"Spinnst du? So kannst du du doch nicht nach Hause gehen. Du kannst heute hier schlafen, das Sofa lässt sich ausklappen"
"Bist du dir sicher?"
"Ich bin vielleicht sauer auf dich aber ich will nicht das du alleine in deiner Wohnung drauf gehst" antwortete ich genervt und wollte aufstehen um Bettsachen aus meinem Schlafzimmer holen. Dean wollte nach meiner Hand greifen um mich aufzuhalten, doch ich wich mit einem leisen.
"Nicht" aus und lief zur Schlafzimmertür.
"Wir müssen darüber reden Kad" ich blieb noch ein mal kurz stehen.
"Das will ich nicht" dann lief ich ins Zimmer.

Das ich so abweisend zu ihm war tat mir genauso weh wie ihm aber es war das einfachste, er sollte merken wie sehr er mich damals verletzt hat und das ich ihm das nicht so einfach vergeben konnte. Dennoch brachen langsam die Dämme in mir während ich die Bettsachen aus meinem Kleiderschrank kramte, einige Tränen konnte ich nicht zurück halten. Mit der Decke und dem Kissen im Arm saß ich am Boden, mit dem Rücken zur Wand und versuchte mich wieder zusammen zu reißen. Als mir das endlich gelang holte ich mein Handy und rief Ian an.
"Hey Ian... ich kann die nächsten zwei Tage nicht zur Arbeit kommen... kommst du ohne mich klar"
"Natürlich... ist alles in Ordnung? Du klingst traurig"
"Ja alles gut... ich erzähle es dir wenn ich wieder komme"
"Alles klar, bis dann" Ich legte auf, ging zum Spiegel und versuchte meine verheulten Augen zu kaschieren.

Ich schnappte mir die Bettsachen und wollte zurück zu Dean laufen, doch er stand direkt vor der Tür und sah mich sorgenvoll an.
"Du hast mich erschreckt... wie lange stehst du da schon?"
"Nicht lange... aber die Wände sind dünn Kad" ich sah weg, da mir das Peinlich war, genau so habe ich mir das wiedersehen mit ihm nicht vorgestellt... wie er wieder mitbekommt das ich heule. Er kam mit seiner Hand auf mich zu, wieder wich ich zurück und lief an ihm vorbei um das Sofa auszuklappen.
"Was ist mit dir passiert?" fragte er, ich ignorierte ihn und warf die Sofakissen in Richtung Fenster. Dean sah dabei die Hanteln.
"Trainierst du?" diesmal konnte ich ihn nicht ignorieren.
"Nur gegen die Rückenschmerzen"
"Verstehe" dann war ich fertig und lief in die Küche um Proschüren von Lieferdiensten zu holen.
"Hier, such dir was raus, dann bestell ich was" zögerlich nahm er sie und setzte sich wieder auf das Sofa.

Nachdem wir schweigend gegessen hatten verkroch ich mich in meinem Schlafzimmer wo ich noch etwas malte bevor ich ins Bett ging. Nach dieser ganzen Anspannung und dem Unbehagen konnte ich natürlich kaum schlafen. Nachdem ich mich gefühlt das hundertste im Bett hin und her gewälzt hatte, gab ich auf und setzte mich an meinen Schreibtisch wo ich mit einer neuen Zeichnung anfing. Gut das ich nicht Arbeiten muss. Nach einer weile klopfte er leise an der Tür und Dean kam rein, blieb aber im Türrahmen stehen.
"Kannst du auch nicht schlafen?" frage er, ich schüttelte den Kopf und zeichnete weiter während Dean sich umsah.
"Ich hatte schon sorge du malst nicht mehr"
"Wenn ich die Zeit dazu habe schon aber ich Tapeziere meine Wände nicht mehr damit" erklärte ich und zeigte mit dem Bleistift auf den Boden neben meinem Schreibtisch, wo sich meine Bilder stapelten. Erstaunt sah er zu den Bildern, dann war er verdächtig lange still und ich sah zu ihm. Er fixierte etwas mit traurigem Blick, als ich seinem Blick folgte sah ich ein ganz bestimmtes Bild das ich völlig vergessen hatte. Das Bild zeigte den Tag an dem ich Dean das letzte mal sah und wie ich auf der Straße saß und dem Auto nachsah, das Bild diente nur der Verarbeitung aber es zeigte auch viele schmerzende Gefühle. Ich stand auf und steckte es in eine Schublade.
"Deinem Blick nach zu Urteilen hast du damals wohl nicht mehr in den Rückspiegel gesehen" sagte ich kühl und ohne ihn anzusehen.
"Kad es..." ich hob die Hand.
"Ich sagte doch das ich nicht darüber reden will" währte ich ihn ab, dann ging er wieder und auch ich versuchte wieder etwas zu schlafen.

Ich schreckte hoch aber nicht weil ich einen Albtraum hatte, sondern wegen der Schmerzensschreie die von Dean kamen. Völlig unter Strom stehend sprang ich aus dem Bett und rannte zu ihm. Er schlief aber schien starke schmerzen zu haben, ich kniete neben ihn und umfasste sein Gesicht.
"Dean! Wach auf!" schrie ich, als er nicht reagierte fing ich an, an seinen Schultern zu rütteln.
"Wach auf!" jetzt machte er seine Augen auf und starrte mich an, ich half ihm sich aufzusetzen und brachte ihm wieder Schmerzmittel.
"Du musst wieder ins Krankenhaus"
"Nein..." währte er ab.
"Ich kann mich hier nicht Richtig um dich kümmern Dean"
"Ich vertraue aber nur dir" konterte er und ich sah ihn sprachlos an.

Als es ihm wieder besser ging, legte er sich wieder hin und schlief ein, ich hingegen lag noch eine weile wach. Immer wieder schwirrten seine letzten Worte in meinem Kopf herum, dann schlief auch ich wieder ein bis mein Wecker klingelte. Müde stand ich auf, zog mich um und lief ins Bad, Dean schlief noch. Da ich ihn nicht wecken wollte beschloss ich das Frühstück beim Bäcker um die Ecke zu holen, außerdem schadete es nicht mal frische Luft zu schnappen nach dem unangenehmen Abend gestern. Langsam lief ich mit den Kopfhörern auf dem Kopf durch die Straßen, bis ich in der ferne den Bäcker sah zu dem ich regelmäßig ging. Der Verkäufer wirkte gereizt als ich ankam.
"Guten Morgen Marc, ist alles in Ordnung? Du siehst gereizt aus" begrüßte ich ihn.
"Guten Morgen Kadlin. Ja irgendein Spinner hat sein Auto vor meinen Laden gestellt, direkt in die Parkverbotszone. Können die Leute keine Schilder lesen!?" beschwerte er sich, ich sah zu dem Auto.
"Und dann noch so eine Olle Rostlaube" stellte ich fest.
"Warum rufst du nicht die Polizei?" fragte ich nach.
"Ach die kümmern sich doch nicht um solche Kleinigkeiten" ich schmunzelte. Wenn das Dean gehört hätte.
"Das übliche?" fragte Marc.
"Ja und noch ein paar andere Sachen"
"Oh hat da jemand Besuch?" kam es neugierig von ihm, ich lachte.
"Zwangsweise ja" er hob die Augenbrauen und packte meine Bestellung ein.
"Hier bitte"
"Danke, behalt den Rest" bedankte ich mich bei ihm und lief aus der Bäckerei, wo ich vor dem dreisten Falschparker stehen blieb.
"So was unverschämtes" fluchte ich vor mich hin, dann lief ich gerade mit schnellem Schritt los, als das Auto plötzlich explodierte und mich einige Meter nach vorne schleuderte...

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